Hans-Jürgen Stumpff
Hans-Jürgen Stumpff (* 15. Juni 1889 in Kolberg; † 9. März 1968 in Frankfurt am Main)[1] war ein deutscher Offizier (zuletzt Generaloberst), Generalstabschef der Luftwaffe und Mitunterzeichner der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst.
Leben
Stumpff trat am 2. September 1907 als Fahnenjunker in das preußische Grenadier-Regiment „Prinz Carl von Preußen“ (2. Brandenburgisches) Nr. 12 ein. Am 19. November 1908 wurde er zum Leutnant befördert. Während des Ersten Weltkriegs diente er vorwiegend in Generalstabsverwendungen; bei Kriegsende war er Hauptmann. Auch in der Weimarer Republik leistete Stumpff (mit kurzen Unterbrechungen) Dienst als Generalstabsoffizier, zuletzt als Abteilungschef im Reichswehrministerium.
Am 1. September 1933 wechselte er als Oberstleutnant in das Reichsluftfahrtministerium, wo er zunächst bis 1937 Chef des Personalamts wurde.[1] Vom 1. Juni 1937 bis zum 31. Januar 1939 war er Chef des Generalstabes der Luftwaffe im Reichsluftfahrtministerium.[1] Als solcher war er wesentlich am Aufbau der Luftstreitkräfte beteiligt und wurde 1938 zum General der Flieger befördert. Von Anfang 1939 bis Anfang 1940 fungierte er als Chef der Luftwehr.[1]
Während des Krieges führte Stumpff kurzzeitig die Luftflotte 1, wurde am 19. Juli 1940 als Oberbefehlshaber der Luftflotte 5 zum Generaloberst befördert[1] und erhielt im September 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Bis Ende 1943 war er Befehlshaber der Luftflotte 5,[1] die von Norwegen ausgehend den Norden Englands und Schottland angriff und später den alliierten Nachschub nach Murmansk zu unterbrechen suchte. Ab 1941 war seine Luftflotte auch im Krieg gegen die Sowjetunion eingesetzt. Im Januar 1944 wurde Stumpff Luftwaffenbefehlshaber Mitte (später in Luftflotte Reich umbenannt) und war als solcher für die Verteidigung Deutschlands gegen die alliierten Bombenangriffe zuständig.
Am 8. Mai 1945 gehörte Stumpff – in Vertretung des verwundeten Oberbefehlshabers der Luftwaffe Ritter von Greim – zu den Mitunterzeichnern der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht in Berlin-Karlshorst. Im Oktober 1947 wurde er aus der britischen Kriegsgefangenschaft entlassen, nachdem er in einem Kriegsverbrecherprozess freigesprochen worden war.[1]
1950 trat er in Kontakt zur „Bruderschaft“, einer vom Hamburger Exgauleiter Karl Kaufmann gegründeten rechtsradikalen Untergrundorganisation.[2]
Seine Tochter Renate Stumpff (1925–2011) heiratete 1945 per Ferntrauung und 1949 kirchlich Karl-Günther von Hase, den späteren Intendanten des ZDF.
Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof Bad Godesberg.
Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse[3]
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern[3]
- Friedrich-Kreuz[3]
- Hanseatenkreuz Lübeck und Hamburg[3]
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration[3]
- Ritterkreuz des Bulgarischen Militär-Verdienstordens[3]
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz[3]
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
- Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 18. September 1941[4]
- Großkreuz des Finnischen Ordens der Weißen Rose mit Schwertern und Bruststern
- zweimalige Nennung im Wehrmachtbericht
- Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten
Literatur
- Ralf Schumann: Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff. In: Mars – Jahrbuch für Wehrpolitik und Militärwesen 6 (2000), S. 258–271.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hans-Jürgen Stumpff - Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien. In: Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien. 9. März 2018 (ns-reichsministerien.de [abgerufen am 30. März 2018]).
- Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 604, Quelle BA N 1080/272.
- Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn Verlag, Berlin, S. 122.
- Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 734.