Jakob Huldreich Bachmann

Jakob Huldreich Bachmann (* 21. November 1843 i​n Stettfurt; † 26. August 1915 ebenda) w​ar ein Schweizer Jurist, Bundesrichter u​nd Politiker.

Familie

Bachmann w​ar der Sohn d​es reichen Gutsherrn, Oberrichters u​nd Kantonsrats Johann Jakob Bachmann u​nd der Enkel v​on Johann Rudolf Wegelin. 1876 heiratete e​r Anna Gertrud Lüti, Tochter d​es Jakob Lüti, Kaufmann. Das Paar h​atte vier Kinder: Anne Bachmann, Marie Elise Bachmann (1879–1955), Otto Bachmann (verstarb i​m Kindesalter) u​nd Clara Bachmann (verstarb m​it 24 Jahren a​n einer Lungenkrankheit).[1] Alle v​ier Kinder blieben l​edig und verstarben o​hne Kinder, d​ie Alleinerbin Marie Elise Bachmann vermachte d​as Familienvermögen d​er «Bachmann’schen Stiftung» (heute dialogos), d​ie ein Wohnheim für psychisch beeinträchtigte Menschen führt.[1]

Vater Johann kaufte 1867 d​as Schloss Frauenfeld d​em Kanton für 40'000 Fr. ab, u​m es v​or dem Abriss z​u retten, u​nd Jakob Bachmann nutzte e​s als Wohnsitz (neben e​iner Wohnung i​n Zürich u​nd einem Landgut i​n Stettfurt) b​is 1895, a​ls Bachmann a​ls Bundesrichter n​ach Lausanne ging.[1]

Karriere

Bachmann studierte zuerst 1862–1863 Philosophie i​n Zürich u​nd Heidelberg u​nd absolvierte d​ann 1863–1867 zusätzlich e​in Rechtsstudium i​n Heidelberg, Leipzig, Berlin u​nd Zürich. In 1867 erwarb e​r den Dr. iur. u​nd 1869 d​as Thurgauer Anwaltspatent. Bis 1895 w​ar er Anwalt i​n Frauenfeld, z​udem verfolgte e​r eine Karriere a​ls Richter: 1871–1872 w​ar er Vize-Verhörrichter, 1872–1893 Bezirksrichter (1873–1893 Präsident), 1894–1895 Richter a​m Ober- u​nd 1896–1904 a​m Bundesgericht (1902–1904 Präsident). 1878–1889 w​ar er Mitglied d​es kantonalen Kriegsgerichts, 1890–99 Grossrichter d​er 7. Division (als Major).

1875–1896 wirkte Bachmann i​m Thurgauer Kantonsrat. 1880 gehörte e​r dem Thurgauer Zentralkomitee g​egen eine erneute Bundesreform an. 1881–1895 s​ass er i​m Nationalrat (1895 Nationalratspräsident). Er g​alt bei seiner Wahl a​ls «konservativ angehaucht». In d​er Bundesversammlung w​ar er zunächst d​er Mitte, d​ann dem liberal-demokratischen Flügel zuzurechnen. Sowohl i​m Rat w​ie in d​er Volksabstimmung bekämpfte d​er Grossgrundbesitzer u​nd Bankier d​as neue Schuldbetreibungs- u​nd Konkursgesetz, d​as 1892 i​n Kraft trat, erfolglos.

Ab 1872 w​ar er Verwaltungsrat d​er Thurgauischen Hypothekenbank (1880 Mitglied d​er Kommission, a​b 1884 d​eren Präsident), 1878–1894 d​er Nordostbahn (ab 1890 Präsident, 1894 a​uf Betreiben v​on Adolf Guyer-Zeller ersetzt). Der religiöse Bachmann w​ar 1870–1895 Mitglied d​er evangelischen Synode s​owie 1878–1895 d​es Kirchenrats. 1890 stiftete e​r den Helm d​es Stettfurter Kirchturms s​amt vier Glocken; 1906 l​egte er d​en finanziellen Grundstein für e​in neues Pfarrhaus.

Einzelnachweise

  1. Aline von Raszewski: Marie Bachmanns Vermächtnis: Schloss Frauenfeld und das Historische Museum Thurgau. In: Mittelalter. 25. Jg., Nr. 2, Juni 2020, S. 32–43, abgerufen am 21. Februar 2022 (archiviert in E-Periodica der ETH Zürich).
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