Joseph Friedrich Leopold
Joseph Friedrich Leopold (auch: Josef, Iosef; latinisiert Josephus Fridericus Leopoldus; * 1668 in Augsburg; † 6. Februar 1727 ebenda) war ein deutscher Kupfer- und Notenstecher sowie Kunst- und Musik-Verleger und -händler.[1]
Leben
Leopold war seit dem 21. April 1698 mit Eleonora Magdalena Steudner, einer Tochter des Augsburger Kupferstechers und Kunstverlegers Philipp Steudner verheiratet.[2] Er war der Vater des Kupferstechers und Verlegers Johann Christian Leopold. Als Kupferstecher machte sich Leopold ab 1695 einen bleibenden Namen. Er gründete einen Verlag für Musiknoten, den sein Sohn bald zum bedeutendsten in Augsburg in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausbaute. Die Bedeutung des Firmengründers liegt jedoch in erster Linie in der frühen „Verbreitung kopierter oder nachgeahmter ausländischer Ornamentformen“, die er in Form von Vorlagebüchern herausgab und damit Illustrierten Drucken in Deutschland zum Aufschwung verhalf.[1]
Leopold arbeitete mit verschiedenen Künstlern und Kunsthandwerkern zusammen, etwa mit Johann Andreas Thelott, Albrecht Biller und Balduin Drentwett.[1]
Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek zählt in seinem Bestand unter der Überschrift Papierhistorische Sammlungen Leopold zu den Buntpapiermachern.[3] Laut Haemmerle fertigte er „Türkisch Papier“ und andere Buntpapiere; deswegen hatte er „Streitigkeiten wegen Kopierns mit Jakob Johann Crespi“.[2] Für seine metallisierten Papiere erhielt er 1726 ein kaiserliches Privileg. Haemmerle rechnete seine Brokatpapiere, „besonders solche mit Chinoiserien“, „zu den besten Erzeugnissen ihrer Art.“[2]
1719 übernahm Leopold den Augsburger Verlag von Johann Ulrich Krauß.[1]
Im Zeitraum von 1710 bis 1750 veröffentlichte die Verlegerfamilie zahllose Grafiken und Städteansichten.[4]
Werke
Ab 1695 stach Leopold insbesondere Bildnisse von Herrschern und viele andere Verlagswerke, Landkarten, Städteansichten und vor allem Ornamentwerke.[1]
- 1695: Triumphus Amoris, De Cunctis universi huius Incolis Actus, Emblematibus ac Symbolis Latinis, Italicis, Gallicis, Germanicis Oculis exhibitus. Oder: Die über den gantzen Erd-Cräiß Triumphirende Liebe / in nachdencklichen Sinn-Bildern / neben sehr curiosen Lateinischen / Italianische n/ Französischen und Teutschen Bey-Sprüchen / auch kurtzweiligen Versen/ fürgestellet. Augsburg 1695 nach der 1683 erschienenen „Emblemata amatoria des englischen Literaten Philip Ayres“[5]
- Ein neues Buch von allerhand Gold-Arbeit: auff unterschiedliche Art und Manier sehr wol u. nützlich Zu gebrauchen. Entwürfe des Goldschmieds David Baumann, Leopold, Augsburg 1695 (metmuseum.org).
- Vier Blätter mit Abbildungen sind unter dem Namen Schweinfurt (Schweinfurter Stadtansicht vor 1719) bekannt, im Original Scwinfurt, signiert mit Ioseph Fridrich Leopold.
- Ein Neudruck erschien 1961 in Schweinfurt durch den Historischen Verein e.V., die Gruppe des Kulturvereins e.V. und die Gruppe des Frankenbundes e.V.
- 1698: Blätter nach Aegidius Bichel.[6]
- Im Altarraum der Kirche St. Nikolaus in Farchach am Starnberger See finden sich zwölf kolorierte Kupferstiche hinter Glas von Aposteln und Evangelisten.[7]
- Fürstellung Derjenigen Statuen, Groupen, Bäder, Brunnen, Vasen wie auch anderer herrlichen Zierrathen welcher dergemahlen in den unvergleichlichen Königl. Schloß und in dem fürtrefflichen Garten zu Versailles zu sehen seyn. Zuerst nach den Originalien gezaichnet und zusammengetragen von Simon Thomassin. Augsburg 1750, Vorwort[8]
- Den kolorierten Kupferstich Die schwedischen Könige Gustav II. Adolf (1594-1632) und Karl XII. am Christusfelsen nennt das Schlesische Museum zu Görlitz sein Eigen.[9]
Notenwerke
- Leopold gab über seinen Verlag Werke verschiedener Komponisten heraus, darunter Sebastian Bodinus und Johann Caspar Ferdinand Fischer.[1]
Literatur
- Leopold, Josef Friedrich. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 23: Leitenstorfer–Mander. E. A. Seemann, Leipzig 1929, S. 93–94.
- A. Haemmerle: Evangelisches Totenregister zur Kunst- und Handwerksgeschichte Augsburgs. 1928, S. 28.
- Augsburger Barock. 1968, S. 416, 430 ff., 451.
- F. Krautwurst, W. Zorn: Bibliographie des Schrifttums zur Musikgeschichte der Stadt Augsburg. 1989.
- Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. 1997, S. 887 f., 1272, 1286.
Weblinks
- Lipsia (Leipzig) auf der Europeana.eu
- Joseph Friedrich Leopold (deutsch, 1668–1726). artnet.de
Einzelnachweise
- Josef Mančal: Leopold. 1) Josef Friedrich. In: Augsburger Stadtlexikon. 2., völlig neu bearbeitete und erheblich erweiterte Auflage, Perlach-Verlag, Augsburg 1998 (wissner.com).
- Albert Haemmerle: Buntpapier. Herkommen, Geschichte, Techniken, Beziehungen zur Kunst. Unter Mitarbeit von Olga Hirsch. Veränd. u. erw. Nachdruck. Callwey, München 1977, S. 124
- Papierhistorische Sammlungen / Buntpapiere / A - Z der Buntpapiermacher und Buntpapierfabriken (Memento vom 2. Juli 2011 im Internet Archive)
- Karl-Ludwig Lauer Medienberatung (gewerbliche Seite): Stadtansichten 1750
- Triumphus amoris, Augsburg 1695, abgebildet und erläutert über die Universitätsbibliothek Augsburg.
- Josef Friedrich Leopold. Victoria and Albert Collections.
- St. Nikolaus in Farchach / Patrozinium: 6. Dezember / Innenausstattung der Pfarrgemeinde Aufkirchen.
- Diana Schulze: Der Photograph in Garten und Park: Aspekte historischer Photographien öffentlicher Gärten in Deutschland von 1880 bis 1930 (= Epistemata, Reihe Literaturwissenschaft. Band 493, Königshausen und Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2699-3, S. 158 (books.google.de)).
- Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden, Seite des Schlesischen Museums zu Görlitz