Heilige Familie (Offleben)
Die Kirche Heilige Familie war die katholische Kirche in Offleben, einem Ortsteil der Stadt Helmstedt im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen. Die nach der Heiligen Familie benannte Kirche befand sich in der Alversdorfer Straße 56 (ehemals Bahnhofstraße 56[1]). Die Kirche gehörte zur Pfarrgemeinde Maria Hilfe der Christen mit Sitz in Schöningen, sie war die östlichste Kirche im Dekanat Wolfsburg-Helmstedt des Bistums Hildesheim.
Geschichte
Die ersten Katholiken in Offleben nach der Reformation waren ein aus dem Eichsfeld zugezogenes Ehepaar.[2] 1924 entstand eine katholische Gemeinde in Offleben, dazu wurde eine Holzbaracke als Notkirche aufgestellt. Zuvor wurden bereits Gottesdienste in einem zu einer Kapelle ausgebauten Zimmer, dann im Saal einer Gaststätte gehalten. Zunächst erfolgte die seelsorgliche Betreuung von Schöningen aus. 1926 wurde in Offleben eine Vikarie eingerichtet,[3] und Offleben hatte von nun an einen eigenen katholischen Geistlichen.[4]
1932 erfolgte die Grundsteinlegung der Kirche, am 30. April 1933 folgte ihre Einweihung durch Bischof Nikolaus Bares. Zeitgleich wurde das angrenzende Pfarrhaus erbaut.
1953 wurde der Kirche St. Josef im etwa vier Kilometer entfernten Barneberg, das jedoch bereits in der DDR lag, von der katholischen Kirchengemeinde Offleben eine Glocke geschenkt.[5] 1955[6] erfolgte mit großer Eigenleistung der Gemeindemitglieder der Bau des an die Kirche angebauten Kolpingheims. Am 1. August 1956 wurde die Pfarrvikarie Offleben, zu der die Ortschaften Alversdorf, Hohnsleben, Neu Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf gehörten, zur selbstständigen Kirchengemeinde (Kuratie) erhoben; zu ihr gehörte auch die bereits 1951 erbaute St.-Barbara-Kirche in Neu Büddenstedt.
Ab 1996 bestand eine Seelsorgeeinheit mit den katholischen Kirchen in Jerxheim, Neu Büddenstedt und Schöningen. Vom 1. November 2006 an gehörte die Kirche zur Pfarrgemeinde Maria Hilfe der Christen mit Sitz in Schöningen,[7] und zum damals neu gegründeten Dekanat Wolfsburg-Helmstedt.
Auf Grund zurückgehender Finanzmittel, aber auch der geringer werdenden Zahl von Priestern und Kirchenmitgliedern, erfolgte 2009 im Bistum Hildesheim eine Einstufung aller Kirchen nach ihrer künftigen Notwendigkeit. Damals wurde die Kirche als „für die pastorale Entwicklung nicht unbedingt notwendig“ angesehen und zur Schließung vorgesehen.[8] Pläne, in der Kirche und den angrenzenden Gebäuden ein Hospiz einzurichten,[9] konnten nicht realisiert werden. Am 27. Juli 2014 fand der letzte regelmäßige Gottesdienst statt, die Kirche wurde seitdem wegen Schimmelbefalls der Orgel nicht mehr genutzt. Am 3. März 2015 erfolgte die Profanierung der Kirche durch Bischof Norbert Trelle. Dies war nach St. Maria Goretti (Meinersen) (2014) die zweite Profanierung einer Kirche im Dekanat Wolfsburg-Helmstedt.
Das rund 6500 m² große Grundstück mit der Kirche und den angrenzenden Gebäuden wurde im Winter 2015/16 an privat verkauft, das Kircheninventar wurde teilweise Kirchen in Polen überlassen. Die nächstliegenden Gottesdienste finden heute in den jeweils rund vier Kilometer entfernten Kirchen in St. Barbara (Neu Büddenstedt) und St. Joseph und Augustinus (Hötensleben) statt.
Architektur und Ausstattung
Die in knapp 113 Meter Höhe über dem Meeresspiegel gelegene Kirche wurde als Massivbau nach Plänen des Paderborner Architekten Max Sonnen zusammen mit dem westlich angrenzenden Pfarrhaus erbaut. Ihr Turm, der als Dachreiter ausgeführt wurde, verfügte über zwei Glocken. Das östlich angrenzende Kolpingheim wurde später zugefügt. Die Kirche verfügte über ungefähr 170 Sitzplätze. Zur Innenausstattung gehörten Statuen Marias, Josephs und dem Heiligsten Herzen Jesu, ferner 15 Kreuzwegbilder. Unter der Orgelempore befanden sich ein Beichtstuhl und eine Pietà.
Orgel
Das Schleifladen-Instrument hatte acht Register auf einem Manual und Pedal. Es war mit einer mechanischen Traktur sowie Zinkpfeifen ausgestattet. Vermutlich in den 1970er Jahren wurde die Klaviatur von seitenspielig auf vorderspielig (Rücken des Organisten zur Gemeinde) umgebaut.
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Literatur
- KirchenZeitung Nr. 39/2008 vom 28. September 2008
- KirchenZeitung Nr. 9/2015 vom 28. März 2015, S. 1 (Artikel zur Profanierung)
- Willi Stoffers: Bistum Hildesheim heute. Hildesheim 1987, ISBN 3-87065-418-X, S. 164/165
Weblinks
Einzelnachweise
- Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Katholischer Gottesdienst in der Diözese Hildesheim. Hildesheim 1966, S. 70
- Heinz Pohlendt: Der Landkreis Helmstedt. Bremen-Horn 1957, S. 270
- Thomas Flammer: Nationalsozialismus und katholische Kirche im Freistaat Braunschweig 1931–1945. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2013, S. 42
- Willi Stoffers: Bistum Hildesheim heute. Hildesheim 1987, ISBN 3-87065-418-X, S. 165
- Kirche Barneberg
- Baujahr gemäß Verkaufsexposé des Immobilienmaklers Engel & Völkers Wolfenbüttel
- Bischöfliches Generalvikariat: Urkunde über die Aufhebung der katholischen Pfarrgemeinden Maria Hilfe der Christen, Schöningen, Hl. Familie, Büddenstedt-Offleben, Maria von der Immerwährenden Hilfe, Jerxheim und über die Errichtung der katholischen Pfarrgemeinde Maria Hilfe der Christen, Schöningen. Kirchlicher Anzeiger Nr. 10/2006, S. 49–51.
- Bistum Hildesheim (Hrsg.): Einstufung der Pfarrkirchen und Filialkirchen im Bistum Hildesheim. Hildesheim 2009.
- Braunschweiger Zeitung vom 4. Januar 2012