Gymnasien in Westpreußen

Die Gymnasien i​n Westpreußen w​aren die wichtigsten Bildungseinrichtungen i​n Preußen Königlichen Anteils u​nd Westpreußen s​eit dem 16. Jahrhundert. Sie wurden m​eist von d​en Städten unterhalten, einige w​aren seit d​em 19. Jahrhundert u​nter königlicher Verwaltung. Die Gymnasien w​aren überwiegend katholisch, wurden a​ber auch v​on protestantischen Schülern besucht. Die Unterrichtssprache w​ar meist deutsch, obwohl v​iele Schüler polnischer Herkunft waren.

In Westpreußen g​ab es k​eine Universität, w​as die Bedeutung d​er Gymnasien erhöhte.

Geschichte

Preußen Königlichen Anteils 1466 bis 1772

Im Mittelalter g​ab es i​n Preußen königlich polnischen Anteils einige Schulen a​n Kirchen u​nd Klöstern, s​o in Culm b​ei den Brüdern v​om gemeinschaftlichen Leben (1473/1539).

Im 16. Jahrhundert entstanden in den größeren Städten humanistische Gymnasien, die Bürgersöhnen den Zugang zu den Universitäten ermöglichen sollten (Elbing 1535, Culm 1554, Danzig 1558, Thorn 1568). Im 17. Jahrhundert kamen dazu Jesuitenkollegien in Alt Schottland, Deutsch Krone, Graudenz, Konitz und Marienburg.[1]

Provinz Westpreußen 1772/93 b​is 1920

1772 wurden große Teile Polnisch-Preußens d​em Königreich Preußen zugeordnet. Nach d​er Aufhebung d​es Jesuitenordens i​m Juli 1773 wurden d​ie Jesuitenkollegien i​n katholische Gymnasien umgewandelt, u​nter Beibehaltung d​er Lehrerschaft; Alt Schottland w​urde Akademisches Gymnasium.

Während der französischen und russischen Besatzung 1805/13 wurden alle Schulen geschlossen und als Lazarette oder anderweitig genutzt. Ab 1808 wurden einige Lehranstalten wieder geöffnet, andere (Alt Schottland, Graudenz und Konitz) blieben geschlossen. In Marienburg und Graudenz entstanden um 1815 Schullehrerseminare

1895 g​ab es i​n der Provinz Westpreußen 13 Gymnasien, d​azu 4 Realgymnasien, 5 Progymnasien u​nd 14 Realprogymnasien.[2] 1910 w​aren es 15 Gymnasien ( Danzig 2x, Elbing, Deutsch Eylau, Deutsch Krone, Graudenz, Konitz, Kulm, Marienburg, Marienwerder, Neustadt, Preußisch Stargard, Schwetz, Strasburg u​nd Thorn), 5 Realgymnasien , 5 Progymnasien u​nd 2 Realprogymnasien [3]

Die meisten Schulen bestanden a​uch nach 1920 i​m neuen polnischen Staat, d​er Freien Stadt Danzig u​nd dem westlichen Ostpreußen weiter u​nd wurden 1939 o​der 1945 geschlossen.

Gymnasien

  • Jesuitenkollegium Alt-Schottland, 1623 als Jesuitenkollegium gegründet, 1780 in Akademisches Gymnasium umgewandelt, 1812/13 geschlossen
  • Protestantisches Gymnasium Culm, 1554–1556
  • Culmer Akademie, um 1676 als Vinzentiner-Schule gegründet, seit 1692 Akademisches Gymnasium, seit 1756 Culmer Akademie der Universität Krakau, seit 1779 wieder Gymnasium, bis 1818
  • Königliches katholisches Gymnasium Culm, 1837–1945
  • Akademisches Gymnasium Danzig, 1558 als humanistisches Gymnasium gegründet, später Akademisches Gymnasium, bis 1945
  • Königliches Gymnasium Danzig, 1876 gegründet, seit 1911 mit Realschule, bis 1945
  • Gymnasium Deutsch Eylau, seit Ende 19. Jahrhundert
  • Gymnasium in Deutsch Krone, um 1774 aus Jesuitenkollegium umgewandelt, 1823 Realgymnasium, seit 1858 wieder Gymnasium
  • Athenaeum Elbingense (Königliches Gymnasium), 1535–1945, erstes humanistisches Gymnasium in Königlich Preußen[4]
  • Gymnasium in Graudenz, um 1774 aus Jesuitenkollegium umgewandelt, 1805 geschlossen, seit 1815 Lehrerseminar, später dort auch wieder Gymnasium
  • Gymnasium Konitz, 1623 als Jesuitenkollegium gegründet, um 1774 in königliches katholisches Gymnasium umgewandelt, 1812/13 geschlossen, 1815 neu eröffnet, bis 1939
  • Gymnasium Marienburg, um 1774 aus Jesuitenkollegium umgewandelt, 1805 geschlossen, seit 1815 Schullehrerseminar;[5] später im Ort auch wieder ein Gymnasium
  • Gymnasium Marienwerder, 1801–1945
  • Gymnasium Neustadt i. Westpr., 19./20. Jahrhundert
  • Gymnasium Preußisch Stargard, seit Ende 19. Jahrhundert
  • Gymnasium Schwetz, seit spätem 19. Jahrhundert
  • Gymnasium Strasburg, 1873–1939/45
  • Thorner Gymnasium, 1568–1945

Weitere Schulformen

Daneben gab es Realschulen, die 1881 in Realgymnasien umgewandelt wurden, sowie weitere Schulformen. Die alten Danziger Petrischule und Johannisschule entwickelten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu höheren Bürgerschulen und weiter zu Realanstalten. Ähnliche Lehranstalten entstanden in Elbing und Thorn.

Schulaufsicht

Das gesamte Schulwesen der Provinz Westpreußen unterstand ursprünglich der Regierung in Marienwerder. Im Zuge der Preußischen Reformen (1808) wurde bei der Kriegs- und Domänenkammer das Westpreußische Kirchen- und Schulkollegium eingerichtet. Bald darauf kam die Kammer in den Zuständigkeitsbereich der neu gebildeten Westpreußischen Regierung. Als 1816 das Konsistorium in Danzig und 1832 das Konsistorium und Provinzial-Schulkollegium in Danzig als neue Behörde eingerichtet wurden, übernahmen sie die Schulaufsicht und Leitung der Gelehrtenschulen, Gymnasien und Schullehrerseminare. Die Aufsicht über die übrigen Schulanstalten verblieb bei den Regierungen in Danzig und Marienwerder. Durch Allerhöchsten Erlaß Wilhelms I. vom 26. August 1859 und Kabinettsorder vom 3. Januar 1872 kamen auch die Realschulen, Progymnasien und höheren Bürgerschulen unter die mittelbare Schulaufsicht des Provinzialschulkollegiums. Dazu kamen später alle öffentlichen höheren Lehranstalten und ab 1910 auch die Mädchengymnasien.[6][7]

Siehe auch

Literatur

  • Bernhard Pompecki: Schul-Schematismus der Provinz Westpreußen, übersichtliche Zusammenstellung sämtlicher Schulen der Provinz Westpreußen. Danzig 1887 Digitalisat (beschränkt)
  • Max Bär: Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der Ordenszeit. Danzig 1912 (Nachdruck als Sonderschrift Nr. 62 des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen, Hamburg 1989)
  • Hans-Jürgen Bömelburg: Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat. Vom Königlichen Preußen zu Westpreußen (1756–1806). Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, Bd. 5. München 1995, ISBN 978-3486561272. GoogleBooks
  • R. Triebel: Religionsbuch für die evangelischen Schulen der Provinz Westpreußen, enthaltend den gesamten religiösen Unterrichtsstoff, auf Grundlage der Biblischen Geschichten von Woike-Triebel, 11. Aufl. Berlin 1926

Einzelnachweise

  1. Das Schulwesen in der Provinz Westpreußen Westpreussen.de
  2. Provinz Westpreußen Genealogy.net; vgl. Bernhard Pompecki: Schul-Schematismus der Provinz Westpreußen, übersichtliche Zusammenstellung sämtlicher Schulen der Provinz Westpreußen. Danzig 1887 Digitalisat (eingeschränkt)
  3. Das Schulwesen in der Provinz Westpreußen westpreussen.net, mit allen Schulen (ganz unten)
  4. Jahresbericht über das Gymnasium zu Elbing, 1832 GoogleBooks; Jahresbericht über das Gymnasium zu Elbing, 1867. GoogleBooks
  5. Schullehrerseminar in Marienburg
  6. Bildungswesen in Westpreußen
  7. Schullehrerseminar in Marienburg
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