Hermann von Grauert
Hermann Heinrich Grauert, seit 1914 Ritter von Grauert, (* 7. September 1850 in Pritzwalk; † 12. März 1924 in München) war ein deutscher Historiker.
Leben
Zunächst war Grauert nach dem Realschulbesuch in Wittstock im Manufakturwarengeschäft seines Vaters berufstätig. 1872 ging er nach Münster und legte dort 1873 die Ergänzungsprüfungen in Latein, Griechisch und Geschichte ab, sodass er eine dem Abitur gleichwertige Qualifikation hatte, um studieren zu können. Von 1873 bis 1876 studierte er in Göttingen Geschichte und promovierte dort bei Georg Waitz. Anschließend erweiterte er seine historischen und juristischen Kenntnisse an den Universitäten in Berlin, München und Straßburg.
Grauert war seit seiner Studentenzeit ein begeisterter KVer, in Göttingen beim KStV Winfridia, in Berlin beim Katholischen Leseverein (jetzt KStV Askania-Burgundia) und in München bei der KStV Ottonia. Später wurde er noch bei weiteren KV-Verbindungen Ehrenphilister, so z. B. bei Alemannia und Rheno-Bavaria in München. In deren Festschrift zum 25. Gründungsjubiläum des Verbandes, ist Hermann von Grauert 1906 als Ehrenmitglied abgebildet.
Ab 1877 war Grauert als Praktikant im Reichsarchiv in München tätig; er habilitierte sich 1883, nach einem Aufenthalt in Rom, an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde dort 1885 ordentlicher Professor. 1915/16 war er Rektor der Universität.
1884 wurde Grauert Vorstandsmitglied und seit 1885 Redakteur des Historischen Jahrbuchs der Görres-Gesellschaft. Bis zu seinem Tode hat er bei der Görres-Gesellschaft maßgeblich mitgearbeitet.
In Deutschland und Europa war er als Wissenschaftler hoch angesehen. Grauert war Geheimer Hofrat und wurde 1914 durch König Ludwig III. mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone beliehen.[1] Damit verbunden war die Erhebung in den persönlichen Adelsstand und er durfte sich nach der Eintragung in die Adelsmatrikel Ritter von Grauert nennen. In München-Harlaching wurde 1959 die „Grauertstraße“ nach ihm benannt.
Ab 1899 war Grauert ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, ab 1901 zudem ordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Grabstätte
Die Grabstätte von Hermann Grauert befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 42 – Reihe 12 – Platz 6) Standort .
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Dante in Deutschland. In: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland. Band 120, 1897, S. 802 f.
- Die Kaisergräber im Dom zu Speyer. 1901.
- Meister Johann von Toledo. In: Sitzungsberichten der philos.-philol. und der histor. Classe der kgl. bayer. Akademie des Wissenschaften. Heft 2, 1901, S. 111–325.
- Dante und Houston Stewart Chamberlain. 1903.
- Görres in Straßburg. 1910.
Literatur
- Winfried Becker: Hermann von Grauert (1850–1924). In: Jürgen Aretz/Rudolf Morsey/Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 12. Aschendorff Verlag, Münster 2007, S. 10–21.
- Ansgar Frenken: Hermann von Grauert. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 30, Bautz, Nordhausen 2009, ISBN 978-3-88309-478-6, Sp. 518–522.
- Heinrich Günter: Hermann v. Grauert. In: Historisches Jahrbuch 44 (1924), S. 169–196.
- Siegfried Koß. In: Siegfried Koß, Wolfgang Löhr (Hrsg.): Biographisches Lexikon des KV. 5. Teil (= Revocatio historiae. Band 6). SH-Verlag, Schernfeld 1998, ISBN 3-89498-055-9, S. 59ff. m.w.N.
- Karl Wenck: Hermann von Grauert. † 12. Mai 1924. In: Historische Zeitschrift 131 (1925), S. 263–267.
Weblinks
- Literatur von und über Hermann von Grauert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Grauert, Hermann. Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii.
- Grauert, Hermann von. Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii.
- Michael Doeberl: Hermann Ritter von Grauert (Nachruf der Bayerischen Akademie der Wissenschaften) (online).
- Gemälde, Hermann von Grauert als Rektor der Universität München
- Online-Bibliographie der Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert, Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Das Universitätsarchiv der LMU über Grauert (Memento vom 5. Juni 2012 im Internet Archive)
- Der Nachlass befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek
Einzelnachweise
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Bayern für das Jahr 1914. München 1914. S. 27.