Johannes von Shanghai und San Francisco
Johannes von Shanghai und San Francisco (weltlicher Name Michail Borissowitsch Maximowitsch, russisch Михаил Борисович Максимо́вич; * 4. Junijul. / 16. Juni 1896greg. im Dorf Adamiwka im Gouvernement Charkow (heute Ukraine); † 2. Juli 1966 in Seattle) war Bischof der Russischen Auslandskirche und ist ein Heiliger der Orthodoxen Kirche. Von vielen orthodoxen Christen wird er als Wundertäter verehrt.
Leben
Michail ist aus der Familie Maximowitsch, der auch der in ebenfalls in der orthodoxen Kirche heiliggesprochene Johannes von Tobolsk (1651–1715) entstammt. Der Vater Michail war adeliger Marschall und sein Onkel Rektor der Universität Kiew. Von 1907 bis 1914 besuchte er die Militärschule von Poltawa, 1918 schloss er sein Studium an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Charkow ab. 1921, in der Zeit des russischen Bürgerkriegs, kam die Familie nach Belgrad, wo Michail bis 1925 an der dortigen Universität Theologie studierte. 1924 wurde er von Metropolit Antoni Chrapowizki zum Lektor in der russisch-orthodoxen Kirche ordiniert. 1926 empfing er als Johannes die Tonsur zum Mönchsstand und am 21. November desselben Jahres wurde er zum Mönchspriester geweiht. Von 1925 bis 1927 war er Religionslehrer an einer staatlichen serbischen Schule und von 1929 bis 1934 war er Lehrer und Tutor am serbischen Seminar des Heiligen Johannes des Theologen in Bitola, wo er die Göttliche Liturgie auch in griechischer Sprache zelebrierte. Bitola gehörte zur Diözese von Ochrid, in der damals Nikolaj Velimirović Bischof war. Der von der serbisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochene Bischof soll des Öfteren gesagt haben: „Wenn du einen lebenden Heiligen sehen willst, geh nach Bitola zu Vater Johannes.“ Auch auf die Studenten machte der asketische Priestermönch einen starken Eindruck.
Am 28. Mai 1934 wurde Johannes von Metropolit Antoni Chrapowizki zum Bischof geweiht. Der an einem Sprachfehler leidende Mönch protestierte zwar anfangs gegen die Ernennung, fügte sich aber dann im Gehorsam gegenüber seinen Vorgesetzten. Der auch körperlich kleine und schwach wirkende Bischof Johannes wurde nach Shanghai gesandt. Dort traf er auf eine auf Grund eines Jurisdiktionskonflikts zerstrittene Kirche und eine unfertige Kathedralkirche. Außerdem lebte ein Großteil der orthodoxen Gläubigen, unter denen viele Flüchtlinge aus der Sowjetunion waren, unter prekären Verhältnissen. Der Bischof versuchte den Menschen zu helfen und gründete unter anderem ein Waisenheim, in dem im Laufe der Zeit insgesamt 3.500 Kinder Zuflucht fanden. Bischof Johannes selbst lebte sehr einfach, trug nur billige chinesische Kleidung und ging oft barfuß, was ihm auch Kritik eintrug. In der Zeit der japanischen Besatzung geriet die russischsprachige Gemeinschaft unter großen Druck, in dieser Situation erklärte sich der Bischof selbst für eine begrenzte Zeit zum Leiter der russischen Kolonie.
Mit der Herrschaft des Kommunismus in China floh der Bischof mit den meisten Russen auf die Philippinen. 1951 wurde Bischof Johannes nach Westeuropa geschickt, zuerst nach Paris und dann nach Brüssel. Hier wendete er seine Aufmerksamkeit nicht nur der russischen Diaspora zu, sondern auch der lokalen Bevölkerung vor Ort. So wie er früher in Griechisch oder Chinesisch zelebrierte, feierte er nun die Liturgie auch auf Holländisch oder Französisch. Er gliederte auch westliche Heilige aus der Zeit vor dem morgenländischen Schisma in den orthodoxen Kalender ein.
1962 wurde Bischof Johannes nach San Francisco gesandt und dort zum Erzbischof. In San Francisco traf er auf eine ähnliche Situation wie 28 Jahre vorher in Shanghai: Eine gespaltene russische Gemeinschaft und eine unfertige Kathedrale. Wie in Shanghai schaffte es der nunmehrige Erzbischof auch hier, Frieden herzustellen und den Kathedralbau zu vollenden. In San Francisco wurde der Erzbischof aber auch angefeindet und wegen angeblicher Veruntreuung von Gemeindevermögen vor Gericht gebracht, dort aber vollständig entlastet. In seinen letzten Lebensjahren wurden zwei Charakterzüge des Bischofs deutlich sichtbar: einerseits eine Strenge etwa in liturgischen Dingen oder bei der Befolgung von Fastengeboten, andererseits Freundlichkeit und Fröhlichkeit. 1966 starb er bei einem Besuch in Seattle für viele unerwartet, er selbst soll aber seinen Tod vorausgesehen haben.[1]
Lebensweise, Wundertaten und Verehrung
Johannes von Shanghai war ein großer Asket, nur einmal am Tag soll er gegessen haben und nachts nur drei Stunden geschlafen haben und das nie im Liegen. In den ersten und letzten Tagen der Großen Fastenzeit soll er überhaupt nicht gegessen haben. Täglich feierte er die Göttliche Liturgie, auch wenn er krank war. Konnte er aus irgendeinem Grund die Göttliche Liturgie nicht feiern, empfing er die Kommunion. Von Johannes von Shanghai existieren viele Erzählungen, die unter anderem auch von seinem großen Gottvertrauen zeugen. So soll einmal eine schwer an Tollwut erkrankte Frau die heilige Kommunion ausgespien haben. Der Bischof soll sie aufgehoben und selber gegessen haben. Auf die Hinweise der Umstehenden, dass Tollwut sehr ansteckend sei, habe der Bischof geantwortet: "Es wird nichts passieren, das sind die Heiligen Gaben." Dem Bischof wird auch die Gabe der Hellsichtigkeit nachgesagt. Einmal wollte er einem alten Gefangenen die Kommunion ins Gefängnis bringen. Bevor er zu dem alten Mann kam, traf er im Gefängnis auf einen jungen Mann. Er holte ihn zu sich und sagte ihm, dass er ihm die Kommunion geben wolle. Der Mann kam, beichtete und empfing die Heiligen Gaben. Der Priester, der mit dem Bischof unterwegs war, fragte ihn, warum er denn die Kommunion dem jungen Mann und nicht dem alten gegeben habe. Bischof Johannes antwortete: "Er (der junge Mann) wird diese Nacht sterben, der andere aber, der ernstlich krank ist, wird noch viele Jahre lang leben." So soll es dann auch geschehen sein. Zahlreiche Heilungen von Krankheiten zu Lebzeiten und nach seinem Tod werden Johannes von Shanghai zugeschrieben. Seine Heiligsprechung durch die russisch-orthodoxe Kirche im Ausland erfolgte am 2. Juli 1994, durch die russisch-orthodoxe Kirche am 2. Juli 2008. Seine Gedenktage nach dem gregorianischen Kalender sind der 2. Juli und der 12. Oktober (Auffindung der Gebeine).[2]
Einzelnachweise
- Fr. Seraphim Rose and Abbot Herman: Saint John The Wonderworker (Memento des Originals vom 2. Februar 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; abgerufen am 16. Oktober 2012.
- Bishop Alexander (Mileant): Archbishop John the Wonderworker; abgerufen am 16. Oktober 2012.