Haßloch (Rüsselsheim am Main)
Haßloch ist ein Stadtteil von Rüsselsheim am Main östlich des Stadtzentrums im südhessischen Kreis Groß-Gerau.
Haßloch Stadt Rüsselsheim am Main | |
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Höhe: | 88 m ü. NN |
Fläche: | 3,81 km²[1] |
Einwohner: | 7893 (31. Dez. 2017)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 2.072 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. April 1951 |
Postleitzahl: | 65428 |
Vorwahl: | 06142 |
Geschichte
Haßloch wird ab Mitte des 12. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. 1155 erwarb der Abt des Mainzer Stiftes Sankt Alban einen abseits des Dorfes gelegenen Hof und bewirtschaftete ihn. Das Dorf, in dem der Hof lag, wurde bald aufgegeben. 1330 erwarben die Herren von Falkenstein im Tausch gegen den Zehnten zu Ober-Eschbach und Dorf-Güll den Besitz. Von Ihnen wurde in unmittelbarer Nähe des Klosterhofes eine Wasserburg eingerichtet. Diese Wasserburg entwickelte sich zum Schaden vorbeiziehender Kaufleute zu einem Raubritternest, das vor allem kurmainzerische Interessen verletzte.
Im Verlauf einer Fehde mit Kuno von Falkenstein wurde 1356 die Burg Haßloch von dem Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau besetzt; der Erzbischof erhielt 1356 von Kaiser Karl IV. das Recht zu einer Stadtgründung. Zu dieser kam es nie, die Erzbischöfe blieben jedoch die unangefochtenen Besitzer. Im Jahr 1805 wurden die Überreste der Burg von der Gemeinde erworben.
Das kurmainzerische Dorf Haßloch war lange Zeit in die Kirche von Seilfurt und nach der Zerstörung dieses Ortes durch eine Brandkatastrophe im Jahr 1476 in die von Rüsselsheim eingepfarrt. Während der Reformation wurde Haßloch vorübergehend evangelisch, um 1617 jedoch rekatholisiert und der Kirche in Flörsheim am Main unterstellt. 1828 wurde die im Jahre 1686 erbaute Kapelle zu einer Pfarrkirche erhoben, die lange Zeit auch die katholische Minderheit Rüsselsheims bis zur Errichtung der Pfarrkirche St. Georg geistlich betreute.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Haßloch:
»Haßloch (L. Bez. Dornberg) kath. Pfarrdorf; liegt 1 3⁄4 St. von Dornberg, und hat 28 Häuser und 229 Einw., die bis auf 11 Luth. katholisch sind. In der Nähe liegt eine kleine Anhöhe, die weit in die Ebene zieht und eine römische Schanze gewesen seyn soll. – Haßloch war früher ein Hof und ursprünglich dem Albanskloster bei Mainz gehörig. Durch dieses Stift kam der Hof 1168 an das Kloster Eberbach, welches denselben gegen andere Güter, 1331, an die Herrn von Falkenstein vertauschte. Von den Falkensteinern kam Haßloch wieder an Mainz und zuletzt 1802 an Hessen. Der Hof wurde schon früher unter 12 Bauern vertheilt und dadurch zu einem Dorfe erweitert. Das Schloß, welches die Herrn von Falkenstein erbaut, kam mit Haßloch an Mainz und dann an Hessen. Die Gemeinde hat 1805 die Ueberreste des Schlosses gekauft. Der Ort war ein Filial von Flörsheim und wurde 1828 zur eignen Pfarrei erhoben.«[3]
Das räumliche Zusammenwachsen mit der benachbarten Stadt und die wirtschaftliche Orientierung nach Rüsselsheim führte dazu, dass das zu dieser Zeit etwas über 700 Einwohner zählende Dorf im Jahr 1951 eingemeindet wurde.[4]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Haßloch lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[5][6][7]
- vor 1803: Heiliges Römisches Reich, Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Amtsvogtei Kastel
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (durch Reichsdeputationshauptschluss), Fürstentum Starkenburg, Amt Rüsselsheim
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Fürstentum Starkenburg, Amt Rüsselsheim[8]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Rüsselsheim
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Dornberg (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Großgerau) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Groß-Gerau
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Groß-Gerau
- ab 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Groß-Gerau
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Groß-Gerau
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Groß-Gerau
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Groß-Gerau (Im Zuge der Gebietsreform 1938 werden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Groß-Gerau
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Groß-Gerau
- am 1. April 1951: Eingliederung von Haßloch in die Stadt Rüsselsheim
Einwohnerentwicklung
• 1806: | 141 Einwohner, 23 Häuser[8] |
• 1829: | 229 Einwohner, 28 Häuser[3] |
• 1867: | 227 Einwohner, 36 Häuser[9] |
Hassloch: Einwohnerzahlen von 1806 bis 1950 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1806 | 141 | |||
1829 | 229 | |||
1834 | 228 | |||
1840 | 237 | |||
1846 | 237 | |||
1852 | 232 | |||
1858 | 252 | |||
1864 | 231 | |||
1871 | 201 | |||
1875 | 210 | |||
1885 | 232 | |||
1895 | 248 | |||
1905 | 296 | |||
1910 | 329 | |||
1925 | 366 | |||
1939 | 579 | |||
1946 | 712 | |||
1950 | 738 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [5] |
- Beim Zensus 2011 wurden im Stadtteil Haßloch (Alt-Haßloch, Haßloch Nord, Horlache und Dicker Busch) 15.090 Einwohner gezählt.[10]
- Ende 2017 lebten in Alt-Haßloch, Hasloch-Nord und Horlache 7893 Einwohner im Dicken Busch 9557 Einwohner(Summe 17.450).[2]
Wappen
Blasonierung: „Das Haßlocher Wappen ist ein geteilter Schild. Oben steht in einem roten Feld ein silbernes sechsspeichiges Rad. Unten steht in Silber ein roter in eine Haselhecke laufender Hase.“[11] | |
Wappenbegründung: Während das Mainzer Rad an die lange Ortsherrschaft von Kurmainz erinnert, weist der untere Teil des Wappens auf den Ursprung des Ortsnamens „Hasel-a(c)h“ hin und erinnert an die zahlreichen Haselhecken in der Gemarkung. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Horlache und ihr Umfeld werden als Freizeit- und Erholungsgebiet genutzt. Sie umspannt den Ortsteil Haßloch und reicht bis nach Königstädten und zum Ostpark. Durch das Naherholungsgebiet sind das Waldschwimmbad und der Sinnespfad am Naturfreundehaus zu erreichen. Auf dem Sinnespfad, der mit einem Sonderpreis des Hessischen Umweltministeriums ausgezeichnet wurde, kann man Natur hören, riechen und fühlen. Im Nordosten grenzt Haßloch an den 40 Hektar großen Ostpark, in dem sich neben Wildgehege und Spielwiesen auch ein Biergarten mit Minigolfanlage und weiteren Freizeitmöglichkeiten befindet.
In der Nähe des Naherholungsgebiets an der Horlache befinden sich mehrere Gaststätten. Haßlocher Apfelwein gibt es beim Ebbelwoifest, und der Verein Mir Haßlischer sorgt für Abwechslung im kulturellen Leben.
Der Verein Kämpfer für ein freies Haßloch ist friedlicher Natur, organisiert das alljährliche Ebbelwoifest und setzt sich für die Bewahrung alter Haßlischer Traditionen ein.
Sport
Haßloch hat einen Männergesangsverein, den MGV Liederkranz Haßloch, und einen Schützenverein, den SV Tell Haßloch 1910, der von der Schüler- bis zur Altersklasse an Wettkämpfen im Sportschießen teilnimmt. Der Sportverein TV 1890 Haßloch umfasst mehrere Sportarten.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Haßlocher Kerb (Ende August) mit Kerweumzug (Kerwesonntag), Kerwedreikampf der Haßlocher Vereine (Kerwesamstag) und Kerwebeerdigung (Kerwemontag)
- Haßlocher Ebbelwoifest
- Haßlocher Oktoberfest
- Haßlocher Weihnachtsmarkt
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Haßloch hat über die Autobahnausfahrt Rüsselsheim-Ost eine direkte Anbindung zur A 67 in Richtung Frankfurt oder Darmstadt. Außerdem verkehren mehrere Buslinien der Stadtwerke Rüsselsheim.
Bildung
- Kindergarten „Im Apfelgarten“,
- Kindergarten „Am Borngraben“,
- Borngrabenschule,
- Albrecht-Dürer-Schule (Haßloch-Nord)
Persönlichkeiten
Jedes Jahr wird ein nicht in Haßloch geborener Einwohner „oigeplackt“ und durch diesen Brauch als „echter Haßlicher“ anerkannt.
Weblinks
- Stadtteil Haßloch. In: Webauftritt der Stadt Rüsselsheim.
- Haßloch, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Haßloch In: Hessische Bibliographie[12]
Einzelnachweise
- Rüsselsheim: Statistischer Bericht 2013; S. 11 (Memento vom 24. September 2017 im Internet Archive)
- Statistischer Bericht 2018. (pdf) In: www.ruesselsheim.de. Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main, Fachbereich Finanzen, S. 35, abgerufen am 29. November 2018.
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 102 (Online bei google books).
- Eingliederung der Gemeinde Haßloch in die Stadtgemeinde Rüsselsheim, Landkreis Groß-Gerau, Reg.-Bez. Darmstadt vom 2. August 1951. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1951 Nr. 33, S. 470, 743 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,1 MB]).
- Haßloch, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
- Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 38 (Online bei google books).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Das Haßlocher Wappen In: ruesselsheim.de.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!