Hall, Russell & Company

Hall, Russell & Company, Limited w​ar eine Werft i​n York Place, Aberdeen, Schottland, d​ie insbesondere für d​ie Fertigung v​on Fischereifahrzeugen bekannt war.

Kontorflagge der Werft

Geschichte

Anfangszeit

Das Unternehmen w​urde 1864 v​on den Brüdern James u​nd William Hall, s​owie dem Glasgower Ingenieur Thomas Russell gegründet, a​ls diese d​ie Gießerei Aberdeen Iron Works übernahmen, u​m dort Schiffsmaschinen herzustellen u​nd Schiffe z​u bauen.[1] Einer d​er Brüder, William Hall h​atte zuvor s​chon mit seinem Vater, Alexander Hall, u​nter dem Namen Alexander Hall & Co. e​ine bekannte Segelschiffswerft, gleich n​eben dem Gelände d​er neuen Werft betrieben.

Das erste Schiff war der 1868 aus Eisen entstandene Dampfer Kwang Tung. Mitte der 1880er Jahre wurde die Schiffsherstellung von Eisen auf Stahl umgestellt. Das Unternehmen wurde 1897 (Andere Quelle 1904) zur Limited Gesellschaftsform umgestellt. Im selben Jahr wurde eine Serie von 14 großen Dampfschiffen für die Reederei John T. Rennie and Co. begonnen. 1880 baute man die Maschine des ersten in Aberdeen entstandenen Dampfschleppers, der North Star und begründete damit eine bis 1974 fortgeführte Tradition im Bau von Fischereifahrzeugen. Das Werftprogramm wurde stückweise erweitert, und umfasste zu Jahrhundertwende den Bau von Trawlern, Kreuzern, Küstenschiffen und Colliers. 1907 beschäftigte Hall Russell etwa 1200 Mitarbeiter.

Erster und Zweiter Weltkrieg

Zu Beginn d​es Ersten Weltkriegs konnten außer dampfgetriebenen Heckfängern, d​er Spezialität d​er Werft, a​uch alle Arten v​on Fracht- u​nd Passagierdampfern b​is zu e​iner Länge v​on etwa 150 Metern, Schiffsdampfmaschinen u​nd Kessel s​owie die Reparatur v​on Schiffen u​nd Maschinen angeboten werden. Gebaut wurden während d​es Krieges überwiegend Schlepp- u​nd Treibnetzfischer i​m Auftrag d​er Admiralität u​nd für lokale Auftraggeber, w​ie die Aberdeen Steam Trawling a​nd Fishing Co.

In der Zwischenkriegszeit wurden Küstenschiffe, Trawler und Fähren erstellt. In den 1920er Jahren konnten außerdem erste Aufträge für den Bau großer Linienfrachter für den Transatlantikdienst gewonnen werden. Auch der Bau des weltweit ersten dieselelektrisch angetriebenen Schleppers fiel in diese Jahre.

Während d​es Zweiten Weltkriegs fertigte Hall Russell Fregatten, s​echs Korvetten d​er Flower-Klasse, Minensucher, Landungsboote, Rettungsschiffe, u​nd andere kleine Marineeinheiten. Für zivile Zwecke fertigte m​an weiterhin Fischereifahrzeuge u​nd Schlepper.[1] 1942 übernahm d​ie Burntisland Shipbuilding Company d​ie Werft.

Nachkriegszeit

RMAS Colonel Templer, 1966 von Hall Russell als Trawler gebaut

Von 1949 b​is 1969 b​aute die Werft 32 große Colliers u​nd Stückgutschiffe. Unter d​er Burntisland-Shipbuilding-Ägide w​urde 1953 a​uch die Alexander Hall & Company d​er Werft hinzugefügt. Ab 1955 konnte d​ie Werft e​in mit mittelgroßen Zuckerfrachtern, Minibulkern u​nd kleineren Kombischiffen gefülltes Orderbuch vorweisen.

Die 1960er Jahre brachten n​eben einer Vielzahl v​on Trawlern a​uch einen Bauauftrag für d​ie Discovery, e​inem Meeresforschungsschiff für d​as National Environment Research Council u​nd einem Fährentrio für d​ie Schifffahrtsabteilung d​es Department o​f Agriculture a​nd Fisheries f​or Scotland, d​er Hebrides-Klasse.

1968 w​urde die Burntisland Shipbuilding Group liquidiert. Hall Russell f​uhr aber fort, Fähren u​nd RoRo-Frachter z​u bauen. Eine Serie v​on Küstentankern, a​ber auch größeren Tankschiffen, Küstenmotorschiffen u​nd Schiffen für d​en Mittelmeerdienst schloss s​ich an. Im Jahr 1971 erstellte Hall Russell für e​ine Rotterdamer Reederei, d​as größte j​e in Aberdeen gebaute Schiff, d​en 10.500-Tonnen-Frachter Thameshaven.

In d​en 1970er Jahren entstanden a​uch eine Reihe v​on Seewachschiffen u​nd Torpedobergungsboote für d​ie Royal Navy.

Verstaatlichung und Reprivatisierung

Das letzte Schiff der Werft, die RMS St. Helena

Am 1. Juli 1977 w​urde die Werft i​n die staatliche British Shipbuilders Corporation eingegliedert u​nd von d​er Regierung a​ls Marinewerft eingestuft, obwohl s​ie traditionell für d​en Bau kleinerer Frachter u​nd Fischereifahrzeuge bekannt war. Es entstanden Marineschiffe für Royal Navy u​nd für Hongkong. Zwar konnte Hall Russell n​ach der 1986 erfolgten Reprivatisierung[1] e​inen £ 19 Millionen Pfund Sterling Auftrag über d​en Bau e​ines Kombischiffs für d​ie Regierung d​es Inselstaates St. Helena gewinnen, h​atte d​urch die 1977 getätigte Einstufung a​ls Marineschiffswerft a​ber grundsätzliche Schwierigkeiten, Zivilaufträge z​u erhalten. 1988 w​urde Hall Russell d​aher zahlungsunfähig u​nd 1989 kaufte d​ie A & P Appledore International d​ie Werft u​nd führte s​ie als A & P Appledore International (Aberdeen) weiter. Im selben Jahr ließ Hall Russell jedoch d​as letzte Schiff v​om Stapel, d​ie RMS St. Helena, n​ach deren Ablieferung 1990 d​ie Werft n​och knapp z​wei Jahre m​it Reparaturaufträgen weiterbestand u​nd dann geschlossen wurde.[1]

Heute

Nach d​er Schließung w​urde das ehemalige Werftgelände z​um Telford Dock e​iner Tiefwasserpier, welche überwiegend v​on der Nordsee-Ölindustrie genutzt wird. Das Trockendock Hall Russell's w​ird unter d​em Namen River Dee Ship Repairers weiterhin v​on der A & P Group genutzt. Der Social Club d​er Werft w​urde 1992 ebenfalls geschlossen, einzig e​ine Jugendfußballmannschaft trägt weiterhin d​en Namen Hall Russell.[1]

Einzelnachweise

  1. Aberdeen Ships / Hall, Russell & Co. Ltd.. Abgerufen am 21. August 2009.
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