Jörg Gudzuhn
Jörg Gudzuhn (* 23. März 1945 in Seilershof) ist ein deutscher Schauspieler.
Leben
Gudzuhn besuchte von 1951 bis 1959 die Grundschule, anschließend das Bertha-von-Suttner-Gymnasium in Berlin-Reinickendorf. Nach dem Bau der Berliner Mauer konnte er das in West-Berlin gelegene Gymnasium nicht weiter besuchen und brach die Schule kurz vor dem Abitur ohne Abschluss ab. Nachdem er zunächst im Wälzlagerwerk „Josef Orlopp“ in Berlin-Lichtenberg gearbeitet hatte, begann er eine Lehre als Haus- und Wandmaler. 1966 machte er seinen Facharbeiterbrief und arbeitete kurzzeitig in dem Beruf. Nebenbei besuchte Jörg Gudzuhn die Volkshochschule, holte sein Abitur nach und begann in einer Laientheatergruppe zu spielen. Jörg Gudzuhn besuchte von 1966 bis 1970 die Staatliche Schauspielschule Ernst Busch in Berlin[1].
Bereits Ende der 1960er Jahre erhielt Jörg Gudzuhn erste Angebote vom Fernsehen der DDR. Wie viele seiner Kollegen war er in zahlreichen TV-Spielen der Reihen Der Staatsanwalt hat das Wort und Polizeiruf 110 zu sehen. Verstärkt wurde er ab den 1970er Jahren engagiert. Nach Engagements in Karl-Marx-Stadt im Städtischen Theater (von 1970 bis 1974) und in Potsdam im Hans Otto Theater (von 1974 bis 1976) trat er von 1976 bis 1987 im Maxim-Gorki-Theater in Berlin auf. Seit 1987 ist Jörg Gudzuhn festes Ensemble-Mitglied am Deutschen Theater Berlin. Er wirkte u. a. bei den Salzburger Festspielen mit. Auch im vereinigten Deutschland setzte Jörg Gudzuhn seine Karriere im Fernsehen fort. 1992/93 zeigte er als „Cowboy“ in sechs Folgen der TV-Serie Liebling Kreuzberg sein komödiantisches Talent. Besondere Bekanntheit erreichte Gudzuhn durch seine Rolle als Kommissar Joe Hoffer in der ZDF-Krimiserie Der letzte Zeuge (1998–2007), in der er an der Seite von Ulrich Mühe und Gesine Cukrowski spielte. Als Leibwächter Manne Schacht im Fernsehfilm Im Schatten der Macht (2003) von Oliver Storz über den politischen Sturz Willy Brandts wurde der Darsteller als ausgezeichnet gelobt. 1998 erhielt Jörg Gudzuhn den Adolf-Grimme-Preis. Von 2002 bis 2010 spielte Gudzuhn rund 100 Mal in dem Einpersonen-Stück Leben bis Männer von Thomas Brussig einen Fußballtrainer.[2]
Jörg Gudzuhn lebt mit seiner Frau Christel in Berlin.
Filmografie
- 1970: Der Staatsanwalt hat das Wort, Folge: Strafversetzt (TV-Serie)
- 1970: März 1920
- 1973: Stülpner-Legende (TV-Reihe)
- 1973: Antigone
- 1975: Till Eulenspiegel
- 1975–1978: Gefährliche Fahndung (TV-Serie)
- 1977: Das Verhör
- 1977: Dantons Tod (Studioaufzeichnung Fernsehen)
- 1977: Der Staatsanwalt hat das Wort, Folge: Ein Strauß roter Nelken (TV-Serie)
- 1978: Die Urlauber
- 1978: Marx und Engels. Stationen eines Lebens (TV-Serie)
- 1978: Der Fall Brian O’Hara
- 1979: Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück
- 1979: Polizeiruf 110: Barry schwieg (TV-Reihe)
- 1980: Muhme Mehle (Fernsehfilm)
- 1980: Hedda Gabler (Studioaufzeichnung Fernsehen)
- 1980: Nachtasyl
- 1981: Kabale und Liebe
- 1982: Die Fische
- 1982: Die Generalprobe
- 1983: Das Luftschiff
- 1983: Das Interview
- 1984: Drei Schwestern (Fernsehfilm)
- 1984: Ein Sommernachtstraum
- 1984: Die Grünstein-Variante
- 1984: Die ewigen Gefühle
- 1984: Eine sonderbare Liebe
- 1986: Fahrschule
- 1988: Fallada – Letztes Kapitel
- 1989: Nathan der Weise
- 1989: Diktatur des Gewissens
- 1991: Ende der Unschuld (TV-Mehrteiler)
- 1991: Verfehlung
- 1991: Der zerbrochne Krug
- 1992: Moebius
- 1992: Die Verfehlung
- 1993: Karate-Bill kehrt zurück
- 1993–1994: Liebling Kreuzberg, Folgen 31–36, 39 (TV-Serie)
- 1994: Polizeiruf 110: Bullerjahn (TV-Reihe)
- 1994: Das Phantom – Die Jagd nach Dagobert
- 1994: Mordgeschichten, Folge: Profis (TV-Serie)
- 1995: Die Männer vom K3, Folge: Geschäft mit dem Tod (TV-Serie)
- 1995: Die Straßen von Berlin – Dunkelrote Rosen
- 1996: Doppelter Einsatz, Folge: Happy Birthday
- 1996: Kinder ohne Gnade
- 1996: Atemlos durch die Nacht
- 1997: Viel Spaß mit meiner Frau
- 1998: Freiwild
- 1998–2007: Der letzte Zeuge (TV-Serie)
- 1999: Jacks Baby!
- 2000: HeliCops – Einsatz über Berlin, Folge: Die Brodsky-Variante (TV-Serie)
- 2000: Crazy
- 2000: Wolffs Revier, Folge: Tanz mit dem Teufel (TV-Serie)
- 2003: Im Schatten der Macht (TV-Mehrteiler)
- 2008: Tatort – Blinder Glaube (TV-Reihe)
- 2012–2017: Heiter bis tödlich: Alles Klara (Fernsehserie)
- 2012: Das Traumschiff – Bali
- 2012: Lena Fauch und die Tochter des Amokläufers
- 2013: Lena Fauch – Gefährliches Schweigen
- 2014: Altersglühen – Speed Dating für Senioren
- 2014: Das Ende der Geduld
- 2014: Lena Fauch – Vergebung oder Rache
- 2015: Das Traumschiff – Kanada
- 2015: Krüger aus Almanya
- 2015: Polizeiruf 110: Wendemanöver (Doppelfolge, TV-Reihe)
- 2016: Lena Fauch – Du sollst nicht töten (Fernsehfilm)
- 2016: Familie Lotzmann auf den Barrikaden
- 2017: Krügers Odyssee
- 2018: Küss die Hand, Krüger
- 2018: Hanne
- 2020: Kryger bleibt Krüger
- 2020: Alte Bande
- 2022: Das Begräbnis[3]
Theater
- 1974: Alfred Matusche: An beiden Ufern (Max) – Regie: Rolf Winkelgrund (Hans Otto Theater Potsdam)
- 1990: Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug (Dorfrichter Adam) – Regie: Thomas Langhoff (Deutsches Theater Berlin)
- 1991: William Shakespeare/Heiner Müller: Hamlet/Maschine (Claudius) – Regie: Heiner Müller (Deutsches Theater Berlin)
- 1992: Klaus Pohl: Karate-Billi kehrt zurück (Billi Kotte) – Regie: Alexander Lang (Deutsches Theater Berlin)
Hörspiele
- 1974: Joachim Nowotny: Ein altes Modell – Regie: Walter Niklaus (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1976: Rudolf Braune: Das Mädchen an der Orga Privat (Fritz) – Regie: Barbara Plensat (Rundfunk der DDR)
- 1976: Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas (Junker von Tronka) – Regie: Hans-Dieter Meves (Rundfunk der DDR)
- 1980: Wolfgang Mahlow: Zwischen gestern und morgen (Lehrer) – Regie: Christa Kowalski (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1980: Michail Bulgakow: Die Kabale der Scheinheiligen (d’Orsini) – Regie: Werner Grunow (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1982: E. T. A. Hoffmann: Wenn man einen Nußknacker liebt (Erzähler) – Regie: Christa Kowalski (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1982: Peter Hacks: Das Turmverließ – Geschichten Henriette und Onkel Titus (Kapitän Schwetje) – Regie: Fritz Göhler (Kinderhörspiel – Litera)
- 1982: Johann Wolfgang von Goethe: Stella – Regie: Fritz Göhler (Rundfunk der DDR)
- 1988: Anton Tschechow: Krankensaal Nr. 6 (Dr. Ragin) – Regie: Joachim Staritz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1996: Franz Zauleck: Olga bleibt Olga – Regie: Karlheinz Liefers (Kinderhörspiel – DLR Berlin)
- 2003: Manfred Zauleck: Die Reise nach Baratonga – Regie: Wolfgang Rindfleisch (Kinderhörspiel – DLR Berlin)
- 2010: Jakob Arjouni: Der heilige Eddy (König) – Bearbeitung und Regie: Judith Lorentz (DKultur)
- 2014: Mario Göpfert: Sonnenglut und Wüstenpferd – Regie: Christine Nagel (Kinderhörspiel – DKultur)
Hörbücher
- Rummelplatz, Der Audio Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-89813-674-7 (Lesung, 6 CDs, 476 min)
Auszeichnungen
- 1983: Kunstpreis der DDR[4]
- 1988: Hauptdarstellerpreis auf dem 5. Nationalen Spielfilmfestival der DDR für Fahrschule
- 1998: Adolf-Grimme-Preis für den Fernsehfilm Viel Spaß mit meiner Frau (gemeinsam mit Regisseur Peter Welz und Schauspielkollege Jörg Schüttauf)
Literatur
- Ingrun Spazier, Günter Schulz: Jörg Gudzuhn – Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 25, 1995.
- Kurzbiografie zu: Gudzuhn, Jörg. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Der ungeteilte Himmel. Schauspieler aus der DDR erzählen. Verlag Neues Leben Berlin, 2009. ISBN 978-3-355-01764-0
- C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 255.
Weblinks
- Jörg Gudzuhn in der Internet Movie Database (englisch)
- Biografie auf defa-stiftung.de
- Jörg Gudzuhn bei filmportal.de
Einzelnachweise
- Jörg Gudzuhn bei filmportal.de , abgerufen am 18. Februar 2022
- Thomas Brussigs „Leben“ läuft zum letzten Mal. Berliner Morgenpost, 11. März 2010
- Manuel Weis: Das Erste zeigt Impro-Serie "Das Begräbnis" ab Januar. In: dwdl.de. 6. Dezember 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- Die Kunstpreisträger des Jahres 1983, In: Neues Deutschland, 18. Mai 1983, S. 4