Herbert Rosenthal (Fotograf)
Herbert Rosenthal (geboren 11. September 1862;[1] gestorben 24. November 1938 in Guben) war ein deutscher Porträt-, Architektur- und Landschaftsfotograf.[2]
Leben
Familie
Das Schicksal der Familie mit jüdischen Wurzeln war Ende des 20. Jahrhunderts noch weitgehend unbekannt.[3] Herbert Rosenthal zog bald nach seiner Geburt mit seinem als Fotograf tätigen Vater nach Königsberg.[4]
Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die in den 1920er Jahren früh verstarb,[4] hatte er zwei Kinder. Seine Tochter überlebte die Zeit des Nationalsozialismus.[3]
Werdegang
Herbert Rosenthal kam bereits als Kind nach Königsberg, wo sein Vater den Beruf des Fotografen ausübte. In der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs durchlief Herbert Rosenthal eine dreijährige Ausbildung im väterlichen Betrieb und war anschließend als Gehilfe in Berlin, Magdeburg, Hamburg und Stettin tätig.[4]
Im Frühjahr 1888[2] begründete Herbert Rosenthal sein Unternehmen[5] und mietete[4] hierfür ein Atelier unter der – heutigen – Adresse Ulica Piastowska 3 im heutigen Gubin.[2] Gegen Ende des 19. Jahrhunderts firmierte die „H. Rosenthal Photographische Anstalt“ unter der seinerzeitigen Adresse Haag-Straße 13:[6] In dem Gebäude „neben dem Schützenhause“ hatte zuvor „A. Krause“ sein „Atelier für Photographie“ betrieben.[7]
Neben seinen Porträtfotografien,[2] darunter die des Vorsitzenden der Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde Hugo Jentsch[8] und ein 1897 datiertes Brustbild des Prinzen Heinrich zu Schoenaich-Carolath,[9] das später auch zur Illustration einer Mehrbild-Ansichtskarte über die Standesherrschaft Amtitz diente,[10] fertigte der Unternehmer Fotos von Gebäuden und Straßenzügen und illustrierte mit seinen Aufnahmen verschiedene Bücher und Bildbände.[2]
Zu Rosenthals historisch-dokumentarisch wertvollen Bilddokumenten zählt eine Fotografie des 1905 eingeweihten Corona Schröter-Denkmals, die auf einer Ansichtskarte vervielfältigt Verbreitung fand.[2] Im selben Jahr trat Rosenthal dem Deutschen Photographen-Verein bei, in dem er bald zunächst als Schriftführer in den Vorstand gewählt wurde.[4]
Nach etwa zwanzigjähriger Tätigkeit in Guben ließ sich der Fotograf dort ein eigenes Haus errichten mit „den höchsten Ansprüchen genügenden Geschäftsräumen.“[4] In das 1907 erworbene Gebäude an der Ecke Grüne Wiese – heute Ulica Piastowska – vor dem Abzweig Haagstraße neben dem ehemaligen Hospiz Bethel[11] verlegte Rosenthal im September des Jahres sein Atelier.[12]
Vielfach fungierte Rosenthal als Preisrichter auf verschiedenen Ausstellungen in Hannover, Kassel, Bremen, Weimar[4] und Breslau.[12] Nachdem er sich selbst schon im 19. Jahrhundert vielfach an internationalen Ausstellungen beteiligt hatte und für seine Arbeiten oftmals prämiert worden war,[13] beschickte er 1910 die Weltausstellung Brüssel International. In jenem Jahr hatte er seinen Geschäftssitz in Guben unter der Adresse Grüne Wiese 53.[14]
1912 wurde Rosenthal zum zweiten Vorsitzenden des Deutschen Photographen-Vereins gewählt.[15]
1918 legte Rosenthal sein Amt beim Deutschen Photographen Verein nieder und übernahm stattdessen den Vorsitz des Lausitzer Photographischen Vereins, der 1926 in eine Innung umgewandelt wurde.[4]
In seiner Wahlheimat übte Rosenthal mehrere städtische Ehrenämter aus.[4] Dennoch konnte er 1928,[5] am 1. April des Jahres, sein 50-jähriges Geschäftsjubiläum begehen.[4] Im selben Jahr erschienen mehrere seiner Aufnahmen im 25sten Band des beim Deutschen Kommunalverlag von Heinrich Laß und Erwin Stein in der Reihe Monographien deutscher Städte herausgegebenen Buches Die Stadt Guben.[16] Eine Fotografie als Silbergelatineabzug, montiert auf Karton, des 1926 von dem Bildhauer Georg Kolbe entworfenen Grabmals für die Familie Lewin auf dem Niederlausitz Friedhof fand über den Nachlass Kolbes seinen Weg in die Sammlung des Georg Kolbe Museums.[17]
Anfang der 1930er Jahre war Rosenthal Obermeister der Photographeninnung mit Sitz in Cottbus.[1] Etwa im selben Zeitraum Jahren hatte er in seinem Atelier zahlreiche Fotovitrinen für Besucher aufgestellt.[2]
Herbert Rosenthal nahm sich wenige Tage nach den Novemberpogromen 1938 das Leben. In den Kirchenbüchern der evangelischen Kirche Gubens fand der Gubener Stadthistoriker Andreas Peter den Hinweis, dass sich Rosenthal am 24. November 1938 erhängt habe, jedoch nicht den Ort und die näheren Umstände seines Todes.[2] Laut der überlieferten Erzählung des Sohnes der Zeitzeugin Helene Ruby, Ehefrau des seinerzeit in der Haagstraße 15 tätigen Bäckermeisters Anton Ruby, hatte Herbert Rosenthal „wegen der Grausamkeiten der Nazis seinem Leben selbst ein Ende gesetzt.“[11]
Ateliergebäude
Das 1907 von Rosenthal erworbene Wohn- und Atelierhaus Rosenthals,[11] der zuletzt unter der Adresse Grüne Wiese 52 gemeldet war,[18] wurde 2011 als Mietshaus genutzt.[11]
Ausstellungen und Ehrungen
Rosenthal beschickte Ausstellungen im In- und Ausland und erhielt hierfür zahlreiche Auszeichnungen. Zwischen 1895 und 1901 wurde er für seine Werke in folgenden Städten prämiert:
- 1895: Görlitz[13]
- 1896: Brüssel (Belgien), Trier, Freiburg im Breisgau[13]
- 1898: Nancy (Frankreich), Magdeburg, Genf (Schweiz)[13]
- 1899: Stuttgart, Baden-Baden[13]
- 1901: Berlin[13], Weimar: Bronzene Staatsmedaille[19]
Anfang des 20. Jahrhunderts war Rosenthal
- „Inhaber der Großherzoglich Weimarschen Staatsmedaille“[13] beziehungsweise der Großherzoglich Sachsen-Weimarschen Staatsmedaille[18]
- und zudem geehrt worden durch ein Anerkennungsschreiben
- Auch in Malmö (Schweden) waren Arbeiten Rosenthals ausgestellt worden;[2] Rosenthal war Inhaber der Königlich Schwedischen Medaille der Baltischen Ausstellung[18]
- Rosenthal war zudem Inhaber der „Anhalt-Dessauer Stadtmedaille“[18]
- 1910 nahm er an der Weltausstellung in Brüssel teil.[14]
- 1912 wurde Rosenthal mit der Verleihung der Silbernen Denkmünze der Handwerkskammer Meiningen während der 41. Wanderausstellung des Deutschen Photographen-Vereins in Meiningen geehrt.[15]
- 1914 war er Aussteller auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig[20]
Literatur
- Rosemarie Schuder, Andreas Peter: Der Fotograf des Denkmals, in dies.: Goethes „schöne Krone“. Corona Schröter und ihr Denkmal in Guben, 1. Auflage, Guben: Niederlausitzer Verlag, 2011, ISBN 978-3-935881-78-4, S. 153ff.
Archivalien
Archivalien von und über Herbert Rosenthal finden sich beispielsweise
- im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) als schwarz-weiß Porträtfoto mit dem Titel „Prof. Dr. Hugo Jentsch, Guben“ in den Maßen 13,5 × 21,5 cm aus der „Werkstatt für Photographische Bildkunst Herbert Rosenthal, Guben, Grüne Wiese 53“, Archivsignatur 103 Ansichten – Fotos E1[8]
Weblinks
- Fotografien Rosenthals in der Deutschen Fotothek
- Jana Pozar / zar1: Auf den Spuren eines Fotografen ..., Artikel auf der Seite Lausitzer Rundschau
- Sylvia Kolley: Namensverzeichnis der Juden in der Niederlausitz M-Z, darin wird – jedoch ohne Einzelnachweis – der 1891 in Guben tätige Fotograf als Sally Rosenthal bezeichnet
- Herbert Rosenthal im fotografenwiki.org
Einzelnachweise
- o. V.: Herbert Rosenthal, Guben, in: Nachrichtenblatt für das Photographenhandwerk, Bände 39–40 (1932), S. 188; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Jana Pozar / zar1: Auf den Spuren eines Fotografen ..., Artikel auf der Seite Lausitzer Rundschau vom 9. November 2013, zuletzt abgerufen am 29. September 2019
- Jutta Rückert, Otto Rückert: Guben, in Irene Diekmann, Julius H. Schoeps (Hrsg.): Wegweiser durch das jüdische Brandenburg, mit einem Geleitwort von Manfred Stolpe, 1. Auflage, Berlin: Edition Hentrich, 1995, ISBN 978-3-89468-189-0 und ISBN 3-89468-189-6, S. 152ff.; hier: S. 154; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Nachrichtenblatt für das Photographenhandwerk, Band 36 (1929), passim, v. a. S. 136; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- G. A. Kraus: Adressbuch der Photographie. Industrie, Handel, Gewerbe, Berlin: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1929, S. 173, 490; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Vergleiche den Aufdruck auf dem Kartonträger einer zeitgenössischen Fotografie in der Sammlung von Danuta Thiel - Melerski
- Danuta Thiel - Melerski: A. Krause in ihrem Lexikon der Fotografen auf der Seite fotorevers.eu
- Angaben des Brandenburgischen Landeshauptarchivs
- Digitalisat der Deutschen Fotothek; Original aus dem Besitz von Karl Schwier, Verlag der Deutschen Photographischen Zeitung, Weimar; in der Verwaltung der Hermann-Krone Sammlung der TU Dresden, Inventar-Nummer KAT-T-058/03 (Mo2)
- gering aufgelöstes Digitalisat einer zum Verkauf angebotenen Mehrbildkarte
- CGA Verlag: Guben: Grüne Wiese am Abzweig Haagstraße, Artikel auf der Seite der Zeitschrift Der Märkische Bote vom 15. November 2011, zuletzt abgerufen am 1. Oktober 2019
- Andreas Peter: Guben, in Irene A. Diekmann (Hrsg.): Jüdisches Brandenburg. Geschichte und Gegenwart, hrsg. im Auftrag des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Berlin: VBB Verlag für Berlin-Brandenburg, 2008, ISBN 978-3-86650-093-8, S. 154ff.; hier: S. 171; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Vergleiche die Angaben auf dem bei Wikimedia Commons hochgeladenen Revers
- Weltausstellung Brüssel 1910. Deutsches Reich. Amtlicher Katalog, hrsg. vom Reichskommissar, Berlin: Verlag von Georg Stilke, 1910, S. 117; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Photographische Korrespondenz, Nummer 624, Jahrgang 1912, S. 412; Digitalisat über ANNO – AustriaN Newspapers Online
- Heinrich Laß, Erwin Stein (Hrsg.): Die Stadt Guben ( = Monographien deutscher Städte: Darstellung deutscher Städte und ihrer Arbeit in Wirtschaft, Finanzwesen, Hygiene, Sozialpolitik und Technik, Band 25), Berlin-Friedenau: Deutscher Kommunal-Verlag, 1928; (Neudruck der Ausgabe, hrsg. von dem Geschichtslehrer Andreas Peter; 1. Auflage, Guben: Niederlausitzer Verlag, 2011, ISBN 978-3-935881-85-2; ; auch als eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Angaben mit einem Digitalisat des Fotos auf der Seite des Museums
- Rundbrief Fotografie. Analoge und digitale Bildmedien in Archiven und Sammlungen, Hrsg.: Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg in Zusammenarbeit mit dem Museumsverband Baden-Württemberg e.V., der Sektion Geschichte und Archive der Deutschen Gesellschaft für Photographie e.V. (DGPh) und dem Sächsischen Museumsbund e.V., Neue Folge Doppelband 6–7, Stuttgart: Verlag und Redaktionsbüro Dr. Wolfgang Seidel, 1999, ISSN 0945-0327, S. 38; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Photographische Correspondenz, Band 38 (1902), S. 638; Digitalisat über ANNO – AustriaN Newspapers Online
- Amtlicher Katalog. Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914, Leipzig: Druck bei Poeschel & Trepte, 1914, S. 174; Digitalisat über das Internet-Archiv