Jordi Pujol
Jordi Pujol i Soley [ˈʒɔɾði puˈʒɔl] (* 9. Juni 1930 in Barcelona) ist ein spanischer Politiker und war von 1980 bis 2003 Regierungschef Kataloniens (Präsident der Generalitat de Catalunya) sowie bis 2003 Vorsitzender des Parteienverbandes Convergència i Unió. Er ist in zahlreiche Korruptionsskandale verstrickt, etwa in die Insolvenz der Banca Catalana, die er, sein Vater Florenci Pujol i Brugat sowie Francesc Cabana i Vancells 1959 gegründet hatten, den Korruptionsfall des Palau de la Música Catalana in Barcelona und den 3-%-Spendenskandal der Partei Convergència Democràtica de Catalunya.
Politisches Leben
Der gelernte Mediziner Jordi Pujol arbeitete bereits unter dem Regime Francos in der katalanischen Opposition und wurde 1960 zu sieben Jahren Haft verurteilt, allerdings bereits nach zweieinhalb Jahren entlassen. 1974 gründete er die nationale katalanische Partei Convergència Democràtica de Catalunya, die zwischen 1979 und 2015 zusammen mit der Unió Democràtica de Catalunya das Bündnis Convergència i Unió bildete. Er wurde 1980 zum Regierungschef Kataloniens gewählt und wurde 1984, 1988, 1992, 1995 und 1999 in diesem Amt bestätigt. Zur Wahl 2003 legte Pujol seine politischen Ämter nieder und übergab den Parteivorsitz an Artur Mas, der als Spitzenkandidat in der Parlamentswahl jedoch keine Mehrheit erringen konnte. Nachfolger Pujols im Amt des katalanischen Regierungschefs wurde der Sozialist Pasqual Maragall.
Korruption
2014 erklärte Pujol, dass er den Steuerbehörden jahrzehntelang ein Millionenvermögen im Ausland verschwiegen hatte.[1]
Aktuell laufen mehrere Gerichtsverfahren gegen Pujol und seine sieben Kinder wegen Geldwäsche und Korruption.[2]
Am 27. Oktober 2015 wurden verschiedene Anwesen, Büros und Firmensitze der Familie Pujol von der Polizei auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft durchsucht. Dabei wurden auch drei der sieben Kinder der Pujols verhaftet und anschließend verhört. Hierbei handelte es sich um Jordi Pujol Ferrusola, Josep Pujol Ferrusola und Pere Pujol Ferrusola. Ihnen wird Geldwäsche und Steuerhinterziehung im großen Ausmaß vorgeworfen.[3] Am 30. Oktober erklärte der Staatsanwalt, dass auf Konten von Jordi Pujol Júnior 11,5 Millionen Euro aus kriminellen Machenschaften stammten.[4] Weiter wurde bekannt, dass Mitglieder der Familie Pujol in den vergangenen Jahren Bargelder in Höhe von 31 Millionen Euro auf Bankkonten in Andorra eingezahlt hatten.[5]
Ebenfalls 2015 wurde bekannt, dass die Familie Pujol ihr Vermögen in verschiedenen Steueroasen versteckt hatte. Darunter die Bahamas, Belize, Liechtenstein, Jordanien, Madeira, die Britischen Jungferninseln, Guernsey, Panama, die Schweiz und Uruguay. Die Höhe des Gesamtvermögens der Familie ist bis heute nicht restlos geklärt.[6]
Um ihre illegalen Geschäftstätigkeiten in Andorra zu verschleiern nutzte die Familie Pujol religiöse Begriffe. So gaben sie sich z. B. das Alias „Sagrada Familia“ (Heilige Familie) oder die Ehefrau von Pujol, Marta Ferrusola Lladós, nannte sich „Madre Superiora“[7]
Aus einigen Untersuchungen der Behörden geht hervor, dass sein Sohn Jordi Pujol Ferrusola und dessen Exfrau Mercé Gironés Riera im Gegenzug zu Bauaufträgen öffentlicher Träger in Katalonien durch die Firmen Copisa, Isolux und Ente über 11 Millionen Euro an versteckten Kommissionen für fiktive Aufträge erhalten hatten. Diese geheimen Gelder wurden nicht nur in Steueroasen transferiert, sondern auch in Firmen in Mexiko, USA, Paraguay, Argentinien, Panama und in den Niederlanden investiert.[8][9]
Auszeichnungen
- 1980: Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
- 1988: Großkreuz des Ordens des Infanten Dom Henrique
- 1994: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
- 1996: Ordre national du Québec
- 1998: Kaiser-Maximilian-Preis
- 2002: Kleinstaatenpreis des Herbert-Batliner-Europainstitutes in Salzburg
Weblinks
Referenzen
Einzelnachweise
- Steueraffäre um Kataloniens Ex-Regierungschef Pujol. In: Watson vom 26. Juli 2014.
- Korrupter spanischer Clan schockt die Katalanen. In: Die Welt vom 28. Oktober 2014.
- La Policía registra las viviendas de Jordi Pujol y de tres de sus hijos. In: El País vom 27. Oktober 2015.
- "El juez afirma que Pujol ‘júnior’ cobró 11,5 millones de “origen criminal”. In: El País vom 30. Oktober 2015.
- Así saquearon Cataluña los Pujol. In: El Mundo vom 1. November 2015.
- „El holding de los Pujol: la UDEF revienta la conexión del clan con paraísos fiscales.“ In: ElConfidencial.com vom 7. Juni 2015. Abgerufen am 25. Dezember 2019 (spanisch)
- „Los Pujol operaban en Andorra bajo el alias de 'Sagrada Familia‘“, in El Mundo vom 29. September 2017, abgerufen am 25. Dezember 2019 (spanisch)
- „El clan Pujol ha dispersado en 10 paraísos fiscales su fortuna“. In Inversión Finanza (Finanza.com) vom 2. November 2015. Abgerufen am 25. Dezember 2019
- „Pujol transfería millones a sociedades inexistentes radicadas en paraísos fiscales.“ In El Taquigrafo, (eltaquigrafo.com) vom 21. März 2019. Am 25. Dezember abgerufen.