Hundt zu Kirchberg
Die Familie von Hundt, auch Hund(t) von Kirchberg war ein fränkisches Uradelsgeschlecht, das auch im hessischen Kirchberg und in der Oberpfalz (in Püchersreuth und Thumsenreuth) ansässig wurde. Das Geschlecht ist vermutlich vor 1700 ausgestorben.
Das Geschlecht ist nicht zu verwechseln mit den fränkischen Hund von Wenkheim, den oberbayerischen Hundt zu Lautterbach sowie den schlesischen Freiherren von Hundt und Alten-Grottkau, die jeweils verschiedene Wappen führen.
Geschichte
Die Familie von Hundt ist bislang kaum erforscht, insbesondere die Ursprünge.
Kirchberg
Im Jahr 1313 erhielt der Ritter Otto Hund den Ort Kirchberg im nördlichen Hessen als Lehen vom Kloster Hersfeld. Neben den Hund saßen als weitere adelige Grundbesitzer im Ort deren enge Verwandte, die von Holzhausen, die von Heyne (1428 belegt) und die von Falkenberg (1477–1554 belegt). 1430 kam es zu Streitigkeiten zwischen den Familien Hund, Holzhausen und von Dalwigk. 1522 wurde Kirchberg Eigendorf der Familie Hund, später erfolgten bis 1618 erneut Belehnungen durch das Stift Hersfeld.
Ab 1497 hatten die Hundt auch die hohe und niedere Gerichtsbarkeit im Ort inne. Mit der Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen 1526 wurde Kirchberg evangelisch. Die Hohe Gerichtsbarkeit wechselte 1575 an das landgräfliche Amt Gudensberg und 1585 ging auch die Niedere Gerichtsbarkeit von den Hund wieder an den Landgrafen. Nach dem Aussterben der Hund 1660 mit Caspar Hund belehnte Landgraf Wilhelm V. dessen Schwiegersohn Carl von Buttlar zu Elberberg (1623–1688), der 1646 Clara Anna Hund geheiratet hatte, mit den Hersfelder Lehnsgütern in Kirchberg sowie mit den ehemals Hundschen Gütern in Wichdorf, Naumburg, Wallenstein, Wehrda und Neuenstein.
Einer Neben- bzw. Bastardlinie zu Gudensberg, genannt Hund bzw. Canis, auch halbe Hunde zu Gudensberg, welche im Besitz von Grebenau war, gehörte der hessen-kasselsche Kanzler Heinrich Hund[1] an.[2]
Thumsenreuth
Das Schloss Thumsenreuth in der Oberpfalz hatte im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts bereits eine ähnliche Gestalt wie heute. Dies beweist eine Miniaturansicht auf einer aus dieser Zeit stammenden Karte, die im Staatsarchiv Amberg aufbewahrt wird. Christoph Notthafft, der 1586 in den Besitz von Thumsenreuth kam, ließ das Schloss noch im selben Jahr renovieren und mit einem Erker schmücken. Dieser trägt sein Familienwappen sowie die Wappen seiner beiden Ehefrauen Dorothea von Biberern und Martha von Seckendorff. Zwischen 1614 und 1653, in einer Übergangsphase verschiedener Besitzer, sind die von Hundt auf Schloss Thumsenreuth in Erscheinung getreten:
- Jakob Hundt von Thumsenreuth erwarb 1614 Thumsenreuth. Als Rittmeister im Dreißigjährigen Krieg war er zunächst im Dienst der Reichsstadt Nürnberg, dann seines kurpfälzischen Landesherrn und schließlich auf der Seite der Schweden. Er war Anführer der Kompanie Hundt 1620. 1621 verteidigte er Cham gegen die Bayern, musste aber kapitulieren. Er starb 1627.
- Thumsenreuth ging an seine Söhne über, die das Gut 1653 verkauften. Wolf Ernst Hundt von Thumsenreuth ist durch eine Heirat 1649 namentlich belegt.
Seit 1661 befindet sich das Gut bis heute in den Händen der mit den Hundt verwandten Freiherren von Lindenfels.
Püchersreuth
Im oberpfälzischen Püchersreuth gibt es ein Altes und ein Neues Schloss. Während das Alte Schloss nur noch in verbauten Resten vorhanden ist, prägt das Neue Schloss den Ortskern. Der Besitz der Familie von Hundt in Püchersreuth wird mit dem Zeitraum 1663–1748 angegeben. Zwei Doppelwappen Hundt/Sparneck weisen am Neuen Schloss und am Altar in der unteren Kirche auf die gemeinsame Verwaltung (Kondominat) des Landsassengutes durch die beiden Familien hin, die vermutlich eine Folge gemeinsamer Erbgänge war. Außerdem befinden sich in der Kirche mehrere Grabsteine verwandter Personen mit weiteren Wappendarstellungen.
Folgende Personen der Familie von Hundt sind in Püchersreuth bekannt:
- Hans Gottfried Hundt auf Püchersreuth, kurbayrischer Dragonerhauptmann, mit 47 Jahren 1670 gestorben und seine Frau Maria Cordula, geborene von Lindenfels, 1708 mit 68 Jahren verstorben, mit den Kindern Anna Maria Salome Hundt, gestorben 1668 mit 24 Jahren und Hans Ernst und Hans Gottfried Bernhard Hundt, 1665 und 1670 in der Wiege verstorben (laut Grabsteinen).
Verwandtschaft mit der Familie von Sparneck
Die Familie von Sparneck hat ihrem Namen von ihrem Stammgebiet um den Ort Sparneck (Landkreis Hof). In der Spätzeit des Geschlechtes wurden sie nach der Zerstörung vieler ihrer Burgen 1523 durch den Schwäbischen Bund in die heutige Oberpfalz nach Reuth, Püchersreuth und Guttenthau abgedrängt und hatten dort noch einmal eine Blütezeit. Die Folgen des Raubrittertums, vor allem die Unterstützung des Hans Thomas von Absberg, überstand letztlich nur die Weißdorfer Linie der Sparnecker. Die Sparnecker erwarben dort ihren Teil am Landsassengut 1702 von der Familie von Gravenreuth und verkauften ihn 1738 an Georg Joseph von Boslarn. Während die Familien Hundt und Sparneck Püchersreuth gemeinsam besaßen, fanden rege Bautätigkeiten am Neuen Schloss und an der Kirche statt. Es wurde auch ein neuer Altar gestiftet. Das Geschlecht ist kurz danach 1744 im Mannesstamm ausgestorben.
Bislang können als tatsächliche Bewohner auf Püchersreuth nur Hans Christoph Erdmann (1675–1725) von Sparneck und seine Familie, z. B. sein Sohn Lothar Franz Ferdinand († 1735) nachgewiesen werden. Als Altarstifter von 1724 wird öfter auf einen Christian Joseph von Sparneck hingewiesen, beim Vornamen ist eine Namensverwechslung wahrscheinlich.
Neben der gemeinsamen Verwaltung des Landsassengutes Püchersreuth besiegelten die Familien von Hundt und von Sparneck ihr gemeinsames Streben auch mit Verheiratungen. So wird als Patin 1675 Anna Barbara Hundt, geborene von Sparneck zu Seisenhof genannt und 1649 ist die Heirat der Anna Katharine von Sparneck mit Wolf Ernst Hundt von Thumsenreuth belegt. In der Püchersreuther Kirche befindet sich der Grabstein von Magdalena Margaretha, die von 1654 bis 1732 lebte. Sie ist als Tochter aus der Ehe eines von Hundt mit einer von Sparneck hervorgegangen und wurde zu Thumsenreuth geboren.
(Inschrift auf dem Epitaph der Magdalena Margaretha: „DIE HOCH.WOHL. GEBOHRNE / FRAULEIN FRAULEIN MAGDALENA / MARGARETHA HUNDIN IST GEBOHRN / ZU TUMBSENREUTH DEN : 18 : IANUARH . / . 1654 . / GESTORBEN ZU PICHERSREÜTH DEN 5. / FEBR. 1732 . ALT 78 . IAHR ZWEI WOCH- / EN FÜNF TAG . GOTT / SEÜ IHR UND UNS / ALEN GNAEDIG“)
Wappen
Das Wappen zeigt einen springenden schwarzen Hund auf rotem Untergrund. Das heutige Gemeindewappen von Püchersreuth erinnert an die Herrschaft der von Hundt über das Landsassengut Püchersreuth. Es zeigt einen roten Hund mit goldenem Halsband auf silbernem Grund. Das rote Gitter darunter ist ein Hinweis auf den Waldsassener Abt Nikolaus III. Eppenreither (1417–1433), der aus dem Ortsteil Eppenreuth stammt. Die Farbgebung rot und silber unterstreicht den früheren Einfluss des Klosters Waldsassen auf Püchersreuth.
Literatur
- Staatsarchiv Amberg: Amt Floß 633.
- Peter Braun: Die Herren von Sparneck – Stammbaum, Verbreitung, Kurzinventar. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken. Bayreuth 2002.
- Alban von Dobeneck: Geschichte des ausgestorbenen Geschlechtes der von Sparneck (Teil 1). In: Archiv für Geschichte von Oberfranken. Bayreuth 1905.
- Alban von Dobeneck: Geschichte des ausgestorbenen Geschlechtes der von Sparneck (Teil 2). In: Archiv für Geschichte von Oberfranken. Bayreuth 1906. S. 21f.
- Felix Mader: Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz & Regensburg IX. Bezirksamt Neustadt a. W.-N. In: Die Kunstdenkmäler von Bayern. S. 106–108.
- Harald Stark: Die Familie Notthafft – auf Spurensuche im Egerland, in Bayern und Schwaben,Weißenstadt 2006, ISBN 3-926621-46-X, S. 119.
- Heribert Sturm: Neustadt an der Waldnaab – Weiden. Gemeinschaftsamt Parkstein, Grafschaft Störnstein, Pflegamt Floß (Flossenbürg), (Historischer Atlas von Bayern, Altbayern 47). München 1978.
Weblinks
- Geschichte der Familie von Notthafft in Thumsenreuth
- Erwähnung der Kompanie Hundt auf der Homepage von Ittelhofen – (Lage von Ittelhofen, südöstlich von Nürnberg)
- Die Hundt von Kirchberg in Altenstädt im 17. Jahrhundert
- Wappen der Hundt im Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches, Nürnberg um 1554–1568
Einzelnachweise
- Hund, Heinrich. Hessische Biografie. (Stand: 9. März 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Christoph von Rommel: Geschichte von Hessen, Band 5, Kassel 1835, S. 409 f.; vgl. auch Johann Andreas Hofmann: Abhandelung von dem vormaligen und heutigen Krigesstaate, Band 1, 1769, S. 194.