Paul Langevin
Paul Langevin (* 23. Januar 1872 in Paris; † 19. Dezember 1946 ebenda) war ein französischer Physiker.
Leben und berufliche Karriere
Paul Langevin studierte an der École supérieure de physique et de chimie industrielles de la ville de Paris und setzte dort auch seinen Berufsweg fort, zuletzt als Direktor dieser Hochschule. Seit 1909 hielt er eine Professur für Physik am Collège de France. Unter deutscher Besatzung und während des Vichy-Regimes verlor er als erklärter Gegner der Nationalsozialisten seine Professur am College de France, erhielt sie aber 1944 zurück.
Langevin arbeitete über die Moderierung von Neutronen und legte damit eine Grundlage für den Bau von Kernreaktoren.
Die Langevin-Gleichung, eine stochastische Differentialgleichung, wird in der statistischen Physik verwendet, um mikroskopische Prozesse in Gegenwart zufälliger Kräfte (Rauschen) zu beschreiben, so zum Beispiel die brownsche Molekularbewegung bei Gasmolekülen. Er ist Namensgeber der Langevin-Funktion.
Er wendete als erster 1916 die Piezoelektrizität von Quarzkristallen mit dem Bau der ersten Ultraschall-Objekterfassung (Sonar) technisch an und entwickelte für die französische Marine das erste Echolot-System. Die Entdeckung des Piezoeffekts geht allerdings auf die Brüder Curie im Jahre 1880 zurück (siehe Piezoeffekt).
1911 wurde Langevin zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[1] Seit 1928 war er auswärtiges Mitglied der Royal Society. 1934 wurde er in die Académie des sciences aufgenommen.
Nach Langevin mitbenannt ist das Institut Laue-Langevin in Grenoble und das Institut Langevin – Ondes et Images in Paris. Der Paul-Langevin-Preis der französischen physikalischen Gesellschaft, der für Leistungen in theoretischer Physik vergeben wird, ist nach ihm benannt.
Auch der Mondkrater Langevin[2] ist nach ihm benannt.
Privatleben
Seine persönliche Verbindung mit der Nobelpreisträgerin Marie Curie wurde als „Langevin-Affäre“ um 1910 in der Öffentlichkeit bekannt.
Langevin war Pazifist. Er war zu einer Demonstration deutscher Pazifisten unter dem Motto Nie wieder Krieg! 1923 in Berlin eingeladen, nahm auch teil, lehnte es aber ab, das Wort zu ergreifen; die Kriegsschuldfrage entzweite noch die beiden Völker.
1934 gründete er gemeinsam mit dem Philosophen Émile Chartier (Pseudonym Alain) ein Komitee der Wachsamkeit (gegenüber kriegerischen Bestrebungen), dem sich zahlreiche prominente Intellektuelle aus verschiedenen ideologischen Lagern zur Verfügung stellten.[3]
Ebenfalls 1934 hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass der aus Deutschland emigrierte Fritz Karsen von der französischen Regierung die Genehmigung erhielt, in Paris die École nouvelle de Boulogne zu gründen.
Sein Enkel Michel Langevin (1926–1985) heiratete die Kernphysikerin Hélène Langevin-Joliot, eine Enkelin von Marie und Pierre Curie.
Paul Langevin starb am 19. Dezember 1946 in Paris. Seine sterblichen Überreste ruhen seit 1948 im Panthéon von Paris.
Einzelnachweise
- Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 144.
- Paul Langevin im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU (WGPSN) / USGS
- Ilja Ehrenburg: Menschen – Jahre – Leben (Memoiren), München 1962, Sonderausgabe München 1965, Band II 1923–1941, ISBN 3-463-00512-3, Seite 328.
Weblinks
- Literatur von und über Paul Langevin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographieeintrag bei Wolfram Research von Michel Barran (englisch)
- Eintrag zu Langevin, Paul (1872 - 1946) im Archiv der Royal Society, London