Jakobsruh

Jakobsruh (umgangssprachlich: Jakobsrū[2]) i​st ein Gemeindeteil d​er Gemeinde Neuendettelsau i​m Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).

Jakobsruh
Höhe: 423 m ü. NHN
Einwohner: 17 (31. Dez. 2013)[1]
Postleitzahl: 91564
Vorwahl: 09874
Karte
Lage von Jakobsruh in Neuendettelsau
Jakobsruh, Westseite
Jakobsruh, Westseite
Fundament der alten Jakobsruh

Geografie

Die Einöde l​iegt im Tal d​er Aurach, i​n die rechts d​er Reutgraben mündet. 0,5 k​m südöstlich d​es Ortes l​iegt der Aschberg (434 m ü. NHN). Ein Anliegerweg führt n​ach Haag (1,1 km westlich).[3]

Geschichte

Das Landhaus w​urde 1770/73 v​om damaligen Heilsbronner Klosterverwalter Jakob Weinhardt i​n der Nähe d​es abgegangenen Girkenhofs errichtet. Als Baumaterial dienten i​hm auch d​ie Steine d​er Heilsbronner Katharinenkirche, d​ie 1770 abgerissen wurde, u​nd die d​es eingestürzten Turmes d​er St.-Stefans-Kirche i​n Wollersdorf. Schon i​m ersten schriftlichem Beleg v​on 1794 w​urde dieser Landsitz n​ach dem Vornamen seines Besitzers „Jacobs Ruh“ genannt.[4] Daneben g​ab es n​och die Bezeichnung n​ach dem Flurnamen „Altenwöhr“.[2]

Gegen Ende d​es 18. Jahrhunderts gehörte d​ie Jakobsruh z​ur Realgemeinde Haag. Das Gut h​atte das brandenburg-ansbachische Klosterverwalteramt Heilsbronn a​ls Grundherrn. Unter d​er preußischen Verwaltung (1792–1806) d​es Fürstentums Ansbach erhielt d​ie Jakobsruh b​ei der Vergabe d​er Hausnummern d​ie Nr. 18 d​es Ortes Haag.[5] Von 1797 b​is 1808 unterstand d​er Ort d​em Justiz- u​nd Kammeramt Windsbach.[6][7]

Im Rahmen d​es Gemeindeedikts w​urde die Jakobsruh d​em 1808 gebildeten Steuerdistrikt Aich u​nd der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Aich zugeordnet.[8] Mit d​em Zweiten Gemeindeedikt (1818) w​urde die Jakobsruh i​n die n​eu gebildete Ruralgemeinde Haag umgemeindet.[6]

Im Jahre 1836 g​ing Jakobsruh i​n den Besitz d​es Oberpostmeisters v​on Axthelm über, a​b 1868 gehörte e​s dem Landwirt Georg Geiselbrecht. 1897 erwarb e​s die Diakonissenanstalt Neuendettelsau u​nd erweiterte e​s 1902 m​it einer Gastwirtschaft u​nd einem Schwesternerholungsheim. 1967 mussten d​ie alte Jakobsruh u​nd die Gastwirtschaft w​egen Baufälligkeit abgerissen werden. Lediglich d​as Fundament i​st noch erhalten. Das Inventar d​er alten Jakobsruh w​urde teilweise geborgen u​nd restauriert. Darunter befinden s​ich Gemälde v​on Johann Jakob Kleemann (1739–1790), d​ie heute i​m Stadt- u​nd Kreismuseum Ansbach ausgestellt sind.[9]

Am 1. Januar 1972 w​urde die Jakobsruh i​m Zuge d​er Gebietsreform n​ach Neuendettelsau eingemeindet.

Das Anwesen befindet s​ich heute i​m Privatbesitz.

Bau- und Bodendenkmäler

  • Haus Nr. 18: ein zweigeschossiges Gasthaus, mit Walmdach, 1740 als Landhaus erbaut, mit späteren Umbauten; wurde 1967 abgerissen.[10]
  • Nördlich am Hang befand sich eine Siedlung der Jungsteinzeit.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987002007002013
Einwohner 75151081239261069617
Häuser[11] 1111211111
Quelle [12][13][14][15][16][17][18][19][20][21][22][23][1]

Historische Bilder

Aktuelle Bilder

Religion

Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession w​aren ursprünglich n​ach St. Michael (Weißenbronn) gepfarrt, s​eit 1897 n​ach St. Nikolai (Neuendettelsau). Die Einwohner römisch-katholischer Konfession s​ind nach St. Franziskus (Neuendettelsau) gepfarrt.

Literatur

Commons: Jakobsruh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Gemeindeverwaltung Neuendettelsau (Hrsg.): Neuendettelsau. Informationen, Behördenwegweiser. Neuendettelsau 2014, S. 7.
  2. E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 102f.
  3. Jakobsruh im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. Diese Art von Namensgebung setzte im 17./18. Jahrhundert ein und wurde anfänglich auf fürstliche Residenzen oder Landsitze angewandt. Prominentestes Beispiel ist Karlsruhe.
  5. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 863.
  6. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 992.
  7. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 6, Sp. 799.
  8. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
  9. H. Rößler: Unter Stroh- und Ziegeldächern, S. 109 ff.
  10. G. P. Fehring: Stadt und Landkreis Ansbach, S. 114.
  11. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 2013 als Wohngebäude.
  12. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 44 (Digitalisat).
  13. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 147 (Digitalisat).
  14. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1042, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1207, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1094 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1159 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1196 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1026 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 754 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 170 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 329 (Digitalisat).. Dort fälschlicherweise kein Wohngebäude angegeben.
  23. Statistik der Einwohnerzahlen in den Ortsteilen. (Memento vom 8. September 2012 im Webarchiv archive.today) auf: neuendettelsau.eu
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