Hoffnungsträger Stiftung
Die Hoffnungsträger Stiftung ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Leonberg (Baden-Württemberg). Gegründet wurde sie 2013 von Tobias Merckle, Sohn des Unternehmers und Ratiopharm-Gründers Adolf Merckle und dessen Ehefrau Ruth Merckle aus Blaubeuren bei Ulm.[1] Tobias Merckle[2] ist Vorsitzender des Stiftungsrates. Weitere Gründungs-Stiftungsratsmitglieder waren Jürgen Kugler (Landesbank Baden-Württemberg), Achim Halfmann (Geschäftsführender Redakteur CSR News), Ruth Merckle † (Unternehmerin), Thorsten Riewesell (Geschäftsführer von Jumpers), Michaela Stitz (Consultant) sowie Christoph Waffenschmidt (Vorstandsvorsitzender World Vision Deutschland).[3]
Hoffnungsträger Stiftung | |
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Rechtsform | Stiftung bürgerlichen Rechts |
Gründung | 22. Mai 2013 |
Gründer | Tobias Merckle (Vors. Stiftungsrat) |
Sitz | Leonberg, Deutschland |
Motto | Damit Integration gelingt |
Schwerpunkt | In Deutschland: Integrative Wohnkonzepte für geflüchtete und sozial benachteiligte Menschen. Im Ausland: Hilfe für Kinder und Familien von Strafgefangenen, Resozialisierungs- und Versöhnungsprogramme |
Methode | In Deutschland: Integrative Wohnprojekte (Hoffnungshäuser und Hoffnungsorte). Im Ausland: Patenschaften, Förderung sozialer Projekte |
Aktionsraum | Deutschland, Sambia, Kolumbien, Kambodscha, u. a. |
Vorsitz | Marcus Witzke (Vorstand) |
Website | www.hoffnungstraeger.de |
Ziele
Das Anliegen der Hoffnungsträger Stiftung ist es, Menschen Hoffnung zu geben und eine Perspektive zu bieten. In Deutschland geschieht dies vor allem durch den Bau und die inhaltliche Arbeit in den Hoffnungshäusern, einem integrativen Wohnkonzept zur Integration von Flüchtlingen und Migranten. Weltweit unterstützen die Hoffnungsträger Kinder und Familien von Gefangenen, helfen mit Resozialisierungs- und Versöhnungsprogrammen und fördern ausgewählte Projekte im sozialen Bereich.[4] Die inhaltliche Arbeit wird unter anderem durch Spenden und Fördermittel finanziert.[5]
Arbeitsgebiete in Deutschland
Für die Integration geflüchteter und sozial benachteiligter Menschen haben die Hoffnungsträger ein eigenes Konzept entwickelt. Neben dem integrativen Wohnen besteht das Konzept auch aus Angeboten für Sozialarbeit, Sprachbildung, Ausbildung und Beschäftigung. Eingebettet sind die Aktivitäten in ein breites lokales Netzwerk ehrenamtlichen Engagements. Die genannten Bausteine sollen dazu beitragen, dass geflüchtete und sozial benachteiligte Menschen nicht am Rande der Gesellschaft leben, sondern ein Teil der Gesellschaft werden.[3]
Hoffnungshäuser und Hoffnungsorte
Das Konzept der Hoffnungsträger zur Integration geflüchteter und sozial benachteiligter Menschen soll bundesweit multiplizierbar sein. Gemeinsam mit dem Städtebau-Institut der Universität Stuttgart und dem Architekturbüro andOffice[6] haben die Hoffnungsträger deshalb das integrative Wohnkonzept der Hoffnungshäuser und der Hoffnungsorte entwickelt.[7][8]
Die Häuser werden in sozial, ökologisch und auch ökonomisch nachhaltiger System- und Holzbauweise gefertigt, verfügen über barrierefreie Erdgeschosse, haben Begrünung oder Solaranlagen auf den Dächern und entsprechen einem KfW 55 Effizienzhaus. Ein Großteil der Wohnungen mit ein bis fünf Zimmern und 30 bis 105 Quadratmetern wird an Menschen mit Wohnberechtigungsschein vermietet. Die monatliche Miete liegt ca. 33 Prozent unter dem aktuellen Mietpreisspiegel.
In einem Hoffnungshaus leben geflüchtete und einheimische Menschen gemeinsam unter einem Dach. Ein Hoffnungsort hingegen hat vor allem sozial benachteiligte Menschen im Blick, die mit Menschen aus der Mittelschicht in einem Haus zusammenleben. Die soziale Mischung in einer aktiven Hausgemeinschaft mit Familien, Paaren und Alleinstehenden soll Menschen zusammenbringen, die sich integrieren wollen, und Menschen, die ihnen dabei helfen.
Die inhaltliche Arbeit geschieht in Kooperation mit der jeweiligen Kommune, ggf. einem weiteren lokalen Kooperationspartner wie auch in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Initiativen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Standorte gibt es bereits in Bad Liebenzell, Calw, Esslingen, Konstanz, Leonberg, Schwäbisch Gmünd, Sinsheim und Straubenhardt. Ab Ende 2022 wird es bereits 29 Häuser mit insgesamt rund 200 Wohnungen geben. Das erste Hoffnungshaus eröffnete im Jahr 2016 mit dem Kauf und Umbau einer bestehenden Immobilie in Leonberg, Baden-Württemberg.[9]
An jedem der Standorte sind die Hoffnungsträger durch eine Standortleitung vertreten, die gemeinsam mit ihrer Familie ebenfalls in einem der Häuser lebt und das gemeinsame Zusammenleben verantwortlich gestaltet. Das Konzept setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen[10]:
Gemeinsames Wohnen
- Aktive Hausgemeinschaft, die ihren Alltag miteinander teilt
- Möglichkeit für gemeinsame Aktivitäten und gegenseitige Unterstützung
Sozialarbeit und Sprachbildung
- Einzelfallhilfe, Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten oder Arztbesuchen
- Verfahrensbegleitung
- Vermittlung von externen Sprachkursen
- Sprachkurse vor Ort
Gesellschaft und Ehrenamt
- Offene Bildungs- und Begegnungsformate
- Ehrenamtliches Engagement und Mitarbeit
- Begleitung und Begegnung im Alltag
- Mitarbeit in Arbeitskreisen
- Mitarbeit im Netzwerk
Ausbildung und Arbeit
- Unterstützung bei der Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche
- Arbeitgebernetzwerk
- Begleitung in Ausbildungs- und Arbeitsstelle
Geistliches Leben
- Interreligiöse Begegnungsformate
- Kooperation mit Gemeinden und Arbeitskreisen vor Ort
- Begegnung auf Augenhöhe
Architektur
Die Architektur der Hoffnungshäuser stellt mit in sich abgeschlossenen Wohnungen sowie Gemeinschaftsräumen ein Wechselspiel aus Gemeinschaft und Rückzugsmöglichkeiten für die Bewohner dar. Zudem ermöglichen gegenläufige Balkone Kommunikation über die Etagen hinweg. Der zentrale Baustoff Holz soll für eine warme und lebendige Atmosphäre sorgen und ermöglicht gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum.[11]
Auszeichnungen
Für das integrative Wohnkonzept wurden die Hoffnungsträger am 21. Mai 2019 mit dem Integrationspreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.[12] Darüber hinaus hat die Architektur der Häuser bereits mehrere Auszeichnungen erhalten:
- German Design Award Special, 2019
- HolzbauPlus. Bundeswettbewerb – Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen, 2018 (lobende Erwähnung)
- Holzbaupreis Baden-Württemberg, 2018 (Anerkennung)
- Beispielhaftes Bauen Architektenkammer Baden-Württemberg, 2018 (Auszeichnung)
- Heinze ArchitektenAward Beste Wohnungsbauten Shortlist, 2018
- Iconic Awards – Innovative Material, 2018 (Winter)
Programme für Kinder und Familien von Gefangenen
Ein weiteres Arbeitsfeld der Hoffnungsträger sind Patenschaften für Kinder bzw. die Unterstützung für Familien von Strafgefangenen. Weltweit gibt es Millionen Kinder, von denen mindestens ein Elternteil im Gefängnis sitzt. Das macht sie in der Gesellschaft zu Außenseitern. Etwa eine Million von ihnen lebt in Armut und ist Hunger, Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt.[13] Die Gefahr, dass diese Kinder später einmal selbst kriminell werden, ist zwischen drei- und siebenmal höher.
Die Hoffnungsträger sorgen mit Projektpartnern vor Ort dafür, dass Kinder Strafgefangener regelmäßige Mahlzeiten und medizinische Versorgung bekommen. Darüber hinaus wird dafür gesorgt, dass die Kinder ein sicheres Umfeld haben, die Schule besuchen und ihre Potenziale entfalten können. Ferner erhalten die Kinder bei Bedarf psychologische Unterstützung sowie die Möglichkeit, ihren Vater oder ihre Mutter im Gefängnis zu besuchen.[14]
Versöhnungsprogramme
In Kolumbien setzen sich die Hoffnungsträger für die Versöhnung der Menschen in den Bürgerkriegsregionen ein. Im Mittelpunkt der Initiativen der Stiftung und ihres Partners Confraternidad Carcelaria de Colombia[15] stehen die Dörfer der Versöhnung. Dort schaffen ehemalige Guerilleros zusammen mit Einwohnern eine intakte Infrastruktur für Bürgerkriegsopfer. Sie bauen oder renovieren Häuser und Schulen, richten Werkstätten ein oder machen landwirtschaftliche Flächen nutzbar. Ziel ist, FARC-Rebellen und Dorfbewohnern den Weg zurück ins Leben zu ebnen.[16]
Literatur
- Christoph Zehendner: Jeder verdient eine zweite Chance: Hoffnungsträger-Geschichten aus dem Seehaus und dem Rest der Welt, Brunnen Verlag 2021, ISBN 978-3-7655-0757-1.
Einzelnachweise
- Satzung der Hoffnungsträger Stiftung. (PDF) Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Tobias Merckle (Vita). Abgerufen am 9. Februar 2017.
- Hoffnungsträger fördern Projekte für Flüchtlinge (Artikel aus der Stuttgarter Zeitung). Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Selbstdarstellung der Hoffnungsträger Stiftung im Internet. Abgerufen am 20. August 2017.
- Porträt der Hoffnungsträger Stiftung, Selbstdarstellung. (PDF) Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Hoffnungshäuser (Beschreibung in der andoffice-Website). Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Wohnungen für Flüchtlinge und Studenten, Artikel aus dem Schwarzwälder Boten. Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Sinsheim plant "Hoffnungshaus" für Flüchtlinge und Einheimische (Artikel aus der Rhein-Neckar-Zeitung). Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Integration bis unters Dach. Beschreibung der Hoffnungshäuser in der Website der Stiftung. Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Integratives Wohnen: Die Hoffnungshäuser. Abgerufen am 16. Juli 2019.
- Hoffnungshäuser: Die Gedanken hinter der Architektur. Abgerufen am 16. Juli 2019.
- Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Leonberg: Hoffnungsträger Stiftung erhält den Integrationspreis. Abgerufen am 16. Juli 2019.
- Prison Fellowship International – the Problem. Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Trag mit und werd jetzt Pate (Website der Hoffnungsträger Stiftung). Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Confraternidad Carcelaria de Colombia. Abgerufen am 8. Februar 2017.
- Hoffnung in Kolumbien. Abgerufen am 8. Februar 2017.