Hengst (Unternehmen)
Die Hengst SE (Eigenbezeichnung meist Hengst Filtration, vertriebene Marke: Hengst Filter) ist ein Unternehmen aus Münster. Hengst produziert Filter und zugehörige Komponenten für verschiedene Anwendungsfälle, vorrangig für die Automobilindustrie (Filter-Systeme für Öl-, Kraftstoff-, Luft-, Kühlwasser-, Getriebe- und Innenraumluftfiltration, Module zum Fluidmanagement, Ölnebelabscheider) sowie für Industrieanwendungen (Filter für Gasturbinen, Entstaubungsanlagen) und Raumlufttechnik (u. a. hochabscheidende Filter für Staubsauger, mobile Luftreiniger und Feinstaubfilter).
Hengst Filtration | |
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Rechtsform | Societas Europaea (SE)[1] |
Gründung | 1958 |
Sitz | Münster, Nordrhein-Westfalen, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 3110 (2019)[3] |
Umsatz | 483 Mio. Euro (2019) |
Branche | Automobilzulieferer, Filtrationsanwendungen für Industrie und Konsumgüterbereich |
Website | www.hengst.de |
Im Geschäftsjahr 2019 beschäftigte die gesamte Hengst-Gruppe insgesamt 3.110 Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von 483 Mio. Euro.[3] Das Unternehmen betreibt 20 Standorte, aufgeteilt in 11 Produktionswerke und neun Entwicklungs-/Vertriebsstandorte; drei der Produktionswerke befinden sich in Deutschland (Münster, Nordwalde, Ketsch).
Geschichte
Umsatzentwicklung (Hengst Holding SE) | |
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Jahr | Umsatz in Mio. EUR |
2014 | 351,4[4] |
2015 | 335,6[4] |
2016 | 333,3[4] |
2017 | 423,8[4] |
2018 | 432,4[4] |
2019 | 482,7[3] |
Im Jahre 1958 gründete Walter Hengst die Firma Ing. Walter Hengst KG in Münster. Im Jahr 1977 trat der Schwiegersohn Günter Röttgering als späterer Nachfolger von Walter Hengst in das Unternehmen ein, im Zuge dessen fand die Umfirmierung in Ing. Walter Hengst GmbH & Co. KG statt. Nach der Einführung des ersten Becherölfilters mit automatischem Ablasssystem und Kunststoffschraubdeckel im Jahre 1988 wurde 1990 der Standort in Berlin, die Hengst Filterwerke Berlin GmbH & Co. KG, gegründet. Die Tochter von Walter Hengst, Wera Röttgering, gründete 1992 den Verein Herzenswünsche e. V. Hengst führte 1993 das Filter-System ENERGETIC als ersten metallfreien Filtereinsatz ein, woraufhin 1995 die Einführung des ersten Becherölfilters mit integrierter Zentrifuge und 1996 das erste Fluidmanagementmodul folgte. 1997 wurde ein Ölnebel-Abscheide-System (Zyklone für Otto- und Dieselmotoren) eingeführt.
Im Jahr 1998 zerstörte ein Großfeuer ein Drittel der Hengst-Filterwerke. 1999 gründete Hengst ein Joint-Venture in Joinville, Brasilien unter der Firmierung Hengst-Wetzel Ltda. Im Jahr 2000 wurde der Standort in Nordwalde mit einer Aluminium-Gießerei gegründet und aufgebaut. Im gleichen Jahr übernahm Hengst die Handelsmarken Champ und Luber-finer von der Luber-finer GmbH.
Im Jahr 2002 begann Jens Röttgering in dritter Generation seine Tätigkeit in dem Familienunternehmen. 2003 wurden die Ingenieurbüros in São Paulo, Brasilien und in Detroit, USA eröffnet. 2004 folgte die Gründung der Tochtergesellschaft Indústria de Filtros Ltda. in São Paulo, Brasilien (vorher Hengst-Wetzel Ltda.). Im gleichen Jahr führte Hengst eine Zylinderkopfhaube mit integriertem Ölnebelabscheider und Druckregelung ein. Ebenfalls 2004 stellte Hengst den Vertrieb der Marken Champ und Luber-finer ein und konzentriert sich seither auf die Marke Hengst Filter.
2005 gründete Hengst die Tochtergesellschaften Hengst of North America, Inc. in Camden, USA und Hengst Filter Systems (Kunshan) Co., Ltd. in Kunshan, China. Zur selben Zeit entwickelte Hengst ein Multifunktionsmodul mit integrierter Kühlmittelpumpe. 2008 brachte das Unternehmen eine High Speed-Freispiegel-Zentrifuge für alle Leistungsklassen auf den Markt. 2008 wurde zudem die betriebseigene Kindertagesstätte „Hengst Kinderland“ eröffnet.
Hengst entwickelte im Jahr 2010 das Baukastensystem Blue-Engine-Care-System (BECS) zur Motorenoptimierung. In dieser Reihe entstand 2011 der Tellerseparator mit elektrischem Antrieb Blue.tron und 2013 das Kraftstoff-Pflegesystem Blue.maxx. Anfang 2013 eröffnete Hengst ein Ingenieurbüro in Bangalore, Indien.[5] 2014 folgte die Eröffnung des Standortes in Singapur[6] und im Mai 2015 in Polen.[7]
Anfang des Jahres 2016 übernahm Hengst das dänische Unternehmen Nordic Air Filtration als 14. Standort. Der 15. Standort wurde Anfang 2017 in Dubai eröffnet. Am 31. Oktober 2018 wurde das Unternehmen Delbag mit Stammsitz in Herne von der FläktGroup in die Hengst Gruppe übernommen. Im Juli 2020 übernahm Hengst das Hydraulik-Filtrationsgeschäft der Bosch Rexroth AG. Dazu gehört der Standort in Ketsch (Baden-Württemberg) mit rund 190 Mitarbeitern sowie die weltweiten Vertriebsaktivitäten in mehr als 30 Ländern.[8]
Produkte
- Luftfilter, Flüssigkeitsfilter für Pkw und Nutzfahrzeuge (On- und Off-Highway)
- Zylinderkopfhauben, Ansauggeräuschdämpfer
- Tellerseparatoren (hydraulisch / elektrisch) zur Kurbelgehäuseentlüftung
- Blue Engine Care System (Baukastensystem zur Motorenoptimierung)
- Industriefilter
- Entstaubungslösungen für Domestic und Professional Anwendungen (Cleaning Systems)
- Medizinische Gesichtsmasken
Standorte
Standorte bestehen in Deutschland (Münster, Nordwalde und Ketsch als Hengst sowie Herne als Delbag), Dänemark (Nakskov, als Nordic Air Filtration), Tschechien (Liberec, als Delbag), Frankreich (Paris, Vertriebsbüro der Delbag), den Vereinigten Staaten (Camden, Raleigh, Chicago), Brasilien (Joinville, São Paulo), China (Kunshan, Jinan), Indien (Bangalore), Singapur, Polen (Gogolin, Rawicz) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (Dubai, Fujairah).[9]
- Deutschland
- Die Firma Hengst wurde 1958 am Standort Münster gegründet. Das Werk in Münster, anfänglich bestehend aus einer Produktionshalle, war lange der einzige Standort von Hengst. Im Jahr 1990 wurde das VEB-Filter- und Vergaserwerk in Berlin unter der neuen Firmierung Hengst Filterwerke Berlin übernommen. 2000 folgte die Gründung eines Produktionsstandortes in Nordwalde, wo eine Aluminium-Gießerei und ein Logistikzentrum aufgebaut wurden. Durch die Übernahme der Delbag gehört seit dem Jahr 2018 der Hauptsitz in Herne zu den deutschen Standorten der Hengst-Gruppe. Durch die Übernahme des Hydraulikfiltrationsgeschäfts von Bosch Rexroth ging auch das Produktionswerk in Ketsch in die Hengst-Gruppe über. Mit der Schließung des Werkes in Berlin betreibt Hengst im Jahr 2022 drei Produktionswerke in Deutschland (Münster, Nordwalde, Ketsch), dazu der Verwaltungsstandort in Herne (Delbag).
- Luftaufnahme vom Standort Münster
- Luftaufnahme vom Standort Nordwalde
- Luftaufnahme vom Standort Berlin, 2021 geschlossen
- Polen
- Für OE-Kunden wurde im Jahr das Werk in Gogolin eröffnet. Im Jahr 2015 wurde ein Filterwerk in Gostyń übernommen. Im Jahr 2019 baute Hengst ein drittes Werk in Polen am Standort Rawicz und verlagerte schließlich die Produktion aus dem Werk aus Gostyń nach Rawicz. Das Werk in Gostyń wurde daraufhin geschlossen.
- Dänemark
- Im Jahr 2018 wurde der Filterhersteller für Industrieanwendungen, die Nordic Air Filtration mit Sitz in Nakskov übernommen.
- Tschechien
- Durch die Übernahme der Delbag wurde auch das Produktionswerk in Liberec in die Hengst-Gruppe aufgenommen.
- Vereinigte Staaten
- 2003 wurde ein Büro der Anwendungstechnik in Detroit eröffnet. Die Gründung der Tochtergesellschaft Hengst of North America, Inc. in Camden (South Carolina) erfolgte dann im Jahr 2005. Im Jahr 2013 ist das Büro der Anwendungstechnik in ein neues Tech Center nach Novi, Michigan umgezogen. Anfang des Jahres 2020 erfolgte ein erneuter Umzug des Entwicklungsbüros nach Raleigh.
- Im Produktionswerk in Camden werden verschiedene Produkte vorrangig für Automobilkunden und den freien Teilemarkt im nordamerikanischen Markt produziert.
- Durch die Übernahme der Nordic Air Filtration gehört auch das Vertriebsbüro in Chicago zur Hengst-Gruppe.
- Brasilien
- 1999 wurde ein Joint-Venture namens Hengst-Wetzel Ltda. in Joinville (Brasilien) gegründet. Im Jahr 2003 folgte ein Büro der Anwendungstechnik in São Paulo. 2004 wurden alle Gesellschaftsanteile des Gemeinschaftsunternehmens Hengst-Wetzel Ltda. vom brasilianischen Partner übernommen und in Hengst Indústria de Filtros Ltda. umbenannt. Im Produktionswerk in Joinville werden vorrangig Teile für die südamerikanischen Werke größtenteils europäischer Automobilhersteller produziert.
- China
- 2005 wurde die erste Tochtergesellschaft in Asien unter der Firmierung Hengst Filter Systems in Kunshan gegründet. Das Werk versorgt verschiedene chinesische Kunden. Nach mehreren Expansionen des Werks in Kunshan wurde im Jahr 2019 ein zweiter Standort in Jinan eröffnet.
- Indien
- 2013 wurde der Standort in Bangalore gegründet, der mittlerweile wieder aufgegeben worden ist. Derzeit betreibt Hengst in Neu-Delhi ein Joint Venture mit dem Namen Hengst-Luman India.
- Singapur
- 2014 wurde der Standort in Singapur gegründet.
- Vereinigte Arabische Emirate
- 2017 wurde der Standort in Dubai gegründet und bedient von dort diverse Anrainerstaaten. Das Produktionswerk in Fujairah kam durch die Übernahme der Nordic Air Filtration in die Gruppe.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hengst SE & Co. KG wird zur Hengst SE. Hengst SE, abgerufen am 13. Dezember 2017.
- Management. Hengst SE, abgerufen am 3. Juli 2020.
- Hengst Holding SE & Co. KG (Hrsg.): Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2019 bis zum 31.12.20189. (bundesanzeiger.de).
- Hengst Holding SE & Co. KG (Hrsg.): Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2018 bis zum 31.12.2018. (bundesanzeiger.de).
- Historie auf der Internetpräsenz des Unternehmens (Memento vom 25. Juli 2013 im Internet Archive)
- http://hengst.com/de/2014/09/neue-vertriebsgesellschaft-in-singapur/
- http://hengst.com/de/2015/05/hengst-staerkt-position-auf-den-osteuropaeischen-maerkten/
- Götz Fuchslocher: Hengst übernimmt Hydraulik-Filtrationsgeschäft von Bosch Rexroth. In: Automobil Produktion. 20. Juli 2020, abgerufen am 17. Februar 2021.
- Hengst SE: Standorte. In: hengst.com. Abgerufen am 9. Februar 2022.