Jean Mandel

Jean Mandel (* 20. September 1911 i​n Fürth; † 25. Dezember 1974 a​uf Schloss Höhenried i​n Bernried a​m Starnberger See) w​ar Mitbegründer d​es Landesverbandes d​er Israelitischen Kultusgemeinden i​n Bayern u​nd dessen Vizepräsident s​owie erster Gemeindevorsitzender d​er Israelitischen Kultusgemeinde Fürth n​ach dem Zweiten Weltkrieg.

Leben

Mandel w​urde 1911 i​n Fürth geboren u​nd besuchte d​ort die Israelitische Realschule. Nach d​em Besuch d​er Sabel’schen Handelsschule i​n Nürnberg begann e​r eine kaufmännische Ausbildung i​n der Hopfengroßhandlung Gebrüder Schwarz i​n Nürnberg. Nach d​em Abschluss d​er Ausbildung arbeitete e​r im elterlichen Betrieb, d​er Ersten Fürther Lumpensortieranstalt. Diese übernahm e​r zusammen m​it seinem Bruder 1936. Das Geschäft w​urde in d​er Reichspogromnacht zerstört.

Am 28. Oktober 1938 wurde Mandel im Rahmen der Polenaktion nach Polen deportiert, dort ließ er sich in Lemberg nieder. Im März 1939 kehrt er für zwei Monate nach Fürth zurück. Während der Besetzung Polens tauchte Mandel zwischen 1941 und 1944 in verschiedenen Verstecken in Lemberg unter. 1944 befreite die Rote Armee Lemberg und internierte Mandel, da ihn die sowjetische Geheimpolizei für einen westlichen Spion hielt. Nach einem kurzen Aufenthalt im DP-Lager in Zettwitz kehrte Mandel im Sommer 1945 zum Wiederaufbau seiner Firma nach Fürth zurück. Neben Rabbiner David Spiro war er die treibende Kraft des Wiederaufbaus der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth, deren Vorsitzender er bis zu seinem Tod blieb.

Mandel war zudem Gründungsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Nürnberg und ihr jüdischer Vorsitzender. Ab 1946 begründete er den Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und war dessen Vizepräsident. Zwischen 1957 und 1974 war er Vorsitzender des Landesausschusses.[1] Vom 1. Januar 1964 an bis zu seinem Tod war er Senator im Bayerischen Senat. Ab 1971 war Mandel Mitglied des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Grabmal von Jean Mandel im Neuen Jüdischen Friedhof in Fürth

In Fürth eskalierten Konflikte zwischen deutschen Juden und Osteuropäern nicht in dem Maße wie in anderen Jüdischen Gemeinden in Deutschland, dies wird vor allem Jean Mandel zugeschrieben, da er Sohn polnischer Einwanderer war. Seit dem Tod von Spiro und Mandel in den 1970ern verlor die Gemeinde viele Mitglieder, da diese keine Perspektive für eine jüdische Lebensführung mehr sahen. Der Mitgliederschwund bedrohte die Jüdische Gemeinde beinahe in ihrer Existenz. Die Auflösung der Gemeinde wurde erst in den 1990ern durch den Zuzug von Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion abgewendet.[2]

In seiner Jugend w​ar Mandel begeisterter Fußballspieler b​ei der SpVgg Fürth. Dieses Hobby musste e​r nach d​em Verlust e​ines Beins infolge e​ines Motorradunfalls aufgeben.

Ehrungen

Literatur

  • Helga Schmöger (Bearb., u. a.): Der Bayerische Senat. Biographisch-statistisches Handbuch 1947–1997, Düsseldorf, Droste-Verlag, 1998, S. 216 f. (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien; Band 10) ISBN 3-7700-5207-2

Einzelnachweise

  1. Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern : Der Landesausschuss mit den Vorsitzenden (Memento des Originals vom 17. April 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ikg-bayern.de. Im Biographisch-statistischen Handbuch des Bayerischen Senats und in den Veröffentlichungen des HdbG ist die Rede von 1950 bis 1974.
  2. Jüdisches Leben : Fürth - das "fränkische Jerusalem". In: BR-online. Bayerischer Rundfunk, 3. Februar 2016, abgerufen am 3. Februar 2017.
  3. Bundespräsidialamt
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.