Hürriyet
Hürriyet (deutsch „Freiheit“) ist eine türkischsprachige Tageszeitung mit Redaktionssitz in Istanbul. Noch vor dem 70. Jahrestag ihrer Gründung wurde ihr Herausgeber, die Dogan-Mediengruppe, von der Demirören Holding aufgekauft.[3]
Hürriyet | |
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Beschreibung | türkische Tageszeitung |
Verlag | Demirören Medya Gruppe |
Hauptsitz | Istanbul |
Erstausgabe | 1. Mai 1948 |
Erscheinungsweise | täglich |
Verkaufte Auflage | 280.836[1] Exemplare |
Chefredakteur | Ahmet Hakan |
Herausgeberin | Hürriyet Gazetecilik ve Matbaacılık A.Ş[2] |
Weblink | www.hurriyet.com.tr |
Geschichte
Hürriyet wurde am 1. Mai 1948 von Sedat Simavi gegründet, mit 48 Angestellten und einer Auflage von 50.000 in der ersten Woche.[4] In einer Liquiditätskrise erwarb Aydın Doğan 1994 die Tageszeitung.[5]
Eigentumsverhältnisse
Hürriyet befindet sich im Eigentum der Demirören Holding. Durch die Übernahme des Dogan-Konzerns 2018 hat sich der türkische Mischkonzern zur größten Medien-Gruppe der Türkei entwickelt und bringt neben der Hürriyet einige weitere türkische Tageszeitungen, unter anderem die Milliyet, Posta, Fanatik und die englischsprachige Hürriyet Daily News and Economic Review, heraus. Weiterhin betreibt das Unternehmen – neben einigen kleineren Spartenkanälen – die türkischen Fernsehsender Kanal D, CNN Türk und den Pay-TV-Anbieter D-Smart (Stand 2020)
Marktstellung
Mit täglich 280.836 gedruckten Exemplaren (September 2018[1]) hat sie die seit dem Putschversuch 2016 verbotene Tageszeitung Zaman als auflagenstärkste der Türkei abgelöst. Nach der Übernahme durch die Dogan-Gruppe liegt sie nach der ebenfalls regierungsnahen Tageszeitung Sabah an zweiter Stelle (Stand September 2018).
2006 lag der Marktanteil des Doğan-Konzerns bei 60,6 % am Zeitungsmarkt und 41,6 Prozent am türkischen Anzeigenmarkt insgesamt;[6].
Zeitungsprofil
Die Boulevardzeitung ordnet sich heute selbst als „liberal-konservativ“ ein; Eurotopics bezeichnet sie als konservativ.[7] Sie befürwortet eine EU-Mitgliedschaft der Türkei. Im Kopf der Zeitung befindet sich neben dem Schriftzug Hürriyet in weißer Schrift auf schwarz-rotem Grund ein Bild des Staatsgründers Atatürk und das Motto Türkiye Türklerindir („Die Türkei gehört den Türken“). Die Zeitung hat sich zwanzig Redaktionsprinzipien gegeben.[8]
Chefredakteur der Hürriyet war bis Ende 2009 Ertuğrul Özkök, einer der schärfsten Kritiker der Regierung Erdoğan. An seine Stelle trat Anfang 2010 der als liberal geltende frühere Leiter des Büros Ankara, Enis Berberoğlu und später Sedat Ergin. Ein bekannter Kolumnist ist Ahmet Hakan.[9]
Leserbeirat
2008 rief Hürriyet auf Initiative der Tochter des Herausgebers das Hürriyet Okur Meclisi (Hürriyet Leser-Parlament), ein Lesergremium mit beratender Funktion, ins Leben. Es besteht aus 50 Personen beiderlei Geschlechts in verschiedenen Altersgruppen und Berufen. Diese Personen wurden in einer Wahl aus 8.998 Kandidaten aus 47 Ländern gewählt. Die Mitglieder haben das Recht, Versammlungen mit allen Journalisten und Managern der Hürriyet einzuberufen. Das erste Zusammentreffen fand in Ankara nach dem Besuch des Anıtkabir-Museums und des türkischen Parlaments statt. Dieser Gründungsversammlung wohnten außer den Mitgliedern auch der damalige Chefredakteur Ertuğrul Özkök und verschiedene Manager und Journalisten der Zeitung bei. Der Präsident der türkischen Nationalversammlung, Köksal Toptan, hielt zu Ehren der Gründung des Leserparlaments eine Rede und pries die Funktion eines solchen Organs für die Demokratie und Pressefreiheit.[10][11]
Europa-Ausgabe
Die Europa-Ausgabe ist laut IVW die größte türkischsprachige Tageszeitung in Europa und enthält vier bis sechs eigene Seiten mit Schwerpunkt Deutschland. Sie wurde bis 2006 von ca. 60 Korrespondenten und Redakteuren in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt betreut (die Endredaktion liegt jedoch in Istanbul). Die Europa-Ausgabe hatte eine verkaufte Auflage von 24.316 (4. Quartal 2013) Exemplaren, zehn Jahre zuvor waren es 68.200 Exemplare (4. Quartal 2003)[12], die in 24 Ländern vertrieben werden (Stand erstes Quartal 2014).
Im Juni 2001 gab es in der in Deutschland erscheinenden Europa-Ausgabe erstmals deutschsprachige Hürriyet-Seiten, zuvor ausschließlich türkische.[13] Der aktuelle Chefredakteur der Europa-Ausgabe ist Celal Özcan.
Hürriyet Deutschland
Siehe hierzu Hurriyet.de
Kontroversen und Kritik
Im Jahr 1994 wurde zum ersten Mal seit Bestehen des Deutschen Presserates die Berichterstattung einer fremdsprachigen Publikation beanstandet, der Hürriyet. Sie erhielt eine öffentliche Rüge, weil sie den Oberbürgermeister von Hannover Herbert Schmalstieg unzutreffend als „PKK’ler Oberbürgermeister“ bezeichnet hatte.[14] 1996 missbilligte der Presserat drei Veröffentlichungen der Hürriyet, die indirekt zu Übergriffen auf den Monitor-Chef Klaus Bednarz aufriefen.[15][16] Weitere Rügen erhielt die Zeitung unter anderem[17][18] für die Übernahme eines Berichts aus einer anderen Zeitung.[19] In der Bild-Zeitung wurde anlässlich der Berichterstattung über den Wohnhausbrand in Ludwigshafen am Rhein 2008 beklagt, dass der Presserat Beschwerden über Hürriyet-Artikel nicht ausreichend nachgehe.[20]
2001 wurde der Leiter der Hürriyet-Europa-Ausgabe, Ertuğ Karakullukçu, abberufen.[13] Ertuğ Karakullukçu inszenierte als Chef-Kommentator die meisten strittigen Attacken.[21]
Der Leiter des Essener Zentrums für Türkeistudien, Faruk Şen, urteilte 2004: „Das Blatt hat sich gewandelt. Es setzt mehr auf Integration.“[22] Die taz hielt das Blatt 2008 für populistisch und wenig hilfreich für die Verständigung von Deutschland und der Türkei.[23]
Weblinks
- Homepage der Hürriyet (türkisch)
- Cigdem Akyol: 60 Jahre Tageszeitung „Hürriyet“: Ein Blatt für die Völkerverstimmung (taz, 10. April 2008)
- Die Feuermelder. Wie die türkische Zeitung »Hürriyet« unter Deutschlands Einwanderern die Angst vor rechter Gewalt schürt, Die Zeit, 3. April 2008
- „Titel, Türken, Temperamente“, Tagesspiegel, 13. Juni 2007
Einzelnachweise
- Wöchentliche Auflagezahlen türkischer Zeitungen, In: medyatava.com. Abgerufen am 11. Juni 2019.
- Hürriyet – Daten von Eurotopics
- Bericht von Sputnik (türkisch)
- HÜRRİYET’İN KİLOMETRE TAŞLARI. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Hürriyet Kurumsal. 2005, archiviert vom Original am 23. März 2008; abgerufen am 9. Oktober 2008 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Aydin Dogan erhält Goldene Victoria für seine Verdienste um Integration und die deutsch-türkische Verständigung, Pressemitteilung des Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, 4. November 2008
- Überblick: Relevante Akteure im Medienbereich in der Türkei (PDF; 140 kB), Von Deniz Taskiran, FoTurk [Relevante Medienakteure] 05/08/2008
- Eurotopics (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 21. August 2013)
- 20 „Editorial Principles of Hürriyet“ (Memento des Originals vom 2. Februar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 309 kB) Hürriyet 2004 Annual Report
- Dogan-Rückzug: Auch „Hürriyet“-Chef geht (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . meedia.de, 3. Januar 2010
- Artikel zur Gründung des Leserparlaments, Hürriyet, abgerufen am 16. Oktober 2008 (türkisch)
- Meldung über den Besuch in der Türkischen Nationalversammlung, Hürriyet, abgerufen am 4. Dezember 2008 (türkisch)
- laut IVW, viertes Quartal 2021, (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
- Über diese Brücke musst du gehen… Seit die Türkei Mitglied der EU werden möchte, bemüht sich das Massenblatt „Hürriyet“ auch mit deutschsprachigen Seiten um Integration. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Julia Bonstein, Süddeutsche Zeitung, 8. August 2003
- Karl-Heinz Meier-Braun: Migranten in Deutschland: Gefangen im Medienghetto? (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 103 kB) in: tendenz, Magazin für Funk und Fernsehen der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Heft 1/2002, S. 4–9.
- Presserat novelliert Pressekodex – „Eulenspiegel“ und „Coupe“ wegen „schwerwiegender Verstöße“ gerügt (Memento des Originals vom 27. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Hamburger Abendblatt, 17. Mai 1996
- Eine Lektion aus Ankara, Berliner Zeitung, 29. März 1996
- Deutscher Presserat: Drei Rügen für „Coupé“, Der Spiegel, 21. Juni 2001
- „Der Kopf der Schlange soll zerquetscht werden“ – Die Wissenschaftlerin Elcin Kürsat-Ahlers kämpft dagegen, dass Hürriyet sie als Landesverräterin präsentiert hat (Memento des Originals vom 22. Oktober 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Thomas Maron, Frankfurter Rundschau, 4. August 2001
- „Coupé“, „taz“, „Hürriyet“, „Bild“, „B.Z.“: Rüge vom Presserat, shortnews.de, 21. Juni 2001
- Brandfall in Ludwigshafen Neues vom Presserat und beglaubigten Übersetzungen, Dr. Nicolaus Fest, Bild, 28. April 2008
- 17 Jahre Hürriyet – Die Medaille mit zwei Seiten (PDF; 156 kB), von Aysun Ertan
- „Hürriyet“: Das größte türkische Blatt in Deutschland wird aus Istanbul gesteuert, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. Mai 2004
- 60 Jahre Tageszeitung „Hürriyet“: Ein Blatt für die Völkerverstimmung, taz, 11. April 2008