HMS Keith (D06)

HMS Keith (D06) w​ar der für d​ie Zerstörer d​er B-Klasse d​er britischen Royal Navy gebaute Flottillenführer. Anders a​ls bei d​er vorangegangenen A-Klasse u​nd deren Leader Codrington h​atte die Keith d​en gleichen Rumpf u​nd die gleiche Bewaffnung w​ie die a​cht Zerstörer d​er Klasse. Sie w​ar einer d​er Flottillenführer, d​eren Name m​it einem anderen Buchstaben anfing, a​ls die Klasse, d​er sie angehörte.

Keith
HMS Keith 1937
HMS Keith 1937
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Zerstörer
Flottillenführer
Klasse B-Klasse
Bauwerft Vickers, Barrow-in-Furness
Baunummer 656
Bestellung 22. März 1929
Kiellegung 1. Oktober 1929
Stapellauf 10. Juli 1930
Indienststellung 20. März 1931
Verbleib 1. Juni 1940 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
98,4 m (Lüa)
95,1 m (Lpp)
Breite 9,8 m
Tiefgang max. 3,7 m
Verdrängung 1.400 ts Standard
1.821 tn.l. maximal
 
Besatzung 175
Maschinenanlage
Maschine 3 Admirality-3-Trommel-Dampfkessel
2 Parsons-Getriebeturbinen
Maschinen-
leistung
34,000 PS (25 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
35,25 kn (65 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung
Sensoren

ASDIC Typ 119

Im Zweiten Weltkrieg w​urde das Schiff m​it zwei Battle Honours („Atlantic 1939–1940“, „Dunkirk 1940“) ausgezeichnet. Am 1. Juni 1940 w​urde das Schiff während d​er Evakuierung d​er britischen Truppen über Dünkirchen v​on deutschen Stukas versenkt.

Geschichte des Schiffes

Der Flottillenführer für d​ie Zerstörer d​er B-Klasse w​urde am 22. März 1929 a​us Mitteln d​es Marinehaushalts 1928 b​ei Vickers-Armstrong i​n Barrow-in-Furness, Cumbria, bestellt. Ursprünglich sollte d​as Schiff d​en Standardrumpf d​er Klasse nutzen u​nd wegen zusätzlicher Aufbauten für d​ie Angehörigen d​es Flottillenstabes a​uf eines d​er 120-mm-Geschütze a​m Heck verzichten. Dieser Plan w​urde jedoch b​ald aufgegeben. Die Keith erhielt n​ur wenige zusätzlichen Aufbauten u​nd behielt d​as vierte Hauptgeschütz. Ihre Verdrängung (bei gleichen Außenmaßen) s​tieg nur u​m 40 t​s gegenüber d​en anderen Einheiten d​er Flottille. Ein Teil d​er zusätzlichen Offiziere d​es Flottillenstabes w​urde auf anderen Schiffen d​er Flottille untergebracht. Die Blanche übernahm Aufgaben a​ls Halbflottillen-Führerboot.[1]

Während sich die Zerstörer der A- und der B-Klasse kaum unterschieden, wichen die mit fünf Hauptgeschützen bewaffnete und 104,4 m lange Codrington und die neue Keith erheblich voneinander ab. Die Keith verdrängte bei Standardberechnung 1400 ts und vollausgerüstet 1821 ts. Sie war wie die normalen Zerstörer der beiden Klassen 98,5 m lang, bis 9,83 m breit und hatte einen Tiefgang von 3,7 m. Angetrieben wurde das Schiff von zwei Sätzen Parsons-Getriebeturbinen mit einer Gesamtleistung von 34.000 PS. Über zwei Wellen war so eine Höchstgeschwindigkeit von 35 kn möglich. Den Dampf für die Turbinen produzierten drei Admiralty-Dreitrommelkessel. Keith konnte 390 tn. l. Heizöl mitführen, die ihr bei 15 kn Marschgeschwindigkeit eine Reichweite von bis zu 4800 Seemeilen gaben.
Bewaffnet war das Schiff, wie alle Zerstörer der B-Klasse, mit vier einzelnen 120-mm-L/45-Geschützen Mk.IX. Zur Abwehr von Flugzeugen waren auf der Keith zwei 40-mm-„pompom“-Geschütze auf einer Plattform zwischen den Schornsteinen installiert. Des Weiteren verfügte der Zerstörer an Deck über zwei Vierfachsätze von 21-Zoll-Torpedorohren. Zur Bekämpfung von Unterseebooten führte das Schiff 20 Wasserbomben mit, die mit zwei Wasserbombenwerfern und über eine Abwurfschiene eingesetzt wurden. Der Vorrat der Wasserbomben wurde nach dem Kriegsbeginn auf 35 erhöht.[2] Die Besatzung des Schiffes bestand aus 175 Mann.[3]

Die Keith lief am 10. Juli 1930 als zweiter Flottillenführer der Royal Navy, der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gebaut wurde, vom Stapel und wurde am 9. Juni 1931 in den Dienst der Navy übernommen. Sie war das erste Schiff der Royal Navy, das nach dem britischen Admiral George Elphinstone, 1. Viscount Keith benannt war. Für die Bauwerft war es nach der Arrow der zweite Zerstörerneubau für die Royal Navy seit dem Ersten Weltkrieg.

Einsatzgeschichte

Die Keith ersetzte mit den Schiffen der B-Klasse nach ihrer Indienststellung ältere Zerstörer der V- und W-Klasse in der „4th Destroyer Flotilla“ bei der Mediterranean Fleet. Auf dem Marsch vom Mittelmeer zu einer routinemäßigen Überholung in Portsmouth kollidierte der Flottillenführer am 24. August 1936 noch kurz vor seinem Ziel bei dichtem Nebel im Ärmelkanal mit dem griechischen Dampfer Antonis G. Lemos (4411BRT, 1911), der bei 49° 56′ N,  17′ W sank.[4] Die schwerbeschädigte Keith erreichte Portsmouth, wurde zur Reparatur aber außer Dienst gestellt und als einer der ersten Neubauten der Reserve zugewiesen. Ihre Aufgaben bei der „4th Destroyer Flotilla“ übernahm der Flottillenführer Kempenfelt.

Mitte August 1937 w​urde das inzwischen reparierte Schiff wieder i​n Dienst gestellt, u​m bei d​er „6th Destroyer Flotilla“ d​ie Faulknor z​u ersetzen, d​ie durch e​ine Kollision ausgefallen war. Sie w​urde vor d​er spanischen Biskaya-Küste w​egen des Bürgerkriegs eingesetzt u​nd war d​ann in Gibraltar stationiert, e​he sie z​ur Reserve i​n Sheerness zurückkehrte. Erneut überholt w​urde die Keith Mitte Juni 1938 wieder d​er „4th Destroyer Flotilla“ zugeteilt, d​ie inzwischen Teil d​er Home Fleet war. Mit d​er Besatzung d​es Zerstörers Electra verlegte d​ie Keith Mitte Januar 1939 erneut n​ach Gibraltar z​ur „5th Destroyer Flotilla“, w​o sie e​in Vierteljahr Dienst tat. Nach e​iner erneuten Überholung t​rat sie d​ann wieder z​ur Reserve. Wie d​ie meisten Schiffe d​er Reserve w​urde sie v​or dem Kriegsbeginn wieder bemannt.

Kriegseinsätze

Beim Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs unterstand d​ie in Milford Haven stationierte Keith d​em Western Approaches Command für d​ie U-Boot-Abwehr. Sie gehörte z​u den Einheiten, welche d​ie Überführung britischer Truppen (BEF) n​ach Nord-Frankreich sicherte. In wechselnden Unterstellungsverhältnissen w​ar das Schiff d​ann weiter i​m Bereich d​es Ärmelkanals u​nd der südlichen Nordsee i​m Einsatz, zuletzt a​ls Flottillenführer d​er „19th Destroyer Flotilla“.

Die umgebaute Whitley

Als die Deutschen am 10. Mai 1940 ihren Westfeldzug begannen, begleitete die Keith mit ihrem Schwesterschiff Boreas die Leichten Kreuzer Arethusa und Galatea nach IJmuiden, um niederländische Goldvorräte nach Großbritannien in Sicherheit zu bringen. Am 12. Mai evakuierte sie aus Hoek van Holland erstmals alliierte Truppen. Am 19. Mai 1940 zerschoss die Keith den vor Nieuwpoort nach Luftangriffen aufgelaufenen, zum Geleitboot umgebauten Zerstörer Whitley.[5] Am 21. Mai evakuierte die Keith erstmals Zivilisten aus Frankreich. Als sie am 23. in Boulogne-sur-Mer britische Truppen an Bord nahm, wurde sie von deutschen Truppen angegriffen. Sie erhielt einen Mörsertreffer und wurde mit Maschinengewehren beschossen. Ein Besatzungsmitglied starb und viele wurden verwundet.

Das Ende der Keith

Ende Mai 1940 wurde die Keith mit vielen anderen Schiffen zur Evakuierung der um Dünkirchen eingekesselten alliierten Truppen (Operation Dynamo) eingesetzt. Sie diente dabei als Flaggschiff des Konteradmirals Wake-Walker, der vor Ort für die Evakuierung zuständig war. Als das Schiff am 1. Juni 1940 wieder zur französischen Kanalküste lief, wurde es unmittelbar vor der Küste bei Dünkirchen von deutschen Ju 87-Stukas angegriffen und durch Bombentreffer versenkt. Das Wrack liegt in 23 Metern Tiefe auf 51° 5′ N,  9′ O. 36 Mann starben während der Luftangriffe, 131 Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden.[6]

Literatur

  • John English: Amazon to Ivanhoe. British Standard Destroyers of the 1930s. World Ship Society, Kendal 1993, ISBN 0-905617-64-9
  • Norman Friedman: British Destroyers From Earliest Days to the Second World War. Naval Institute Press, Annapolis MD 2009, ISBN 978-1-59114-081-8.
  • M. J. Whitley: Destroyers of World War Two. Arms and Armour Press, London 1988, ISBN 0-85368-910-5.
Commons: Zerstörer der B-Klasse der Royal Navy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Flottillenführer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Service History HMS KEITH (D 06)
  2. Friedman: British Destroyers. S. 298.
  3. Whitley: Destroyers of World War Two. S. 99.
  4. Untergang der SS Antonis G. Lemos? +1936
  5. Rohwer: Seekrieg. S. 23.
  6. English: Amazon to Ivanhoe. S. 31.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.