Thorner Gymnasium
Das Thorner Gymnasium (Schola Thoruniensis) wurde 1568 in der evangelisch gewordenen Stadt Thorn nach Straßburger Vorbild (Johannes Sturm) im aufgegebenen Franziskanerkloster gegründet. Ähnliche Schulen waren das Akademische Gymnasium Danzig (gegründet 1558) und das Elbingische Gymnasium.
Geschichte
Der Gründungsrektor war Matthias Breu. Die Schule wurde 1594 zum Akademischen Gymnasium erhoben durch Initiative von Bürgermeister Heinrich Stroband (1548–1609)[1][2], der die Bibliothek erweiterte.
Im späten 17. Jahrhundert war der aus Lyck stammende Christoph Hartknoch Direktor des Thorner Gymnasiums, ein bedeutender Historiker der Geschichte des Ordensstaates, Königlich Preußens (Alt- und Neues-Preussen) und Polen-Litauens. 1724 wurde die Schule für ein Jahr nach einem blutigen Zwischenfall geschlossen, das Franziskanerkloster wieder errichtet. Der Rektor Johann Wilhelm Süvern beseitigte 1800 den akademischen Überbau über der Schule, da sie lange schon den Hochschulanspruch nicht mehr erfüllte.
Zudem befand sich dort ab ca. 1580 eines der ältesten Bildnisse des Nikolaus Kopernikus, der 1473 in Thorn geboren wurde, und 1543 in Frauenburg verstarb.[3]
Lehrer
- Gottlieb Aenetius (1574–1631) war ein deutscher Physiker, 1607–1610 Prorektor
- Johannes Sartorius (1656–1729), 1682 bis 1699 Professor
- Johann Friedrich Bachstrom (1686–1742), Theologe, Mediziner, Techniker, Schriftsteller und Pädagoge
- Julius Bergenroth (1817–1896), Altphilologe, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, Ehrenbürger von Thorn
- Johann Matthias Matsko (1721–1796), Mathematiker und Astronom
Schüler
- Andreas Vengerscius (1600–1649), Protestant im Dreißigjährigen Krieg
- Petrus Mederus (1602–1678), Dichter, Lehrer und Geistlicher
- Johannes Magirus (1615–1697), Mediziner und Mathematiker, Gymnasiallehrer in Zerbst, o. Professor in Marburg
- Friedrich Christian Kries (1768–1849), Altphilologe, Mathematiker und Physiker
- Theodor Körner (1810–1891), Oberbürgermeister von Thorn
- Carl Kiehn (1833–1894), Rittergutsbesitzer, MdHdA
- Otto Carnuth (1843–1899), Altphilologe und Gymnasiallehrer
- Karl Steinbart (1852–1923), Bankier und Kunstsammler
- Carl Woelck (1868–1937), Bürgermeister von Weißensee
- Gustav Bansi (1870–1935), Verwaltungsjurist und Ministerialbeamter
- Kurt Woelck (1882–1958), Oberbürgermeister von Spandau
Siehe auch
Literatur
- Nachricht von dem Gymnasium zu Thorn, 1840, Digitalisat
- Nachricht von dem Gymnasium zu Thorn, 1819, Digitalisat
- Georg Gottlieb Dittmann, Beyträge zur Geschichte der Stadt Thorn, 1789, S.71ff Rektores und Professoves des Thornischen Gymnasiums seit seiner ersten Stiftung 1568
Weblinks
Einzelnachweise
- Sven Tode: Bildung und Wissenskultur der Geistlichkeit im Danzig der frühen Neuzeit. In: H. J. Selderhuis, Markus Wriedt (Hrsg.): Bildung und Konfession: Theologenausbildung im Zeitalter der Konfessionalisierung. Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 9783161489310, S. 67 ( online).
- Marzena Zacharska: Öffentliche Wojewodschaftsbibliothek und Nikolaus-Kopernikus-Stadtbücherei. In: Marzena Zacharska, Todorka Nikolova (Bearb.): Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa. Band 6: Polen, Bulgarien. Olms-Weidmann, Hildesheim 1999, ISBN 3-487-10359-1 (online).
- Andreas Kühne, Stefan Kirschner, Gudula Metze: Biographica Copernicana. Die Copernicus-Biographien des 16. bis 18. Jahrhunderts. Akademie-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-05-003848-9 (Nikolaus Kopernikus: Gesamtausgabe. Band 9. Online).