Hedwig und Robert Samuel-Stiftung
Die Hedwig und Robert Samuel-Stiftung fördert seit über 20 Jahren Kinder und Jugendliche im Bereich Ausbildung, vorrangig in Ländern Mittelamerikas und Südasiens. Die Jugendlichen stammen alle aus sozial benachteiligten Schichten und erhalten über die Stiftung die notwendigen Mittel und den Zugang zu einer qualifizierten Berufsausbildung. Die Stiftung hat weltweit rund 90 Mitarbeiter.
Geschichte
Die Stiftung geht auf das Düsseldorfer Ehepaar Robert und Hedwig Samuel zurück. Der 1871 in Düsseldorf geborene jüdische Kaufmann Robert Samuel war im Import und Verkauf von Tabakwaren tätig und belieferte unter anderem den Württembergischen Königshof. 1927 bestimmte Samuel testamentarisch die Gründung der Stiftung. Nach dem Tode der kinderlos gebliebenen Eheleute sollte die Stiftung wohltätigen Zwecken dienen. Als finanziellen Grundstock brachte er das Hohenzollernhaus, Königsallee 14 in die Stiftung mit ein.
Nach dem Tod von Robert Samuel im Januar 1931 wurde die Stiftung am 3. Juni 1932 mit Genehmigung des preußischen Justizministeriums gegründet. In der Folgezeit versuchten Behörden und nationalsozialistische Organisationen Zugriff auf das vermeintlich jüdische Vermögen zu erlangen. Die staatlichen Organe blockierten sich jedoch gegenseitig, und da der Stiftungszweck wohlweislich nicht auf jüdische Menschen beschränkt war, überdauerte die Stiftung glücklich das Dritte Reich.
Da die Erträge aus dem Stiftungskapital zeitlebens der Mitstifterin Hedwig Samuel zufielen, vergingen noch einige Jahre, bis die Stiftung 1976 ihre eigentliche karitative Tätigkeit aufnahm. Die Mittel, die der Samuel-Stiftung dann als Vermögenserträge zuflossen, wurden zunächst überwiegend für die dringend notwendige Renovierung des Geschäftshauses an der Königsallee benötigt, das 1942 durch eine Brandbombe schlimme Schäden erlitten hatte. Die Verwirklichung des Stiftungszweckes musste in dieser Zeit noch zurückstehen. Allerdings wurden auch in dieser Phase schon kleinere Spenden für soziale Projekte geleistet, überwiegend für solche in Düsseldorf.
Später dann, mit dem Abschluss der Substanzerhaltungsmaßnahmen und dem Aufbau einer eigenen Infrastruktur, wurde es der Samuel-Stiftung möglich, auch größere Projekte zu fördern. Ersten Spenden für Verbesserungsmaßnahmen in den städtischen Altenheimen Gallberg und Flehe folgten Hilfeleistungen für die sozial besonders Benachteiligten. So wurde zum Beispiel eine Betreuungsmaßnahme für die Kinder in der Containerwohnanlage in der Schmiedestrasse in Oberbilk durchgeführt, die Infrastruktur in einer Obdachlosenunterkunft der Stadt verbessert und die Hausaufgabenbetreuung von Kindern ausländischer Mitbewohner finanziert. Allesamt Maßnahmen, für die es keine Haushaltsverpflichtungen seitens der Stadt gab und die ohne die Unterstützung der Samuel-Stiftung nicht möglich gewesen wären.
Mitte der 1980er Jahre hat die Samuel-Stiftung ihre Hilfe für sozial Bedürftige erstmals auf das Ausland ausgeweitet. Angetrieben von der immer deutlicher zutage tretenden Armut in den unterentwickelten Ländern dieser Welt konzentrierte die Samuel-Stiftung ihre Arbeit im Laufe der Jahre zunehmend auf diese Länder. Anfänglichen Spenden an Entwicklungshilfsorganisationen wie etwa der Organisation Menschen für Menschen oder dem Friedensdorf International folgten direkte Hilfeleistungen an Personen und Institutionen in Entwicklungsländern.
Anstelle der reinen Förderung von Fremdprojekten war schon bald die Realisierung eigener langfristiger Hilfsprojekte vor Ort getreten. In relativ kurzer zeitlicher Abfolge entstanden so ausländische Vertretungen 1987 in Costa Rica, 1989 in Nicaragua, 1993 in Indien und 2002 in Thailand.
Die Stiftung
Die Samuel-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung privaten Rechts mit Schwerpunkt in der Ausbildungsförderung. Ihr Hauptsitz ist Düsseldorf. Im Gegensatz zu vielen anderen Stiftungen ist die Samuel-Stiftung operativ tätig. Das heißt, sie finanziert nicht nur andere Hilfsorganisationen, sondern initiiert und realisiert eigene karitative Projekte, in erster Linie in Mittelamerika (Costa Rica und Nicaragua) und Asien (Indien und Thailand). Die Finanzierung dieser Hilfsprojekte erfolgt über das Stiftungskapital, Spenden und Co-Finanzierungen. Es ist sichergestellt, dass alle verfügbaren Mittel in Projekte fließen, die den Zielen, Förderschwerpunkten und Qualitätsansprüchen entsprechen.
Ziele
Die Samuel-Stiftung ist „Die Stiftung für Ausbildung“. Ihr Ziel: Über die berufliche Qualifizierung von breiten Bevölkerungsschichten wird die dringend notwendige Weiterentwicklung der ärmeren Länder forciert und die Not der Menschen gelindert. Im Fokus der Stiftungsarbeit stehen dabei Kinder und Jugendliche. Denn nur über sie lässt sich der Teufelskreis aus Armut und Perspektivlosigkeit nachhaltig durchbrechen.
Die Samuel-Stiftung will arme und sozial bedürftige Menschen in die Lage versetzen, ihre Lebensbedingungen nachhaltig und aus eigener Kraft zu verbessern. Der Ansatz ihrer Stiftungstätigkeit ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Denn eine Entwicklung kann immer nur aus sich selbst heraus erwachsen. Persönlich und gesellschaftlich. Die Samuel-Stiftung hat sich auf den Förderbereich Ausbildung fokussiert. Denn die Ausbildung bietet den wichtigsten Hebel zur persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung.
Stiftungskapital
Neben Spenden erfolgt die Finanzierung der Projekte in erster Linie aus den Miet- und Kapitalerträgen des „Hohenzollernhauses“. Das 6-stöckige Haus mit Ladenzeile liegt an der renommierten Königsallee in Düsseldorf und beherbergt neben dem Hauptsitz der Stiftung u. a. den Juwelier Wempe, den Bekleidungshersteller Tom Tailor sowie den Büroraumdienstleister World-Wide Business Centres.
Das Haus ist 1907 von Robert Samuel erworben worden. Nach dem Umbau durch den renommierten Architekten Hermann vom Endt nutzte der Zigarrenimporteur Robert Samuel das Haus für die Lagerung und Verkauf der Zigarren sowie für Büroräume. Der Name des Hauses entstand vermutlich aus der Tätigkeit von Robert Samuel als Hoflieferant des württembergischen Königshauses der Hohenzollern.
Im Zweiten Weltkrieg durch eine Brandbombe zerstört, wurde das Hohenzollernhaus nach dem Krieg schrittweise renoviert und erweitert. Seit der Gesamtsanierung und dem Wiederaufbau des historischen Daches Anfang der 1980er Jahre bildet das Hohenzollernhaus die wichtigste Finanzgrundlage der Stiftungstätigkeit.
Hilfsprojekte
Die Samuel-Stiftung ermöglicht Kindern und Jugendlichen den Erhalt von qualifizierten Berufsausbildungen und -abschlüssen. Gefördert werden Kinder und Jugendliche, die sozial schwachen Gesellschaftsschichten entstammen und gewisse Voraussetzungen mitbringen, die Erfolg versprechen. Die Ausbildungsgänge sind kostenlos und beinhalten zum Teil auch Verpflegung während des Tages und die Transportkosten.
Das Ausbildungssystem folgt dem Prinzip „Fördern und Fordern“. Daher müssen die förderungsinteressierten Jugendlichen neben ihrer Bedürftigkeit auch eine gewisse Schulbildung, Persönlichkeit und familiäre Unterstützung mitbringen. Während der Ausbildung erwartet man von den jungen Menschen überdurchschnittliche Leistungen und Engagement. Nur so können sich die Jugendlichen später im Arbeitsmarkt behaupten.
Alle Ausbildungsangebote zielen auf handwerkliche, technische oder Dienstleistungsberufe ab, da diese auch ohne höhere Schulbildung erlernt werden können. Sie sind schnell und praxisnah vermittelbar und weisen eine langfristig hohe Nachfrage in den Ländern auf. Lediglich in Thailand wurde eine Ausnahme gemacht, da aufgrund der ländlichen Strukturen des Tätigkeitsgebietes die allgemeine Schulbildung die besten Entwicklungsperspektiven für die Jugendlichen bietet.
Neben dem Schwerpunkt Ausbildung unterstützt die Samuel-Stiftung Einzelprojekte, auf die sie im Rahmen ihrer Stiftungsarbeit aufmerksam geworden ist. So unterstützt sie seit 1990 den Gesundheitsposten El Tepeyac in Nicaragua. Auch im Nachbarland Costa Rica ist sie mit einem weiteren Projekt aktiv: In San Isidro unterhält sie in Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde PANI zwei Kinderheime (Albergues), in denen gewaltgeschädigte Kinder Zuflucht in familienähnlichen Verhältnissen finden. In Deutschland ist sie Begründer und Mitgesellschafter der Organisation KiD gGmbH, einer stationären Facheinrichtung für missbrauchte Kinder in Düsseldorf. Außerdem unterstützt die Stiftung regelmäßig junge Studentinnen und Studenten der Kunstakademie Düsseldorf.
Über 3.900 Jugendliche haben bislang die Ausbildungsprogramme erfolgreich durchlaufen. Bis zu 90 Prozent der Samuel-Auszubildenden haben 3 Monate nach Abschluss eine qualifizierte Arbeitsstelle in ihrem Fachgebiet gefunden.