Independence-Klasse (Littoral Combat Ship)

Die Independence-Klasse ist die zweite Klasse von Littoral Combat Ships (deutsch Schiffe für küstennahe Gefechtsführung) der United States Navy. Vorgesehen waren zwei Einheiten der Klasse, nach Kostenüberziehungen wurde das Programm unterbrochen und im Mai 2009 mit einer Deckelung des Preises neu gestartet.


USS Independence (LCS-2) und USS Coronado (LCS-4)
Übersicht
Typ Littoral Combat Ship
Einheiten 12 in Dienst
Namensgeber Unabhängigkeit
Dienstzeit

seit 2010

Technische Daten
Verdrängung

3104 Tonnen[1] voll beladen, davon 797 Tonnen Zuladung

Länge

127,2 Meter

Breite

30,4 Meter

Tiefgang

4,5 Meter

Besatzung

15 bis 50 Stammbesatzung, 75 im Einsatz

Antrieb

CODAG-Antrieb: Zwei LM2500-Gasturbinen, zwei Diesel, Renk-Getriebe

Geschwindigkeit

45+ Knoten

Bewaffnung
Beide „Littoral Combat“–Typschiffe im Mai 2012 gemeinsam auf Fahrt – Die USS Independence (LCS 2) vor der USS Freedom (LCS 1)

Geschichte

Planung und Bau

Littoral Combat Ships sollen in der United States Navy die Fregatten der Oliver-Hazard-Perry-Klasse ersetzen, die durch den Verlust ihrer Raketenkapazitäten auch einen Großteil ihres Gefechtswertes verloren haben. Die Navy ließ zwei komplett verschiedene Entwürfe für den potentiellen Nachfolger bauen, beide Klassen sollten zwei Einheiten erhalten. Neben der Independence-Klasse von General Dynamics ist dies die Freedom-Klasse von Lockheed Martin. Alle LCS werden zu Beginn im Pazifik stationiert, Heimathafen wird San Diego, Kalifornien.[2]

Obwohl nicht primär als Tarnkappenschiffe konzipiert, wurden die LCS der Independence-Klasse auch dahingehend entwickelt, ihre Ortbarkeit bzw. die ihrer Emissionen zu erschweren.

2005 wurde das erste LCS der Independence-Klasse in Auftrag gegeben. Die Planungswerft für die Klasse ist Bath Iron Works, die zum General-Dynamics-Konzern gehört, Bauwerft für die Klasse ist Austal USA in Mobile, Alabama. Dort wurde LCS-2 Anfang 2006 auf Kiel gelegt. Eine Option über den Bauauftrag für die zweite Einheit der Klasse, die LCS-4, wurde im August 2006 an Austal vergeben, im Dezember wurden dafür 208 Mio. US-Dollar bereitgestellt.[3] Weil jedoch, wie schon bei Lockheeds Freedom-Klasse, bei LCS-2 die geplanten Kosten von 233 Millionen Dollar um 50 bis 75 % überschritten wurden, forderte die Navy von General Dynamics einen fixed-price-Vertrag über den Bau von LCS-4. Als sich beide Seiten nicht auf einen festen Baupreis einigen konnten, wurde LCS-4 am 1. November 2007 zunächst aus den Orderbüchern der Navy gestrichen,[4] 2009 aber wieder aufgenommen.

Am 31. Dezember 2010 vergab die Navy einen weiteren Auftrag, nach dem General Dynamics bis zu zehn weitere Schiffe der Klasse bauen darf, jeweils eines in den Wirtschaftsjahren 2010 und 2011 sowie je zwei von 2012 bis 2015. Ab 2011 ist jedoch für jede neue Bestellung eine Bestätigung durch den Kongress nötig. Auch Lockheed erhielt für die Freedom-Klasse einen solchen Auftrag.

Kosten

Die ursprünglich geplanten Baukosten von rund 200 Millionen Dollar wurden im Laufe des Programms weit überschritten. So lagen die reinen Baukosten im Februar 2008 bei 440 Millionen Dollar, inklusive Endausrüstung, Tests, Administrationskosten und ähnlichem werden sie auf 636 Millionen Dollar steigen. Hinzu kommen rund 100 Millionen für jedes der Module (siehe Abschnitt Technik).[5]

Der Kongress der Vereinigten Staaten verhängte 2008 einen Kostendeckel von 460 Millionen Dollar pro Einheit (gültig ab Haushaltsjahr 2011) und schrieb LCS-4 erneut aus. Austal/General Dynamics bot unter dieser Bedingung und erhielt am 1. Mai 2009 den Auftrag für die USS Coronado.[6] LCS-4 soll knapp 548 Millionen Dollar kosten. Darin enthalten sind jedoch Materialien im Wert von $114 Millionen, die bereits 2007 für die frühere LCS-4 angeschafft worden waren.[7] LCS-5 soll 432 Millionen Dollar im Bau kosten, hinzu kommen rund 25 Millionen Dollar für die Ausrüstung. Im Schnitt soll jedes der zehn ab 2010 bestellten Schiffe 440 Millionen Dollar kosten, wenn alle Aufträge ausgeführt sind.[8]

Technik

LCS-2 2008 im Trockendock vor der Indienststellung

Die Schiffe der Independence-Klasse sind rund 127 Meter lang und 30 Meter breit, der Tiefgang beträgt 4,5 Meter. Die Verdrängung liegt bei rund 3100 Tonnen. Um höhere Geschwindigkeiten erreichen zu können, ist der Rumpf als Trimaran ausgelegt und besteht größtenteils aus Aluminium. Der CODAG-Antrieb besteht aus zwei Schiffsdieselmotoren, die im Bedarfsfall von zwei Gasturbinen unterstützt werden. Statt mit Propellern erfolgt die Kraftübertragung mit vier Wasserstrahlantrieben. Bei voller Zuladung beträgt die Geschwindigkeit der Schiffe 45 Knoten, unbeladen über 50. Die Reichweite beträgt bei einer Geschwindigkeit von 18 Knoten rund 4300 Seemeilen.

Blick von achtern auf das Deck der USS Independence; gut erkennbar sind auch die vier Antriebsdüsen. (2010)

Die Bewaffnung besteht aus einem SeaRAM-Lenkwaffensystem und einem Mk-110-Schiffsgeschütz, das 220 Schuss pro Minute abfeuern kann und eine Reichweite von 9 Seemeilen aufweist. Für die Bekämpfung von See- und Landzielen können bis zu acht RGM-184A Naval Strike Missile mitgeführt werden. Die Seezielflugkörper sind in zwei Vierfachstartern installiert.[9][10] Weiter ist die Installation von BGM-176 Griffin Lenkwaffen zur Bekämpfung von See- und Landzielen geplant.

Auf dem Achterdeck befindet sich ein großes Landedeck für Helikopter oder Drohnen; unter anderem können dort SH-60 Sea Hawk oder Drohnen mit VTOL-Kapazität landen und starten. Unter dem Deck befindet sich ein Hangar für zwei Helikopter. Eine RoRo-Rampe erlaubt das schnelle Verladen von Fahrzeugen.

Je nach Mission können später sogenannte Module installiert werden, die spezielle Aufgabenbereiche wie U-Jagd, Minenbekämpfung oder die Bekämpfung von Oberflächenzielen abdecken. Auf Grund der großen Nutzlast können zwei dieser Module gleichzeitig an Bord sein.

Einheiten

Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Außerdienststellung Verbleib
LCS-2 USS Independence 19. Januar 2006 26. April 2008 16. Januar 2010 29. Juli 2021[11] -
LCS-4 USS Coronado 17. Dezember 2009 14. Januar 2012 5. April 2014 aktiv
LCS-6 USS Jackson 5. August 2011 14. Dezember 2013 5. Dezember 2015 aktiv
LCS-8 USS Montgomery 25. Juni 2013 6. August 2014[12] 10. September 2016[13] aktiv
LCS-10 USS Gabrielle Giffords 16. April 2014 26. Februar 2015 10. Juni 2017[14] aktiv
LCS-12 USS Omaha 18. Februar 2015 20. November 2015[15] 3. Februar 2018 aktiv
LCS-14 USS Manchester 29. Juni 2015[16] 12. Mai 2016[17] 26. Mai 2018 aktiv
LCS-16 USS Tulsa 11. Januar 2016[18] 16. März 2017 16. Februar 2019 aktiv
LCS-18 USS Charleston 28. Juni 2016 14. September 2017 2. März 2019 aktiv
LCS-20 USS Cincinnati 10. April 2017[19] 22. Mai 2018 5. Oktober 2019 aktiv
LCS-22 USS Kansas City 15. November 2017 19. Oktober 2018 20. Juni 2020 aktiv
LCS-24 USS Oakland 20. Juli 2018 21. Juli 2019 17. April 2021 aktiv
LCS-26 USS Mobile 14. Dezember 2018 11. Januar 2020 in Erprobung
LCS-28 USS Savannah 20. September 2019 in Bau
LCS-30 USS Canberra 10. März 2020 in Bau
LCS-32 USS Santa Barbara beauftragt
LCS-34 USS Augusta beauftragt[20]
LCS-36 USS Kingsville beauftragt
LCS-38 USS Pierre beauftragt

Die ersten Einheiten sind alle in San Diego stationiert.

Commons: Independence-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Technische Daten bei US-Navy (Memento des Originals vom 14. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nvr.navy.mil
  2. navy.mil: Navy to Base First Four Littoral Combat Ships in San Diego (Memento des Originals vom 25. November 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.news.navy.mil (englisch)
  3. Presseinformation von General Dynamics (Memento des Originals vom 12. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.generaldynamics.com (englisch)
  4. Navy Times: Citing cost overruns, Navy cancels LCS 4 (Memento des Originals vom 8. Juni 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.navytimes.com (englisch)
  5. Navy Times: Cost of LCS rises again (Memento des Originals vom 5. September 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.navytimes.com (englisch)
  6. Jane's Defesen Weekly vom 13. Mai 2009, Seite 10
  7. Navy Times: LCS costs fall from 1st order, still top target (Memento des Originals vom 7. September 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.navytimes.com (englisch)
  8. United States Navy: Littoral Combat Ship Contract Award Announced (englisch)
  9. Defense Blog: Littoral combat ship successfully launches Naval Strike Missile
  10. USNI News: Raytheon Awarded LCS Over-the-Horizon Anti-Surface Weapon Contract; Deal Could be Worth $848M
  11. L’US Navy désarme un premier LCS après seulement 11 ans de service. 27. August 2021, abgerufen am 27. August 2021 (französisch).
  12. USS Montgomery. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 13. September 2016; abgerufen am 4. September 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nvr.navy.mil
  13. bga-aeroweb.com: Littoral Combat Ship (LCS) (englisch), abgerufen am 29. Januar 2013.
  14. L’US Navy met en service son 5ème LCS du type Independence. 13. Juni 2017, abgerufen am 12. Juni 2017.
  15. Ohama. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 13. September 2016; abgerufen am 4. September 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nvr.navy.mil
  16. Janes, 29. Juni 2015 (Memento des Originals vom 3. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.janes.com
  17. Austal launches USS Manchester (LCS 14) at Alabama shipyard. Abgerufen am 4. September 2016.
  18. ’Enthusiastic’ local delegation takes part in keel laying ceremony for USS Tulsa auf Tulsaworld.com
  19. L’US Navy commande un 14ème LCS du type Independence. 27. Juni 2017, abgerufen am 5. Juli 2017 (französisch).
  20. https://www.navy.mil/submit/display.asp?story_id=107121
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