Johann Kremenezky
Johann Kremenezky (auch: Kremenetzky, eigentlich Josef Josefowitsch Leibensohn; geb. 15. Februar 1848 in Odessa; gest. 25. Oktober 1934 in Wien) war Industrieller und Zionist.
Leben
Johann Kremenezky wurde 1848 in Odessa als Sohn des Josef und der Feige Leibensohn geboren, wobei er in späteren Jahren das Geburtsjahr 1850 verwendete und die Genehmigung zur Führung des Namens Kremenezky erhielt.[1]
Kremenezky war Elektroingenieur und hatte in Wien (wie Emil Rathenau in Berlin) die elektrische Beleuchtung eingeführt. Seine Fabrik Kremenezky, Mayer & Co, später Tungsram, war damals die größte ihrer Art in Europa. Er war einer der frühen Zionisten und engsten Mitarbeiter Theodor Herzls, Mitglied des Engeren Aktionskomitees von 1897 bis 1905. Im Jahr 1901 war er Gründer und bis 1907 Direktor des Jüdischen Nationalfonds. In der Anfangszeit des (politischen) Zionismus (ab 1896/1897) hatte er – neben Herzl – praktisch die ganze sich bildende Organisation allein finanziert (z. B. auch den häufig um Geld bettelnden Birnbaum).
Am 28. August 1899 war Kremenezky auch der Überbringer (wenn nicht gar der Geldgeber) des Bestechungsgeldes (10.000 frcs als „Anzahlung“) an Nouri Bey (Mehmet Nuri Bey, 1858–1908, seit 1893 bis zu seinem Tod Generalsekretär des türkischen Außenministeriums) im Hotel Imperial in Wien. Nouri Bey sollte Herzl dafür eine Audienz bei Sultan Abdul Hamid verschaffen.
Für den Fall seines vorzeitigen Todes hatte Herzl Kremenezky – neben Moritz Reichenfeld und David Wolffsohn – zum Vormund seiner Kinder bestellt.
Heimgekehrt von einem Ausflug auf den Semmering, erlitt Johann Kremenezky in seiner Wohnung einen Schlaganfall, an dessen Folgen er im Cottage-Sanatorium am 25. Oktober 1934 verstarb. Beim Begräbnis am 28. Oktober des Jahres sprach Rabbiner Arthur Zacharias Schwarz das Totengebet in Hebräisch und Deutsch.
Ehrungen
- 1881: Auszeichnung für eine Wechselstrommaschine anlässlich der Ersten elektronischen Ausstellung in Paris
- 1913: Verleihung der Ehrenmitgliedschaft im Elektrotechnischen Verein
- 1928: Verleihung des Ehrendoktorates der Technischen Hochschule Wien[2]
- 1929: Ernennung zum Bürger der Stadt Wien (8. Februar)[3][4]
- Verleihung des Berufstitel Kommerzialrat
- Ernennung zum Ehrenbürger von Tel Aviv
- Ernennung zum Ehrenbursch der Jüdisch-Akademischen Verbindung „Maccabäa“
- 1956: Benennung der Kremenetzkygasse in Wien-Simmering (11. Bezirk)[5]
Literatur
- Salomon Wininger: Große Jüdische National-Biographie. Band 4. Czernowitz 1930, S. 535. (Hier Geburtsdatum 15. Oktober 1850)
- Viktor Schützenhofer: Kremenezky, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 3 f. (Digitalisat). (Hier Geburtsdatum 15. Oktober 1850)
- Hillbrand: Kremenetzky (Kremenezky), Johann. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 252. (Hier Geburtsdatum 15. Februar 1850).
- Mascha Hoff: Johann Kremenezky und die Gründung des KKL. Lang, Frankfurt/M. u. a. 1986, ISBN 3-8204-8773-5. (Hier Geburtsdatum 15. Februar 1848).
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 3: Ha–La. Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 607 (Hier Geburtsdatum 15. Februar 1850).
Johann Kremenezky im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien (Hier Geburtsdatum 15. Februar 1850 und Hinweis auf andere genannte Daten). - Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer, Gabriele Mauthe: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 2: J–R. Hrsg. von der Österreichischen Nationalbibliothek. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8, S. 749 f. (Hier Geburtsdatum 15. Februar 1850).
- Kurt Jäger, Friedrich Heilbronner: Lexikon der Elektrotechniker. 2. Auflage. VDE-Verlag, Berlin, Offenbach 2010, ISBN 978-3-8007-2903-6 (Hier Geburtsdatum 15. Oktober 1850).
- Roman Sandgruber: Traumzeit für Millionäre. Die 929 reichsten Wienerinnen und Wiener im Jahr 1910. Styria Premium, Graz 2013, ISBN 978-3-222-13405-0. (Hier Geburtsdatum 15. Februar 1848).
Weblinks
- Eintrag zu Johann Kremenezky im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Eintrag über Johann Kremenezky in der Datenbank der Wilhelm-Exner-Medaillen-Stiftung.
- Tod des Großindustriellen Johann Kremenezky. In: Neue Freie Presse, 26. Oktober 1934, S. 7 (online bei ANNO). (Todesnachricht)
- Todesanzeigen. In: Neue Freie Presse, 27. Oktober 1934, S. 15 (online bei ANNO).
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Siehe dazu die auf den gesichertsten Unterlagen basierenden Informationen:
1.) Heirats- und Geburtsurkunde der Kinder Johann Kremenezkys im Matrikenamt der Israelitische Kultusgemeinde Wien, zitiert bei Mascha Hoff: Johann Kremenezky und die Gründung des KKL
2.) Die Steuerakte Johann Kremenezkys, zitiert bei Roman Sandgruber: Traumzeit für Millionäre. Die 929 reichsten Wienerinnen und Wiener im Jahr 1910. - Ehrendoktoren der Technischen Universität Wien (Memento des Originals vom 17. Oktober 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Von der Gemeinde Wien.. In: Wiener Zeitung, 14. Februar 1929, S. 1 (online bei ANNO).
Neue Bürger der Stadt Wien. Der Wiener Gemeinderat hat am vergangenen Freitag in vertraulicher Sitzung den Seniorchef der Firma Kremenezky Johann Kremenezky in Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Lichttechnik anläßlich seines 50-jährigen Wirkens in Wien zum Bürger der Stadt Wien ernannt. … - Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien in der Zeit vom 1. Jänner 1929 bis 31. Dezember 1931 unter dem Bürgermeister Karl Seitz, S. 40, Digital Online
- Kremenetzkygasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien