Horst Heilmann (Widerstandskämpfer)
Horst Heilmann (* 15. April 1923 in Dresden; † 22. Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus in der Berliner Roten Kapelle, Student und Funker in einer Einheit des OKH (Inspektion 7 Gruppe VI, Referat 12 – „Referat Vauck“) zur Entzifferung von Agentenfunk.
Leben
Heilmann wurde als Sohn des halleschen Stadtbaurates Jakob-Adolf Heilmann geboren. Nach dem Abitur wurde er zur Wehrmacht eingezogen und arbeitete dort in der Einheit General der Nachrichtenaufklärung, Inspektion VI, zunächst in Referat 7, dann 1, dann, im August 1942, in Referat 12, das Agentenfunk dechiffrierte. Er war dort zusammen mit Wachtmeister Alfred Traxl und anderen NS-Gegnern.[1][2] Dieser Einsatz in Berlin, Matthäikirchplatz 4, bot ihm die Möglichkeit, gleichzeitig ein Studium an der Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität aufzunehmen. Dort sammelte sich ab 1939/1940 ein reger Kreis widerständiger Dozenten und Studenten. Darunter befanden sich neben Harro Schulze-Boysen und Horst Heilmann auch der Professor Albrecht Haushofer und der Student Rainer Hildebrandt.
Durch Schulze-Boysen, mit dem zusammen er an einer gemeinsamen Diplomarbeit über Napoleon schrieb, hatte er Kontakt zur Roten Kapelle. Ende August 1942 erfuhr Heilmann auf seiner Dienststelle von entschlüsselten sowjetischen Funksprüchen mit den Namen von Harro Schulze-Boysen, John Graudenz, Arvid Harnack, Adam Kuckhoff und versuchte, diese und andere zu warnen. Doch in kürzester Zeit wurden weit über 120 Angehörige der Roten Kapelle verhaftet.
Heilmann wurde nach der Untersuchungshaft im Gestapo-Gefängnis Berlin-Spandau[3] am 19. Dezember 1942 vom Reichskriegsgericht zum Tod verurteilt. Das noch nicht rechtskräftige Urteil wurde am 22. Dezember 1942 im Strafgefängnis Plötzensee mit einer für den militärischen Justizvollzug in Deutschland nicht vorgesehenen Methode durch Enthaupten vollstreckt.[4][5]
Ehrungen
- In Leipzig-Möckern ist die Horst-Heilmann-Straße nach ihm benannt, desgleichen in Berlin-Lichtenberg, Halle (Saale), Güsten-Amesdorf und Bernburg (Saale).
- Im Hof der Humboldt-Universität in Berlin-Mitte (Unter den Linden 6) wird sein Name auf der 1976 errichteten Gedenkwand genannt.[6] 2007 erfolgte eine weitere Würdigung der Humboldt-Universität für Horst Heilmann.[7]
- Rainer Hildebrandt erinnerte sich in seinen Memoiren: „Ich habe meine besten Freunde, Albrecht Haushofer und Horst Heilmann, im Nazi-Reich verloren“.[8]
- Peter Weiss setzte Horst Heilmann in seinem Roman Die Ästhetik des Widerstands ein literarisches Denkmal.
- Die DEFA verfilmte Episoden aus dem Leben von Horst Heilmann 1970 in KLK an PTX – Die Rote Kapelle. (Drehbuch: Wera und Claus Küchenmeister)
- Knud Romer schildert in seinem literarischen Bestseller Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod die enge Beziehung seiner Mutter, die nur mit Glück dem Nazi-Terror entkam, zu ihrem früheren Jugendfreund Horst Heilmann und dessen in Berlin-Plötzensee ermordeten Mitstreitern aus der Widerstandsgruppe «Rote Kapelle».[9]
- 1969 wurde er postum mit dem sowjetischen Orden des Vaterländischen Krieges II. Klasse geehrt.[10]
Literatur
- Hans Coppi: Harro Schulze-Boysen – Wege in den Widerstand. 2. Auflage, Fölbach Verlag, Koblenz 1995, ISBN 3-923532-28-8.
- Rainer Hildebrandt: Ein tragischer Auftakt zur deutschen Teilung und zur Mauer (Neuauflage der 1948 erstmals erschienenen Publikation … die besten Köpfe, die man henkt). Verlag Arbeitsgemeinschaft 13. August, ISBN 978-3-922484-48-6.
- Gilles Perrault: Auf den Spuren der Roten Kapelle. Europaverlag, Wien/München 1994, ISBN 3-203-51232-7.
- Gert Rosiejka: Die Rote Kapelle. „Landesverrat“ als antifaschistischer Widerstand. Ergebnisse-Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-925622-16-0.
- Heinz Höhne, Gilles Perrault: „ptx ruft Moskau“. Die Geschichte der Roten Kapelle. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1968 (online – Serie Nr. 22–30).
- Stefan Roloff: Die Rote Kapelle. Ullstein-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-548-36669-4.
- Leopold Trepper: Die Wahrheit: Autobiographie des „Grand Chef“ der Roten Kapelle. dtv, München 1978, ISBN 3-423-01387-7, S. 120–375.
- Belletristik
- Knud Romer: Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod. Suhrkamp, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-458-17360-1
- Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstands. Frankfurt (Main) 1988, ISBN 3-518-11501-4
Weblinks
Einzelnachweise
- Kriegstagebuch der Einheit
- CSDIC Volume 4, Army High Command Sigint Service
- Günther Weisenborn: Memorial. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1968, S. 231
- Steffen Rückl unter Mitarb. von Karl-Heinz Noack: Studentischer Alltag an der Berliner Universität 1933 bis 1945. In: Christoph Jahr (Hrsg.) unter Mitarbeit von Rebecca Schaarschmidt: Die Berliner Universität in der NS-Zeit. Bd. 1. Stuttgart 2005, S. 115–142, hier: S. 137.
- Henriette Schuppener: „Nichts war umsonst“. Harald Poelchau und der deutsche Widerstand. Berlin/Hamburg/Münster 2006, S. 82.
- Stefan Reichardt: Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933. Humboldt-Universität, archiviert vom Original am 2. Februar 2007; abgerufen am 25. Dezember 2014.
- Richard Schröder: Zur Aufarbeitung der Geschichte der Humboldt-Universität (Memento vom 3. Januar 2015 im Internet Archive)
- Rainer Hildebrandt: Ein tragischer Auftakt zur deutschen Teilung und zur Mauer. Verlag Arbeitsgemeinschaft 13. August, ISBN 978-3-922484-48-6 (Neuauflage der 1948 erstmals erschienenen Publikation … die besten Köpfe, die man henkt).
- Bestseller über Deutschenhass entzweit die Dänen. In: Hamburger Morgenpost. 20. Februar 2007, archiviert vom Original am 25. Dezember 2014; abgerufen am 25. Dezember 2014.
- Лифт в разведку. «Король нелегалов» Александр Коротков, Страница 80, rulit.me (russisch)