Jakob Grimminger
Jakob Grimminger (* 25. April 1892 in Augsburg; † 28. Januar 1969 in München) war ein deutscher SS-Führer. Grimminger wurde vor allem bekannt durch seine Rolle in der nationalsozialistischen Propaganda, in der er seit den 1920er Jahren als „Träger der Blutfahne“ in Erscheinung trat.
Leben
Jugend und Erster Weltkrieg
Grimminger war ein Sohn des Werkmeisters Josef Grimminger und seiner Ehefrau Wilhelmine, geb. Gruber.[1] In seiner Jugend besuchte Grimminger die Volksschule. Anschließend wurde er zum Modellschreiner ausgebildet. Mit 16 Jahren meldete er sich freiwillig zur Armee. Von 1914 bis 1917 wurde er während des Ersten Weltkriegs als Mechaniker bei den Fliegertruppen im Elsass, in Flandern und in Frankreich eingesetzt. Im Sommer 1917 wechselte er als Pionier-Werkmeister-Anwärter zur Infanterie, mit der er bis Ende 1918 in Palästina gegen die Briten und Araber unter T. E. Lawrence kämpfte. Er wurde u. a. mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet[2]. Bei Kriegsende wurde Grimminger bis März 1919 in einem Gefangenenlager am Bosporus interniert. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er am 3. April 1919 aus dem Armeedienst entlassen.
Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus
Nach dem Krieg arbeitete Grimminger für die Maschinenfabrik F.F. Kustermann in München. Bereits im Juli 1922 schloss er sich der NSDAP an und wurde auch Mitglied der SA. Noch im selben Jahr wurde er für den „Stoßtrupp Adolf Hitler“ ausgewählt, einer anfänglich nur zwölf Mann starken Einheit, die zum persönlichen Schutz von Hitler gegründet worden war und die in der Folgezeit auf über 30 Mann aufgestockt wurde. Am 8. und 9. November 1923 beteiligte er sich am Hitlerputsch in München.
Anlässlich der Neugründung der NSDAP im Frühjahr 1925 trat Grimminger der Partei erneut bei. In der neuen NSDAP erhielt er die Mitgliedsnummer 759. Am 25. Februar 1926 trat Grimminger in die 1925 als Hitlers „Prätorianergarde“ gegründete SS ein. Zu dieser Zeit gehörte er zu den ersten acht Mitgliedern der von Sepp Dietrich geführten Münchener SS-Standarte 1.
Die elitäre Stellung der SS wurde dadurch unterstrichen, dass Hitler ihr auf dem 1926 in Weimar stattfindenden ersten Reichsparteitag der NSDAP die Verwahrung der Blutfahne übertrug. Aufgrund des schwachen Gesundheitszustandes von Heinrich Trambauer, dem regulären Träger der Blutfahne, übernahm Grimminger schließlich die Aufgabe des zweiten Trägers der Fahne und wurde schließlich ständiger vorberechtigter Träger der Fahne. In dieser Eigenschaft spielte er eine maßgebliche Rolle bei dem Kult, den die Nationalsozialisten um die Blutfahne und die Ereignisse des Hitler-Putsches von 1923 trieben: Bei den Reichsparteitagen der NSDAP trat Grimminger mit der Blutfahne stets in der unmittelbaren Nähe Hitlers auf, der die jeweils neuen SA- und SS-Standarten „weihte“, indem er diese von Grimminger mit der Blutfahne berühren ließ.
Als Heinrich Himmler 1929 die Führung der SS übernahm und sie grundlegend neu zu organisieren begann, gehörte Grimminger zu den 280 SS-Männern, die Himmler in „seine“ Organisation übernahm. Den Dienstalterslisten der SS zufolge führte Grimminger spätestens seit dieser Zeit die Mitgliedsnummer 135.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung erhielt Grimminger eine Anstellung beim Fürsorgeamt der Stadt München und wurde dort um 1937 Ratsherr. Innerhalb der SS war er seit 1931 dem Stab der 1. SS-Standarte in München bzw. später dem Stab des SS-Oberabschnitts Süd zugeteilt, denen er als SS-Ehrenführer angehörte. Den Höhepunkt seiner SS-Karriere erreichte Grimminger, der seit dem 1. August 1936 mit Hildegard Weber verheiratet war, im April 1943 mit der Beförderung zum SS-Standartenführer.
Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Grimminger wegen seiner Mitgliedschaft bei der SS vor ein alliiertes Gericht gestellt. Obwohl er nicht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, beschlagnahmten die Alliierten 1947 sein gesamtes Vermögen.
Ab 1948 lebte Grimminger nach dreijähriger Internierung wieder in München, in den 1960er Jahren zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück und starb verarmt am 28. Januar 1969. Grimminger wurde zuerst auf dem Münchener Waldfriedhof beerdigt, das Grab wurde jedoch später aufgelöst. Seine sterblichen Überreste wurden in ein anonymes Grab in der Gemeinde Herzebrock-Clarholz umgebettet[3].
2011 erschien im rechtsextremen Winkelried-Verlag das Buch Der Kornett der Blutfahne. Die privaten Aufzeichnungen von Jakob Grimminger.
Beförderungen
- September 1926: SS-Scharführer
- März 1929: SS-Truppführer
- 11. Juli 1931: SS-Sturmführer
- 31. Juli 1933: SS-Obersturmführer
- 9. November 1933: SS-Hauptsturmführer
- 20. April 1935: SS-Sturmbannführer
- 13. Juni 1936: SS-Obersturmbannführer
- 20. April 1943: SS-Standartenführer
Weblinks
- Jakob Grimminger (Nr. 135)
- Jakob Grimminger
Einzelnachweise
- Bayerisches Staatsarchiv München: Polizeidirektion München Nr. 6703, Bl. 2: Vernehmung Grimmingers mit Angaben zur eigenen Person vom 25. Juli 1923.
- Gordon Williamson: Die SS – Hitlers Instrument der Macht. Neuer Kaiser Verlag 1998, S. 260
- Eintrag auf Find A Grave