Hanna Meyer-Moses
Hanna Karoline Meyer-Moses (* 30. September 1927 in Karlsruhe) ist eine jüdische Zeitzeugin der Judenverfolgung.
Leben
Hanna Meyer-Moses wurde 1927 als Tochter des Rechtsanwalts Nathan Moses[1] (* 1886 in Kirchen/Lörrach; gestorben in Marseille 1944) und seiner Frau Betty Moses[2], geborene Dreifuss (1889–1944), geboren. Bis 1931 lebte die Familie in Durlach, anschließend in Karlsruhe.
Am 22. Oktober 1940[3] wurde Hanna Moses im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion mit ihrer Familie und etwa 6500 weiteren Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das Lager Gurs am Fuße der Pyrenäen deportiert. Im Februar 1941 konnten Hanna Meyer-Moses und ihre jüngere Schwester Susanne (* 1929) mit der Hilfe des OSE (Œuvre de secours aux enfants) und der Quäker in einem staatlichen Kinderheim untergebracht werden.[4] Im Sommer 1943 gelang ihnen die Flucht in die Schweiz, wo Hanna Meyer-Moses bis heute wohnt. Ihre Mutter wurde in Auschwitz ermordet, der Vater starb im Hospital Le Dantec.
Nach dem Krieg musste die Deutsche Botschaft in Bern den staatenlosen ehemaligen deutschen Bürgern, zu denen Hanna Moses zählte, die deutsche Staatsangehörigkeit wieder antragen, woraufhin sie erklärte, sie wolle „lieber staatenlos bleiben, als je wieder Deutsche zu werden“.[5]
Im Jahr 1963 heiratete Hanna Moses ihren Verlobten, den Kaufmann und späteren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Bremgarten Werner Meyer (1924–2015). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Rolf (Rolf Nathan; * 1963), Eva (Eva Elisabeth; * 1965) und Caroline (Caroline Ester; * 1968).
Hanna Meyer-Moses berichtet in Vorträgen von ihren Erlebnissen. Im Jahr 2009 veröffentlichte sie mit der Erzählung Reise in die Vergangenheit ihre Lebensgeschichte.
Ein ihr im August 1992 „ … in Würdigung ihrer Verdienste um die Verständigung zwischen Juden und Deutschen“ angebotenes Bundesverdienstkreuz lehnte sie ab mit der Begründung, sie könne nicht, „auf einem Berg von Gebeinen und Asche stehend, einen deutschen Orden entgegennehmen“.
Werke
- Herrenalber Protokolle 81: Soviel der Einzelne tragen kann. Mit Beiträgen von u. a. Hanna Meyer-Moses, Evangelische Akademie Baden, 1991, ISBN 978-3-89674-082-3
- Reise in die Vergangenheit: Eine Überlebende des Lagers Gurs erinnert sich an die Verfolgung während der NS-Diktatur.[6] Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2009, ISBN 978-3-89735-560-6.
Literatur
- Josef Werner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich. Karlsruhe 1988
- Edwin Maria Landau & Samuel Schmitt: Lager in Frankreich. Überlebende und ihre Freunde. Zeugnisse der Emigration, Internierung und Deportation, von Brandt, Mannheim 1991 ISBN 3-926260-15-7 S. 154–162: Autobiographie
Einzelnachweise
- Seine Mutter: Karoline Moses (1851–1892), Tochter von Samuel Moses (* 1800) und Wilhelmine Nelson (* 1813). Nathan Moses' Vormund wurde zunächst Max Braunschweig, ein Bruder des vermuteten Vaters Israel Braunschweig. Nach Max Braunschweigs Tod trat Jakob Moses, ein Bruder der verstorbenen Mutter, an seine Stelle.
- Ihre Eltern waren David Dreifuss (1855–1933; während seiner Militärdienstzeit von 1876 bis 1879 beim 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiment No. 109 zeitweilig der Schlosswache des Großherzogs Friedrich I. in Karlsruhe zugeteilt) und Bertha, geborene Kahn (1868–1937). Sie stammten aus Altdorf in der Ortenau, wo die Vorfahren mindestens seit 1747 urkundlich nachweisbar gelebt hatten.
- Das entsprach dem letzten Tag des Laubhüttenfestes, dem 20. Tischri 5701
- ekiba.de (Memento des Originals vom 23. Februar 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. : Zeitzeugengespräch mit Hanna Meyer-Moses auf der Homepage der Evangelischen Landeskirche Baden
- Reise in die Vergangenheit, Seite 86
- Der Kernbestand des Buches, der historische Bericht ihrer Lebensgeschichte, lag bereits 1981 vor.
Weblinks
- Interview mit Hanna Meyer-Moses auf der Webpräsenz der Evangelischen Landeskirche in Baden
- Hanna Meyer-Moses im Stadtwiki Karlsruhe, dort mit Foto