Homosexualität im Libanon
Der Libanon gehört im Nahen Osten zu den weniger für homosexuelle Menschen eingrenzenden Staaten, da es eine kleine LGBT-Bewegung hat. Nach einer Gerichtsentscheidung vom 28. Januar 2014 können Homosexualität bzw. homosexuelle Handlungen nicht mehr nach Artikel 534 des libanesischen Strafgesetzbuches verurteilt werden, da sie nicht „widernatürlich“ seien.[1]
Legalität
Artikel 534 des libanesischen Strafgesetzbuches verbietet „widernatürliche“ sexuelle Beziehungen. Dieses Gesetz ist häufig so ausgelegt worden, dass es homosexuellen Geschlechtsverkehr verbietet. Demgegenüber haben libanesische Gerichte im Dezember 2009 und im Januar 2014 entschieden, dass homosexueller Geschlechtsverkehr nicht widernatürlich und somit nicht illegal sei.[2][3] Im Januar 2017 urteilte erneut ein Gericht im Libanon, dass homosexuelle Handlungen nicht strafbar seien.[4] Laut Gesetzbuch liegt die Mindeststrafe bei einem mittleren Bußgeld. Die Höchststrafe liegt bei einem Jahr Gefängnis. Seit etlichen Jahren sind keine Verurteilungen mehr aufgrund von Art. 534 erfolgt. Das Strafgesetz dient der Polizei immer noch zur Einschüchterung und zur Registrierung der Betroffenen.
Antidiskriminierungsgesetze
Antidiskriminierungsgesetze bestehen nicht.
Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften
Staatlicherseits sind homosexuelle Paare nicht anerkannt.
Gesellschaftliche Situation
In Beirut gibt es eine kleine LGBT-Gemeinschaft.[5] Des Weiteren bestehen Organisationen wie Helem, die sich für die Rechte homosexueller Menschen im Libanon einsetzen. Im Jahr 2002 brach die Polizei in ein Haus einer Frau ein, nachdem ihre Mutter behauptete, dass ihre Tochter etwas Geld und Schmuck gestohlen hatte. Beim Betreten des Hauses fand die Polizei die Frau, die eine sexuelle Beziehung mit einer anderen Frau hatte und verhaftete diese. Weitere Verhaftungen von schwulen Paaren oder Polizeirazzien von Nachtclubs in Beirut sind ebenfalls bekannt.[6]
Keine der libanesischen Parteien hat die Ziele der libanesischen Menschenrechtsorganisation bisher befürwortet. Im Jahr 2005 floh eine Gruppe libanesischer schwuler Männer in die Niederlande und beantragte Asyl. Die Gruppe argumentiert damit, dass Homosexualität im Libanon strafbar ist. Sie würden wie Kriminelle behandelt werden, wenn sie in den Libanon zurückkehrten.[7] Kanada hat eine libanesische Schwulenasylkampagne gegründet.[8]
Weblinks
- Helem – Libanesische LGBT-Bürgerrechtsorganisation.
- gaymiddleeast.com – Informationen zur Homosexualität im Nahen Osten
Einzelnachweise
- The Legal Agenda 14, Februar 2014 (Memento des Originals vom 13. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Andrew Potts: Lebanese court throws out case against transgender woman accused of ‘unnatural sex’ in Gay Star News, 5. März 2014
- Erin Kilbride: Lebanon Just Did a Whole Lot More Than Legalize Being Gay in Muftah, 8. März 2014
- Queer.de: egweisende Begründung, Urteil im Libanon: Ausgelebte Homosexualität keine Straftat, sondern Grundrecht
- Ulrike Putz: Beirut – Willkommen in Arabiens schwuler Party-Metropole in Der Spiegel, 9. Mai 2010
- Lebanese Daily Star: Two Lesbians Arrested for ‘Unnatural’ Sex (Memento vom 8. Februar 2008 im Internet Archive) auf Sodomylaws.org, 23. August 2002
- IRIN: Lebanon – Homosexuals still facing discrimination, 7. Dezember 2005
- Immigration and Refugee Board of Canada (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.