Justizanstalt Schwarzau
Die Justizanstalt Schwarzau ist eine österreichische Strafvollzugsanstalt für weibliche Häftlinge in Schwarzau am Steinfeld in Niederösterreich. Die Anstalt ist das einzige Gefängnis in Österreich, in dem vorwiegend Frauen untergebracht werden, da diese lediglich 5 Prozent aller Strafgefangenen im gesamten österreichischen Strafvollzug ausmachen.
Konzeption
Allgemein werden in der Justizanstalt Schwarzau alle Haftstrafen an Frauen vollzogen, die über ein Strafmaß von 18 Monaten hinausgehen und bis zu lebenslänglich dauern können. Außerdem können in Schwarzau auch weibliche jugendliche Straftäterinnen und weibliche Häftlinge des Maßnahmenvollzugs gegen geistig abnorme und entwöhnungsbedürftige Rechtsbrecherinnen, sowie gegen gefährliche Rückfallstäterinnen untergebracht werden. Diese werden in gesonderten Abteilungen inhaftiert. Zudem können in der Justizanstalt Schwarzau auch 22 Männer, die sich im Entlassungsvollzug befinden, im Rahmen des gelockerten Strafvollzugs einquartiert werden. Neben den ausschließlich auf den Vollzug langstrafiger Haftstrafen ausgerichteten Justizanstalten Garsten, Graz-Karlau und Stein ist die Strafvollzugsanstalt in Schwarzau die einzige österreichische Hafteinrichtung, in der lebenslange Freiheitsstrafen im Regelvollzug vollzogen werden.
Insgesamt stehen in der Justizanstalt 193 Haftplätze – davon 171 für Frauen und 22 für Männer – zur Verfügung, wovon zum Stichtag 30. August 2007 nur 147 belegt waren. Damit ist die Justizanstalt Schwarzau mit einer Gesamtauslastung von 80,83 % die am schwächsten ausgelastete Strafvollzugseinrichtung in ganz Österreich. Die meisten anderen Justizanstalten haben mit einer massiven Überbelegung zu kämpfen. Das gesamte Areal der Strafvollzugsanstalt umfasst 24 Hektar.
Der Justizanstalt war bis zum November 2003 ein Gutshof mit etwa 70 Hektar landwirtschaftlich genutztem Ackerland angegliedert, auf dem die Häftlinge zur Arbeit herangezogen wurden. Dieses Agrargebiet wurde mittlerweile verkauft. Für die Betreuung von Kindern der Inhaftierten sowie für die Betreuung der Kinder der Justizwachebeamtinnen steht ein anstaltseigener Kindergarten zur Verfügung. Daneben gibt es auch eine spezielle Mutter-Kind-Abteilung, in der bis zu 10 Strafgefangene mit Kindern unter 3 Jahren gesondert untergebracht werden können. Als weitere Form der Vollzugslockerung gibt es ein vom restlichen Strafvollzug abgesondertes Freigängergebäude, in dem bis zu 24 Insassinnen untergebracht werden können, die tagsüber außerhalb der Anstalt einer Arbeit nachgehen.
Etwa jede zweite Insassin hat eine Freiheitsstrafe von über 5 Jahren abzubüßen, jede sechste wurde wegen eines Tötungsdelikts verurteilt. Im April 2008 waren in der Justizanstalt fünf zu einer Freiheitsstrafe auf Lebensdauer verurteilte Gefangene untergebracht.
Prominenter Häftling war die als „Schwarze Witwe“ in die österreichische Kriminalgeschichte eingegangene Serienmörderin Elfriede Blauensteiner.
Geschichte
Die Justizanstalt Schwarzau ist im Gebäude von Schloss Schwarzau untergebracht. Dieses Schloss war ursprünglich ein kaiserliches Jagdschloss und wurde zu einem nicht mehr genau zu datierenden Zeitpunkt zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert der Adelsfamilie Wurmbrand geschenkt. Wilhelm Graf von Wurmbrand und Stuppach ließ schließlich 1567 die Grundform des heutigen Gebäudes errichten. Im Jahre 1697 wurde der heute noch bestehende Barockbau erbaut, der am 27. August 1889 in den Besitz des Herzogs Robert von Bourbon-Parma überging. Dieser veränderte das Schlossgelände durch zahlreiche Um- und Zubauten.
Geschichte schrieb das Schloss, als es am 21. Oktober 1911 zum Ort der Vermählung des späteren Kaisers Karl von Österreich mit Prinzessin Zita von Bourbon-Parma wurde. Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Schloss von den Besitzern zu einem Kurheim und Spital umgewidmet. Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs wurde Schloss Schwarzau von der russischen Besatzungsmacht okkupiert. Am 24. November 1951, verkaufte der Alleinbesitzer, Elias von Bourbon-Parma, das Schloss samt Grundstück an die Republik Österreich.
Erst im Dezember 1957 konnte das Gebäude in seiner neuen Verwendung als „Frauenstrafanstalt Schwarzau“ in Betrieb genommen werden. In den Jahren von 1993 bis 1999 wurde unter Mitwirkung des Bundesdenkmalamts eine Generalsanierung der Schlossanlagen vorgenommen, die die Haftbedingungen an moderne Strafvollzugsstandards anpasste. Im Jahr 2008 wurde auch in der Justizanstalt Schwarzau ein Langzeitbesucherraum für Familienbesuche eingerichtet.[1]
Literatur
- „Die Kriminalisten“ (Vereinigung österreichischer Kriminalisten) (Hrsg.): Fünf Sterne für Schwarzau. Artikel in der Zeitschrift Kriminalpolizei, Ausgabe April/Mai 2008.
- Susanne Wolf: Mit dem Baby in der Gefängniszelle. Artikel in derStandard.at vom 20. Jänner 2012.
Weblinks
- Webauftritt der Justizanstalt Schwarzau im Justizressort
- Schwarzau am Steinfeld. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl
Einzelnachweise
- Yvonne Widler: Ein Schloss für kriminelle Frauen. In: Kurier. 22. Januar 2018, abgerufen am 22. Januar 2018.