Hermann Pfeifer (Architekt)
Hermann Pfeifer (* 7. April 1859 in Wöllershof; † 24. Januar 1940 in Creußen) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer.
Leben
Hermann Pfeifer wurde 1859 in der Oberpfalz als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Er erhielt von 1865 bis 1869 Privatunterricht, besuchte anschließend bis 1873 ein humanistisches Gymnasium und von 1873 bis 1877 ein Realgymnasium. Nach dem Schulabschluss war er bis 1878 als Landwirt tätig, bevor er von 1878 bis 1882 Architektur an der TH München studierte. Zu seinen akademischen Lehrern gehörte Friedrich von Thiersch. Pfeifer war von 1882 bis 1886 Regierungsbauführer und -baumeister im bayerischen Staatsdienst. In diesen Zeitraum fallen Studienreisen nach Amerika. Er ging 1886 zurück an die TH München, wo er bis 1890 als Assistent tätig war und nach der Habilitation als Privatdozent wirkte.
Pfeifer wurde 1891 an die Technische Hochschule Braunschweig berufen, wo er Professor für Antike Baukunst und Renaissance wurde. Er war von 1894 bis 1900 sowie 1908/1909 und von 1915 bis 1917 Vorstand der Abteilung Architektur. Im Jahr 1900 besuchte er die Pariser Weltausstellung. Einen Ruf an die TH Hannover im Jahr 1904 lehnte er ab. Er war von 1923 bis 1925 Dekan. In den 1920er Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt von Pfeifers Lehrgebiet auf Ornamentik, Raumkunst, Städtebau und das Entwerfen von Hochbauten.[1] Auch nach der 1927 erfolgten Emeritierung setzte er seine Lehrtätigkeit bis 1939 fort. Pfeifer war Mitglied des 1907 gegründeten Deutschen Werkbunds. Er erhielt 1908 den Titel eines Geheimen Hofrats und wurde 1919 mit der Ehrendoktorwürde der TH München geehrt.
Hermann Pfeifer wohnte bis 1939 in Braunschweig.[2] Er starb im Januar 1940 im Alter von 80 Jahren in Creußen in Oberfranken. Seinen künstlerischen Nachlass, bestehend aus Zeichnungen und Aquarellen, verwahrt die Universitätsbibliothek Braunschweig.[3]
Bauten (Auswahl)
- Wettbewerb Völkerschlachtdenkmal, Leipzig (1897)
- Bismarckdenkmal (gemeinsam mit Carl Friedrich Echtermeier), Magdeburg (1899, zerstört)
- Felmy-Villa, Braunschweig, Fallersleber-Tor-Wall (1906/1907)
- Umbau und Erweiterung der Villa Buchler (Petritorwall), Braunschweig (1944 zerstört, 1966 abgerissen)
- Umbau des Schlosses Blankenburg
- Umbau des Schlosses Dondangen, Kurland (1909)
- Wohnhaus des Baron von Wangenheim[4], Braunschweig, Roonstraße (1909)
Schriften (Auswahl)
- Facadenmalereien der Renaissance in Italien und Deutschland. In: Zeitschrift des bayerischen Kunstgewerbevereins München. 1894, H. 1, S. 1ff., H. 2, S. 13 ff.
- Die deutsche Baukunst der Zukunft. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Berlin 1899, S. 50 ff., S. 57 ff.
- Künstlerische Aufgaben der Stadt Braunschweig. In: Deutsche Bauhütte. 7, Hannover 1903, S. 350ff.
- Die künstlerische Bedeutung des Fugenschnitts und der Steinbehandlung. In: Architektonische Rundschau. 20, Stuttgart 1904, H. 12, S. 94–96.
- Kontrast und Rhythmus im Städtebau. In: Der Städtebau. 1, Berlin 1904, H. 7, S. 97–99.
- Die Formenlehre des Ornaments. In: Handbuch der Architektur. Teil 1: Allgemeine Hochbaukunde, Bd. 3 [=Abt. 4]. Kröner, Stuttgart 1906. (Digitalisat)
- Wechselwirkung von Zugang und Bauwerk. In: Architektonische Rundschau. 23, Stuttgart 1907, Heft 3, S. 23 ff. und 24, 1908, H. 5, S. 35 ff.
- Ausgeführte Entwürfe von Grabplatten, Lichtmasten, Brunnen, Urnen und Pumpbrunnen. In: Norddeutsche Bauzeitung. 5, 1909, S. 96 ff.
- Das heimatliche Dach. In: Braunschweigische Heimat. Nr. 1, Appelhans, Braunschweig 1910, S. 50–56. (Digitalisat)
Literatur
- Roland Böttcher, Kristiana Hartmann, Monika Lemke-Kokkelink: Die Architekturlehrer der TU Braunschweig 1814–1995. (= Braunschweiger Werkstücke, Reihe A, Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek, Band 41, Der ganzen Reihe Band 94), Braunschweig 1995, ISBN 3-87884-046-2, S. 149–152.
- Norman-Mathias Pingel: Pfeifer, Hermann. In: Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Ergänzungsband. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 103.
Einzelnachweise
- Norman-Mathias Pingel: Pfeifer, Hermann. In: Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Ergänzungsband. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 103.
- Pfeifer, Hermann, Dr.-Ing. e. h., Geheimer Hofrat, Professor i. R., Boelckestr. 2. In: Braunschweigisches Adreßbuch für das Jahr 1939. Joh. Heinr. Meyer, Braunschweig 1939, S. 287.
- Aquarelle - Zeichnungen - verschiedene Arbeiten. 1897–1919. (Digitalisat)
- von Wangenheim, Freiherr Julius, Kammerherr u. Hoftheater-Intendant, Roonstr. 8. In: Braunschweigisches Adreßbuch für das Jahr 1909. 95. Ausgabe, Joh. Heinr. Meyer, Braunschweig 1909, S. 422.