Hélène Langevin-Joliot
Hélène Langevin-Joliot (geborene Joliot-Curie; * 19. September 1927 in Paris) ist eine französische Kernphysikerin, die als Professorin am Institut für Kernphysik an der Universität von Paris lehrte.[1][2]
Leben
Hélène Langevin-Joliot erhielt ihre Ausbildung am Institut national de physique nucléaire et de physique des particules (IN2P3) (deutsch Nationales Institut für Kernphysik und Teilchenphysik), einer Forschungsstätte in Orsay, die von ihren Eltern Irène Joliot-Curie und Frédéric Joliot-Curie gegründet worden war. Als Professorin lehrte sie später Kernphysik an der Universität von Paris. Ferner war sie bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 2005 am Centre national de la recherche scientifique (CNRS) (deutsch Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung) tätig, zuletzt in der Funktion als Forschungsdirektorin.[3]
Bekannt wurde sie aufgrund ihrer Arbeiten über Kernreaktionen mittlerer Energien und Zustände von Atomkernen, die die individuellen Bewegungen von Nukleonen mit hoher Anregungsenergie aufzeigen.[2] Sie engagiert sich einerseits für die Bewahrung des wissenschaftlichen Erbes, andererseits für die Förderung der wissenschaftlichen Kultur und die Stellung der Frau in der Wissenschaft. Mit der Anwendung der Kernphysik im medizinischen Bereich, sowohl bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten wie Krebs (Brachytherapie, Cobaltherapie, Protonentherapie usw.) als auch bei fortschrittlichen medizinischen Bildgebungsverfahren sucht sie als eine Frau des Friedens die negativen Auswirkungen bestimmter Aspekte der Kernenergie auszugleichen.[2]
Von 1982 bis 1986 war sie Vorsitzende der Kommission für Kernphysik des Nationalen Komitees des CNRS, von 1985 bis 1992 Mitglied des wissenschaftlichen Rates des parlamentarischen Büros für wissenschaftliche und technische Entscheidungen (OPSCT).[2] Sie ist auch bekannt für ihren Einsatz, Frauen aktiv zu ermutigen, eine Karriere in wissenschaftlichen Bereichen zu verfolgen.[4] In der Jury, die die „Marie Curie Excellence Awards“ vergibt, ein Preis, der an herausragende europäische Forscher verliehen wird, ist sie die Vorsitzende.[5] Von 2004 bis 2012 war sie Präsidentin der Französischen Rationalistischen Union.[6]
Familie
Hélène Langevin-Joliot stammt aus einer Familie bekannter Wissenschaftler.
- Ihre Großeltern mütterlicherseits waren Marie und Pierre Curie, berühmt für ihre Erforschung der Radioaktivität, für die sie 1903 gemeinsam mit Henri Becquerel den Nobelpreis für Physik erhielten. Marie Curie ist die einzige Person, die den Nobelpreis in zwei verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen erhalten hat; der zweite Nobelpreis für Chemie wurde ihr 1911 für ihre Entdeckungen der Elemente Radium und Polonium verliehen.[7]
- Ihre Eltern, Jean Frédéric Joliot-Curie (geb. Jean Frédéric Joliot) (der von Marie Curie betreut wurde) und Irène Joliot-Curie (geb. Irène Curie), gewannen 1935 einen Nobelpreis für Chemie „für ihre gemeinsam durchgeführten Darstellungen von neuen radioaktiven Elementen“.
- Ihr Bruder Pierre Joliot ist ein bekannter Biochemiker, der Beiträge zur Erforschung der Photosynthese geleistet hat.
Als Reaktion auf das Vermächtnis ihrer Familie gewährt Langevin-Joliot regelmäßig Interviews und hält Vorträge über deren Geschichte.[4][8] Ihr Wissen über die Geschichte ihrer Familie führte dazu, dass sie die Einleitung zum Buch „Radiation and Modern Life: Fulfilling Marie Curie's Dream“ (2004), einschließlich einer kurzen Geschichte der Curies verfasste.[9]
Ihr Ehemann, Michel Langevin (1926–1985), war ein Enkel des berühmten Physikers Paul Langevin (der 1910 die sogenannte „Langevin-Affäre“ mit der verwitweten Marie Curie, Hélènes Großmutter, hatte) und ebenfalls Kernphysiker am Institut war. Ihr Sohn Yves (* 1951) ist Astrophysiker.[8][10]
Weblinks
- Literatur von und über Hélène Langevin-Joliot in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Details for Hélène Langevin-Joliot – Goldschmidt, Paris, 13.–18. August 2017. Abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
- Curie, Joliot, Langevin, une famille française ! In: societechimiquedefrance.fr. Abgerufen am 3. März 2021 (französisch).
- Madam {sic} Curie Legacy Lectures. (Nicht mehr online verfügbar.) best.me.berkeley.edu, archiviert vom Original am 27. April 2014; abgerufen am 4. März 2021 (englisch).
- An Interview with Hélène Langevin-Joliot, the Granddaughter of Pierre and Marie Curie. (Nicht mehr online verfügbar.) In Depth Review – Region, archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
- First EU Marie Curie Awards in recognition of world-class achievements in European research. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. Februar 2007; abgerufen am 4. März 2021 (englisch).
- Union rationaliste – Qui sommes-nous. (PDF) In: Actinides 2013. 21. Juli 2013, abgerufen am 4. März 2021 (englisch).
- Marie Curie from Poland to Paris (1867–1891) – A Patriot without a Nation. In: American Institute of Physics. Abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
- Marie & Pierre Curie's granddaughter, Hélène Langevin-Joliot, visits the United States. In: Eurekalert.org. 11. Juli 2003, abgerufen am 4. März 2021 (englisch).
- S. Landsberger: Radiation and modern life Fulfilling Marie Curie's dream. In: Journal of Clinical Investigation. Band 116, Nr. 2, 2006, S2CID:, S. 286, doi:10.1172/JCI27773, PMC 1359067 (freier Volltext) – (englisch).
- Helene LANGEVIN-JOLIOT formerly Joliot. Family Records. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 4. März 2021 (englisch).