Schloss Blankenburg (Harz)
Das Große Schloss Blankenburg ist ein Bauwerk in der Stadt Blankenburg im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Es wurde im Wesentlichen in der Barockzeit auf der Grundlage älterer Bausubstanz errichtet.
Schloss Blankenburg | ||
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Schloss Blankenburg Luftaufnahme | ||
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Blankenburg (Harz) | |
Entstehungszeit | um 1123 | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Erhalten, zum Schloss umgebaut | |
Ständische Stellung | Adel | |
Geographische Lage | 51° 47′ N, 10° 57′ O | |
Höhenlage | 305 m ü. NN | |
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Lage
Es ist auf dem 305 m ü. NN hohen Kalkberg Blankenstein erbaut. In der Nähe liegen das Kleine Schloss mit Barockgarten, Teehaus und Museum, die Stadtmauer, der Fasanengarten, der Schlosspark und der Schlossteich. Diese bilden die Schlossgärten in Blankenburg (Harz).
Geschichte
1123 griff Lothar von Süpplingenburg von der Blankenburg die Heimburg an. Die Lehnshoheit fiel später durch Heinrich den Stolzen, Vater Heinrichs des Löwen, an die Welfen.
Im Jahre 1128 erhielt Poppo aus dem fränkischen Adelsgeschlecht der Reginbodonen die Grafschaft als Lehen. Dessen Söhne teilten sich die Grafschaft: Konrad erhielt die Burg Regenstein, Siegfried I. die Blankenburg. Von einer Pilgerfahrt mit Heinrich dem Löwen kehrte Siegfried I. nicht mehr zurück. Er hinterließ zwei Söhne, Heinrich und Siegfried II.
1181 begann unter der Regie des Bischofs Dietrich von Halberstadt die Belagerung der Burg und Blankenburgs durch kaiserliche Heere. Kaiser Friedrich Barbarossa übernahm die Regierung.
1182 wurde Blankenburg erobert und schließlich zur Plünderung freigegeben. Die Brüder Heinrich und Siegfried II. gingen in Gefangenschaft, erhielten aber nach wiederhergestelltem Frieden die Grafschaft zurück. Der Neubau und eine großzügige Erweiterung der Burg begann.
Graf Heinrich übernahm 1190 die „erledigten“ Güter der Regensteiner und Siegfried II. behielt die Grafschaft Blankenburg, dessen Nachkommen bis 1343 Blankenburg in ihrem Besitz hielten. Danach fielen die Blankenburg und die Burg Regenstein zurück an die jüngere Heimburger Linie der Regensteiner.
1386 soll einer Legende nach die Blankenburg heimlich in der Nacht durch Dietrich von Wernigerode geplündert worden sein, während Graf Busso abwesend war. Als Beleg dieses Überfalls gilt ein in der Burgmauer befindliches Haupt.
Renaissance
Um 1500 sah sich Graf Ulrich XI. trotz großer Schulden gezwungen, den Ostflügel niederzulegen und einen schlossähnlichen Neubau errichten zu lassen. 1539 sagte sich Graf Ulrich V. von der katholischen Kirche los.
Am 19. November 1546 brach noch vor Bezug des Neubaus nachts ein Brand aus, der große Teile des alten Schlosses zerstörte. Der Legende nach wurde das Feuer durch den Einheizer des Schlosses unter der Treppe des alten Schlosses mit trockenem Reisig entfacht, nachdem dieser von Baptisten mit Gold bezahlt worden war. Die schlafenden Bewohner bemerkten erst spät den Brand. Über Dächer und Fenster flohen die Mägde und Diener die Wände hinunter, vergaßen jedoch ihre Herrschaften. Die jüngeren Kinder wurden, in Tüchern gewickelt, aus den Fenstern von den Wärterinnen abgelassen. Die schwangere Gräfin Magdalena von Regenstein wurde von den Flammen eingeschlossen. Die Gräfin bat ihren Gatten Graf Ulrich, sie zu verlassen, um sein Leben zu retten. Der Graf rettete sich durch das Abortfenster und hing von außen hinunter. Unten wurde der halbverbrannte Graf gerettet. Im Gedenken an den Brand und die Toten ließ Graf Ulrich eine Gedenktafel in lateinischer und deutscher Sprache anfertigen. Darauf sind der Graf, die Gräfin, die sechs Söhne und vier Töchter dargestellt.
1599 starb das Regensteiner Grafengeschlecht aus und das Schloss ging zurück an die Herzöge von Braunschweig.
Barock und Neuzeit
1705 begann der Umbau des Renaissanceschlosses zur barocken Residenz durch den Landbaumeister Hermann Korb im Auftrag von Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Umbauten sahen eine schlichtere und klarere Gliederung der äußeren Form vor und dauerten bis 1731. Repräsentationsräume (Grauer Saal, Redutensaal, Kaisersaal) im Innern und eine Hofkirche als mehrgeschossiges Oktogon entstanden.
Im Zusammenhang mit der Eheschließung Elisabeths Christine unter der Residenz Ludwig Rudolfs mit dem späteren Kaiser Karl VI. wurde durch Kaiser Joseph I. Blankenburg in den Status des Fürstentums erhoben. Elisabeth Christine wurde Mutter der späteren Kaiserin Maria Theresia.
Die Familie des Herzogs Ernst August von Braunschweig und seiner Gattin Herzogin Victoria Luise Prinzessin von Preußen bewohnte von 1930 bis zur Flucht und Enteignung im Jahre 1945 das Schloss, das der Familie im Zuge der Fürstenentschädigung 1924 als Privateigentum zugesprochen wurde. Im Jahre 1917 wurde hier die einzige Tochter des Herzogspaares, Friederike, die spätere Königin der Hellenen und Mutter der spanischen Königin Sophia, geboren. 1938 fand hier ihr Hochzeitsfest anlässlich der Heirat mit Prinz Paul von Griechenland, dem späteren König, statt. Berühmt wurde der Hof Blankenburgs durch glänzende Feste und Theateraufführungen.
1945 wurde das Schloss zum Volkseigentum erklärt und wurde von 1947 bis 1957 von der Sozialversicherung als Genesungsheim genutzt.[1] Von 1957 war die Fachschule für Binnenhandel im Schloss untergebracht. Während dieser Nutzung wurde das Gebäude baulich instand gehalten. Nach der Schließung der Schule mit dem Ende der DDR im Jahr 1991 begann eine lange Zeit ohne Nutzung, die zu einer Unterlassung der Gebäudeunterhaltung führte.[2] Pläne eines Käufers, der das Schloss im Jahr 1996 erworben hatte, um es zum Zentrum eines größeren Tourismusprojekts zu machen, wurden nicht realisiert. Jahre des Verfalls folgten, dessen Folge undichte Dächer, dauernde Durchfeuchtung des Gebäudes und Befall mit Hausschwamm waren und zur Gefahr des Einsturzes führten. Vandalismus- und Diebstahlsschäden sorgten für weiteren Niedergang.[3]
Im Jahr 2004 wurden die ersten Sicherungsarbeiten am Schloss durchgeführt, die sich noch das ganze Jahr 2005 hinzogen. Zeitgleich begann man mit den Vorbereitungen für die Sanierung, mit der dann im Dezember 2006 begonnen wurde. Zum ersten Sanierungsabschnitt gehörte die Schlosskapelle im Kirchenflügel des Schlosses und die Pförtnerloge. 2008 wurde das Schloss zwangsversteigert, neuer Eigentümer wurde die Großes Schloss Blankenburg GmbH, die eine Tochtergesellschaft des Vereins Rettung Schloss Blankenburg e.V. ist. Während im Theaterflügel noch Sanierungsarbeiten stattfanden, wurde der Theatersaal nach fast 20 Jahren Leerstand am 28. Mai 2011 erstmals wieder genutzt.[1] Eine Außenstelle des Standesamtes der Stadt Blankenburg wurde Anfang 2012 im Grauen Saal des Schloss eingerichtet, die erste Trauung fand im Mai desselben Jahres statt.[4] Am 15. November 2013 wurde die Turmuhr wieder in Betrieb genommen und offiziell die Teilsanierung des Küchenflügels abgeschlossen.[1]
Architektur, Inventar und Nutzung
Es handelt sich um einen dreigeschossigen verputzten Gebäudekomplex, der um einen Innenhof angeordnet ist. Zu dem Bau gehört eine Schlosskapelle mit hohem Kreuzgewölbe und mehrere repräsentative Säle.
Zum Inventar des Schlosses gehörte bis 1945 ein Porträt bzw. Brustbild vom preußischen König Friedrich II. aus seiner Regierungszeit, vom Maler Johann Georg Ziesenis.
Im Wesentlichen dient das Schloss Blankenburg touristischen und kulturellen Zwecken. Das Schloss Blankenburg wird seit 2005 abschnittsweise saniert[1][4] und kann in Teilbereichen besichtigt werden. Die repräsentativsten Räume wie der mit Stuck verzierte Graue Saal,[3] das Theater mit vergoldeten Kapitellen,[3] die Schlosskapelle mit hohem Kreuzgewölbe,[3] der Kaisersaal mit Stuckarbeiten des Bildhauers Giacomo Perinetti und Wandgemälden[3] und der Rittersaal mit illusionistischen Wandmalereien des 19. Jahrhunderts,[3] sowie der Schlossinnenhof sind schon zugänglich. Das Schloss ist zu Veranstaltungen wie dem Tag des offenen Denkmals oder zum Historischen Wochenende geöffnet.
Im Schloss gibt es Ausstellungen, Lesungen und Konzerte. Auch Hochzeitsgesellschaften finden sich ein. Insgesamt „wird das Schloss rege genutzt“.[3]
Schloss Blankenburg ist zudem Drehort für Filmprojekte, so wurde hier unter anderen 2017 die Folge: Mord im Spukschloss der ARD-Krimiserie Alles Klara gedreht.
Im Schloss wurde die Bibliothek des Schriftstellers Erik Neutsch nahezu so wieder ausgestellt, wie sie ursprünglich im Haus des Schriftstellers war.[5]
Rettung Schloss Blankenburg e. V.
Ziel des Vereins ist die Sicherung und der Erhalt des Blankenburger Schlosses als Einzeldenkmal, wichtigem Kulturgut mit überregionaler und nationaler Bedeutung und als Wahrzeichen der Stadt Blankenburg mit zentraler historischer Bedeutung. Das Vereinsziel wird unter anderem verwirklicht durch die Herstellung und Mobilisierung einer breiten Öffentlichkeit für die Erhaltung und denkmalgerechte Sanierung des Schlosses.
Der Verein wurde 2005 gegründet und verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Vereinsvorsitzender des Vereins Rettung Schloss Blankenburg e. V. (VRSB) ist Gerd Biegel.[6]
Im Jahr 2008 kaufte die Großes Schloss Blankenburg GmbH, eine Gründung des Vereins, das Schloss. Nach Plänen des Büros Planungsring Wernigerode wurde damit angefangen, Dächer, Regenrinnen und -fallrohre zu reparieren sowie den Hausschwamm zu bekämpfen. Letzteres ist inzwischen fast vollständig gelungen. Die Finanzierung der Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten erfolgt auch durch staatliche Zuschüsse, die immer neu beantragt werden müssen. Im Jahr 2010 bewilligte die Bundesrepublik Deutschland fast 3 Millionen Euro. Insgesamt ist die Finanzierung noch nicht gesichert. Ein Problem sind Rückgabeforderungen der Erben des Alteigentümers, repräsentiert durch Ernst August von Hannover (Sohn des Ernst August von Hannover), die dem beweglichen Inventar gelten. Nach dem Entschädigungs- und Ausgleichsgesetz ist ihnen das bewegliche Inventar zurückzugeben, während das Grundstück Eigentum des Vereins ist. Im Fall von Wandgemälden, die zur Restaurierung abgenommen wurden, erhob der Alteigentümer-Repräsentant Ansprüche auf Herausgabe mit dem Argument, mit der Abnahme von der Wand seien sie bewegliches Inventar.[3]
Die Stadt Blankenburg ehrte alle Vereinsmitglieder für ihr großes Engagement zur Rettung des Blankenburger Wahrzeichens am 29. Oktober 2010 mit dem Adolf-Just-Preis, der jährlich von der Luvos-Heilerde-Gesellschaft gestiftet wird. Stellvertretend für die Mitglieder erhielt der Verein die Auszeichnung. Am 27. Oktober 2014 erhielt der Verein für sein langjähriges und ehrenamtliches Engagement, zur kontinuierlichen Bestandssicherung, Sanierung und Nutzung des Großen Schlosses Blankenburg als herausragendes Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung und Wahrzeichen der Stadt Blankenburg den Deutschen Preis für Denkmalschutz, in Form einer Silbernen Halbkugel.[1]
Literatur
- Martin Zeiller: Blanckenburg. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg (= Topographia Germaniae. Band 15). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 49–50 (Volltext [Wikisource]).
- Hans Adolf Schultz: Burgen und Schlösser des Braunschweiger Landes. Braunschweig 1980, Das Schloß Blankenburg. ISBN 3-87884-012-8, S. 92–95.
Weblinks
- Homepage des Vereins „Rettung Schloss Blankenburg“
- Informationsseite – Das Große Schloß auf blankenburg.de
- Ansicht von Schloss und Ort um 1880 auf kulturerbe.niedersachsen.de
- Video eines 360° Umfluges des Schlosses auf Youtube
Einzelnachweise
- Schloss Blankenburg – Vergangenheit, abgerufen am 19. August 2019.
- Schloss Blankenburg – Gefährdet. auf: welt.de 8. Juli 2003.
- Frankfurter Allgemeine Zeitung. 31. Dezember 2013, S. 34.
- Schloss Blankenburg – Gegenwart, abgerufen am 19. August 2019.
- Eröffnung der Erik Neutsch Bibliothek. Stand: 10. Juni 2019. Abgerufen am 21. November 2020.
- Rettung Schloss Blankenburg e. V.