HMS Vittoria (1917)
Die erste HMS Vittoria der Royal Navy kam 1918 als Zerstörer der V- und W-Klasse in Dienst. Der Zerstörer wurde in der Ostsee während des Russischen Bürgerkriegs eingesetzt. Am 1. September 1919 wurde das Schiff von einem sowjetischen Unterseeboot nahe Kronstadt versenkt.
V- und W-Klasse | |
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Die Vittoria | |
Übersicht | |
Typ | Zerstörer |
Einheiten | 69, davon 22 V-Klasse |
Bauwerft |
Swan Hunter, Wallsend, BauNr. 1047 |
Kiellegung | 21. Februar 1917 |
Stapellauf | 29. Oktober 1917 |
Auslieferung | 9. März 1918 |
Verbleib | am 1. September 1919 nach Torpedotreffer gesunken |
Technische Daten | |
Verdrängung |
1090 ts, maximal 1480 ts |
Länge |
95,1 m (312 ft) üa. |
Breite |
9,0 m (29 ft 6 in) |
Tiefgang |
2,8 (9 ft 4 in) bis 3,25 m |
Besatzung |
134 Mann |
Antrieb |
3 Yarrow-Kessel |
Geschwindigkeit |
34 kn |
Reichweite |
2600 sm bei 15 kn und 367 t Öl |
Bewaffnung |
4 × 102-mm-Geschütz |
Bewaffnung als Minenleger |
3 × 102-mm-Geschütz |
Schwesterboote der Bauwerft |
17–42† Viemeira |
Geschichte des Schiffes
Im Jahr 1916 erhielt die Werft Swan, Hunter & Wigham Richardson Ltd in Wallsend den Auftrag für drei Schiffe der V-Klasse, die als Vimiera, Violent und Vittoria fertiggestellt wurden.[1]
Die Werft hatte erstmals 1910 mit der Hope der Acorn-Klasse einen Zerstörer an die Royal Navy geliefert. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs folgten sechs weitere Aufträge. Im Rahmen des Kriegsbauprogramms wurde die Werft ein Hauptauftragnehmer für den Bau von Zerstörern und hatte bis zum Ende 1916 Aufträge für neun Zerstörer der M-Klasse und sechs der R-Klasse erhalten.
Die Vittoria erhielt ihren Namen zu Ehren des Siegs Wellingtons 1813 in der Schlacht von Vitoria. Der Stapellauf des Neubaus mit der Nummer 1047[2] erfolgte am 29. Oktober 1917[2] und am 9. März 1918[2] wurde der Zerstörer abgeliefert. Er war ein Zerstörer der V-Klasse, allerdings mit Parsons-Dampfturbinen, während die Mehrzahl der Schiffe der Klasse Brown-Curtis-Dampfturbinen erhielt. Auch gehörte der Zerstörer zu den acht Schiffen der Klasse, die für einen Einsatz als Minenleger vorbereitet waren.
Erste Einsätze
Die Vittoria wurde mit der Kennung G.05 im März 1918 der „13th Destroyer Flotilla“ bei der Grand Fleet zugeteilt, die zu diesem Zeitpunkt über zwei Flottillenführer und 21 Zerstörer, davon neun der V- und W-Klasse, verfügte. Im Herbst wurde der Zerstörer zu einem schnellen Minenleger umgerüstet. Er gab dazu sein 102-mm-Heckgeschütz und den hinteren Torpedorohrsatz ab und konnte jetzt 60 Minen mitführen. Ab Oktober 1918 führte der Zerstörer dann die Kennung F.96.
Er kam dann nach dem Kriegsende im Dezember 1918 zur „20th Destroyer Flotilla“ in Immingham, die zu dieser Zeit über die Flottillenführer Abdiel und Gabriel, mit Tarpon und Telemachus über zwei Zerstörer der R-Klasse sowie die vier V-Zerstörer Vanoc, Vanquisher, Venturous und Vittoria verfügte.[3]
1919 gehörte die Vittoria zu den britischen Einheiten, die in der Ostsee die neugegründeten Baltischen Staaten schützten und die Rote Flotte bekämpften. Von der „20th Flotilla“ wurde der Flottillenführer Abdiel mit den vier V-Zerstörern Ende Juni 1919 in die Ostsee entsandt. Basis für ihren Einsatz wurden Tallinn und Björkö nahe Wyborg. Die Schiffe der „20th Flotilla“ sollten mit dem Minenleger Princess Margaret Minenfelder zwischen Finnland und Estland quer über den Finnbusen verlegen, um eine Eingreifen der sowjetischen Baltischen Flotte in die Entwicklung der neuen Staaten weitgehend auszuschließen[4].
Der Verlust der Vittoria
Am Sonntag, dem 31. August 1919 gingen die Abdiel und die Vittoria nach einer Routinekontrollfahrt am Abend bei der damals finnischen Insel Seiskari vor Anker. Das sowjetische U-Boot Pantera der Bars-Klasse hatte das Verhalten der Überwachungszerstörer schon seit über einem Tag beobachtet und griff in der Nacht die Zerstörer mit zwei Torpedos an. Einer traf die Vittoria, die sofort zu sinken begann.[5] An Bord des Schiffes befand sich nur ein Teil der Mannschaft, die fast vollständig von Booten der Abdiel aus dem Wasser gerettet wurde. Nur acht Seeleute kamen ums Leben.[6] Kommandant des Schiffes war Vernon Hammersley-Heenan (1888–1954), der zuvor den Zerstörer Vehement, den einzigen Verlust der Klasse im Weltkrieg, bis zu dessen Untergang kommandiert hatte, den bei beiden Verlusten keine Schuld traf.[7]
Das U-Boot Pantera zog sich nach seinen Torpedoschüssen sofort zurück. Es hatte den ersten Erfolg eines sowjetischen U-Boots erzielt und das bislang größte gegnerische Kriegsschiff versenkt. Navigationsoffizier des U-Boots war der spätere Konteradmiral Berg. Das Boot wurde ein Tradititionsboot der Baltischen Rotbannerflotte und blieb bis 1941 erhalten.
Frühe Verluste der V- und W-Klasse
Der Untergang der Vittoria war der zweite Verlust eines Zerstörers der V- und W-Klasse. Schon in der Nacht zum 4. September 1919 kam es zum dritten Verlust, als der Zerstörer Verulam ebenfalls nahe der Insel Seiskari durch einen Minentreffer verloren ging. Dieser Zerstörer war auf der Werft von Hawthorn, Leslie & Co. in Hebburn am Tyne entstanden und im Dezember 1917 in den Dienst der Royal Navy bei der „13th Destroyer Flotilla“ gekommen. Bei der Auflösung der Stammflottille war die Verulam zur neu gebildeten „2nd Destroyer Flotilla“ gekommen und wurde von dieser dann 1919 in die Ostsee entsandt. Bei ihrem Untergang verloren 16 Mann ihr Leben.[6]
Die beiden nahe Seiskari gesunkenen Zerstörer wurden im Dezember 1919 Finnland überlassen. 1925 begonnene Bergungsversuche wurden abgebrochen, als man feststellte, dass beide Schiffe zerbrochen waren und eine Wiederherstellung nicht möglich sein würde. Im November 2013 wurden die Wracks der gesunkenen Zerstörer durch Taucher auf 60° 1′ N, 28° 22′ O bzw. 60° 5′ N, 28° 23′ O wiederentdeckt.[8]
Der erste Verlust eines Zerstörers der V-Klasse war schon im Weltkrieg in der Nacht zum 2. August 1918 in der Nordsee erfolgt, als die bei Denny in Dumbarton als Minenleger fertig gestellte Vehement im Rahmen eines Einsatzes der „20. Zerstörer-Flottille (Minenleger)“ in der Nordsee durch einen Minentreffer auf 55° 33′ N, 5° 24′ O , der ihr gesamtes Vorschiff absprengte, verloren ging. Ein Abschleppversuch des noch schwimmenden Rumpfteils (ab dem ersten Schornstein nach achtern) durch die Abdiel scheiterte. Nachdem die Restbesatzung abgeborgen worden war, beschleunigten andere Zerstörer der Flottille den Untergang des Schiffes mit ihrer Artillerie. Beim Untergang der Vehement starben 48 Mann.
Kurz nach Vehement war bei diesem Einsatz auch noch der ältere Zerstörer Ariel der Acheron-Klasse auf eine Mine gelaufen und gesunken. Dabei ließen 49 Mann ihr Leben.
Literatur
- Geoffrey Bennett: Freeing The Baltic. Birlinn, Edinburgh 2002, ISBN 1-84341-001-X.
- M.J. Whitley: Destroyers of World War 2. Arms & Armour, London 1999, ISBN 1-85409-521-8.
Weblinks
- Vittoria 1918 (engl.) abgerufen 12. Oktober 2016
- HMS Vittoria (1917) abgerufen 12. Oktober 2016
- Meldung zur erneuten Auffindung des Wracks (russ.) abgerufen 12. Oktober 2016
- VandW ship list (engl.) abgerufen 7. Oktober 2016
Einzelnachweise
- Swan, Hunter & Wigham Richardson, Wallsend, YardNo.1043,1045,1047
- Vittoria 1918
- 20th DF End 1918
- Bennett: Freeing the Baltic, S. 131
- Bennett, S. 162.
- Casualty Lists JULY-DECEMBER 1919
- Vernon Hammersley-Heenan
- Radio: The Voice of Russia, 8. November 2013 (Memento des Originals vom 4. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.