Invincible-Klasse (1908)
Die Invincible-Klasse war eine Klasse von drei Kriegsschiffen der Royal Navy, bei denen die Prinzipien der Panzerkreuzer und des Schlachtschiffs zu einem neuen Schiffstyp, dem Schlachtkreuzer, vereint wurden. Die Klasse wurde im Ersten Weltkrieg eingesetzt und legte den Grundstein für viele Neubauten.
Invincible-Klasse | |
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Übersicht | |
Typ: | Schlachtkreuzer |
Einheiten: | 3 |
Vorgängerklasse: | keine |
Nachfolgerklasse: | Indefatigable-Klasse |
Technische Daten | |
Verdrängung: | leer: 17.420 Tonnen |
Länge: | über alles: 172,8 m |
Breite: | 23,9 m |
Tiefgang: | max: 9,1 m |
Geschwindigkeit: | 25 kn |
Reichweite: | 3090 Seemeilen bei 10 Knoten |
Antrieb: | 4 Schrauben über 4 Wellen |
Planung
Britische Marineanalysten um Admiral Jackie Fisher hatten bereits vor 1905 angefangen, in der Geschwindigkeit von Schiffen die entscheidende Komponente eines Seekrieges zu sehen. Sie kombinierten das Konzept des schnellen Panzerkreuzers wie der Minotaurus-Klasse mit dem Konzept einer schweren, einheitlichen Bewaffnung, das man 1905 bereits bei den langsameren Schlachtschiffen mit dem Bau der Dreadnought vorgesehen hatte.
Die neuen Schiffe sollten für die bewaffnete Aufklärung einer Flotte ausgelegt sein und dabei die schwächeren Panzerkreuzer zukünftiger Gegner übertreffen, oder sie sollten allein klassische Kreuzeroperationen durchführen können.[1] Um jedoch ohne neue Technologien eine höhere Geschwindigkeit von 25 Knoten auf einem Schiff zu erreichen, das gleichzeitig die Waffen eines Schlachtschiffs tragen sollte, musste man das Gewicht der Panzerung reduzieren und den Rumpf verlängern, um eine größere Anzahl von Kesseln einbauen zu können.[1]
Das Konzept beendete letztlich das Zeitalter der Panzerkreuzer, als im Seegefecht bei den Falklandinseln im Dezember 1914 zwei Schlachtkreuzer der Invincible-Klasse mit ihrer überlegenen Geschwindigkeit die deutschen Panzerkreuzer Scharnhorst und Gneisenau einholten und sie überwiegend aus sicherer Entfernung zusammenschossen, während sie ihre Panzerung in den kurzen Phasen, in denen die deutschen Panzerkreuzer durch Kurswechsel in deren eigene Feuerreichweite kamen, gegen die schwächere und gegen die Seitenpanzerung wirkende Bewaffnung der Panzerkreuzer effektiv schützte.
Bewaffnung
Hauptartillerie
Die Invincible-Klasse trug je vier, je etwa 500 Tonnen schwere, Hauptgeschütztürme mit je zwei 30,5-cm-L/45 Marine Kanonen, (engl.BL 12 inch Mk X naval gun). Die Waffen konnten eine 386 kg schwere, panzerbrechende Granate auf bis zu 22 Kilometer weit entfernte Ziele schießen. Die Feuergeschwindigkeit lag bei bis zu 1 bis 2 Schuss pro Minute.[2] Die drei vorderen Türme waren auf der gleichen Höhe verbaut, einer auf dem Vorschiff und zwei Flügeltürme mittschiffs. Der einzelne Turm auf dem Achterschiff stand ein Deck tiefer.
Mittelartillerie
Die Mittelartillerie die Invincible-Klasse war zur Hälfte in den beiden Deckaufbauten der Schiffe untergebracht, die andere Hälfte war auf den Hauptgeschütztürmen aufgestellt. Von sechzehn 10,2-cm Geschützen waren sechs unterhalb der Brücke verbaut, die übrigen zehn standen im hinteren Aufbau, davon vier in Kasematten, die übrigen sechs waren offen aufgestellt.[3] Die BL 4 inch naval gun Mk VII (10,2-cm-L/50) konnte eine 14 kg schwere Sprenggranate etwa 10 Kilometer weit schießen.[4]
Weiter waren die Schiffe nur mit sieben Maschinengewehren bewaffnet.[3]
Torpedos
Wie zu dieser Zeit noch üblich, wurden auch diese Schlachtkreuzer mit Torpedorohren ausgerüstet, die innerhalb des Rumpfes verbaut waren, zwei an Back- und zwei an Steuerbord. Ein weiteres am Heck. Die Rohre konnten 18 Zoll (45-cm) Torpedos aus Öffnungen unterhalb der Wasserlinie verschießen. 23 Torpedos konnten an Bord mitgeführt wurden.[3]
Panzerschutz
Die Invincible-Klasse war an den Seiten mit einem Gürtelpanzer aus Panzerstahl von 102 mm Dicke versehen, der an den besonders gefährdeten Bereichen der Schiffe auf bis zu 152 mm Dicke verstärkt war. An der dicksten Stelle erstreckte er sich etwa einen Meter unterhalb der Wasserlinie und etwa 2,5 Meter darüber. Die Barbetten unter den Türmen waren bis hinunter zum Panzerdeck mit 178 mm gepanzert, die Türme der Hauptartillerie selbst waren an der Front- und an den Seiten ebenfalls mit 178 mm und auf der Oberseite mit etwa 70 mm gepanzert.[3]
Um Gewicht zu sparen wurde, wie später bei allen Schlachtkreuzern üblich, der horizontale Panzerschutz vernachlässigt. Priorität hatte der Schutz vor Granaten aus kurzer Entfernung, die aus einer Distanz von unter 9.000 Metern abgefeuert wurden. Geschosse schwerer Geschütze, die aus größeren Entfernungen kommend, im steilen Winkel von oben einschlugen, ignorierte man. Das Panzerdeck war so schwächer ausgelegt als bei einem Schlachtschiff und nur 38 mm stark.[3]
Die am besten geschützte Position war die gepanzerte Gefechtsbrücke mit 254 mm Dicke an der Front und 178 mm an der Rückseite.[3]
Maschinen
Angetrieben wurde die Invincible-Klasse von 31 mit Kohle befeuerten Babcock & Wilcox-Wasserrohrkesseln zur Dampferzeugung. Der Dampf trieb anschließend vier Parsons Dampfturbinen an, die ihre Kraft über vier Wellen auf vier Propeller übertrugen. Die Maschinen waren für etwa 41.000 Wellen-PS ausgelegt, was für bis zu 25 Knoten ausreichen sollte. In Erprobungen wurden 1908 von HMS Invincible für kurze Zeit gar 26,64 Knoten erreicht.[5]
Schiffe der Invincible-Klasse
Invincible
Die HMS Invincible wurde am 2. April 1906 auf Kiel gelegt und lief im April 1907 vom Stapel. Sie wurde nach Kriegsbeginn 1914 beim Seegefecht bei Helgoland eingesetzt, bevor sie abgestellt wurde, um das deutsche Ostasiengeschwader zu jagen, das sich aus Tsingtau abgesetzt hatte. Im Seegefecht bei den Falklandinseln im Dezember 1914 war sie an der Versenkung der beiden Panzerkreuzer Graf Spees beteiligt. Sie kehrte nach Zwischenstopps im Februar 1915 nach England zurück und nahm anschließend als Flaggschiff Horace Hoods im Mai 1916 an der Skagerrakschlacht teil. Dort wurde sie zum Ziel der Schlachtkreuzer SMS Lützow und SMS Derfflinger die sie mehrfach trafen, was zu einer Explosion der Munitionsvorräte der Invincible im Bereich der Flügeltürme in der Schiffsmitte führte und das Schiff zerstörte. 1026 Seeleute wurden getötet.
Inflexible
Die HMS Inflexible wurde am 5. Februar 1906 auf Kiel gelegt und lief im Juni 1907 vom Stapel. Im Krieg war sie 1914 zunächst das Flaggschiff der Mediterranean Fleet der Royal Navy und an der Jagd auf die SMS Goeben beteiligt. Anschließend kämpfte sie mit ihrem Schwesterschiff HMS Invincible in der Schlacht bei den Falklandinseln. Sie kehrte zunächst ins Mittelmeer zurück um während der Schlacht von Gallipoli bis zum Frühjahr 1916 die Marineoperation zu unterstützen. In der Skagerrakschlacht beschädigte sie den Schlachtkreuzer SMS Lützow. Nach dem Krieg wurde die Inflexible ausgemustert und 1921 zum Abwracken verkauft.
Indomitable
Die HMS Indomitable wurde am 1. März 1906 auf Kiel gelegt und lief am 16. März 1907 vom Stapel. Im Krieg nahm sie 1914 mit der Mediterranean Fleet an der Jagd auf die SMS Goeben teil und kämpfte im Januar 1915 im Gefecht auf der Doggerbank gegen von Hippers Schlachtkreuzer. Sie wurde in der Skagerrakschlacht eingesetzt und anschließend nur noch für Sicherungsaufgaben abgestellt. Wie ihr Schwesterschiff, wurde sie 1921 zur Verschrottung verkauft.
Literatur
- R.A. Burt: British Battleships of World War One, Seaforth Publishing, 1986, ISBN 978-1-84832-147-2
Einzelnachweise
- R.A. Burt: British Battleships of World War One, S. 42 und folgende
- „12“/45 (30.5 cm) Mark X" auf navweaps.com
- R.A. Burt: British Battleships of World War One, S. 48 und 49
- „4/50 (10.2 cm) BL Mark VII“ vom 14. Februar 2014 auf navweaps.com
- R.A. Burt: British Battleships of World War One, S. 55