Gone Girl – Das perfekte Opfer (Film)
Gone Girl – Das perfekte Opfer ist ein US-amerikanischer Psychothriller von David Fincher aus dem Jahr 2014, der auf dem gleichnamigen Roman von Gillian Flynn basiert, von der auch das Drehbuch stammt. Nach Aussage der Autorin stimmt der Plot nicht vollständig mit der Handlung des Romans überein.[3] Der Kinostart in Deutschland war am 2. Oktober 2014.[4] Der Film wurde in Los Angeles und Cape Girardeau, Missouri gedreht.
Film | |
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Titel | Gone Girl – Das perfekte Opfer |
Originaltitel | Gone Girl |
Produktionsland | Vereinigte Staaten |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2014 |
Länge | 149 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16[1] JMK 16[2] |
Stab | |
Regie | David Fincher |
Drehbuch | Gillian Flynn |
Produktion | Ceán Chaffin Joshua Donen, Arnon Milchan, Reese Witherspoon |
Musik | Trent Reznor, Atticus Ross |
Kamera | Jeff Cronenweth |
Schnitt | Kirk Baxter |
Besetzung | |
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Handlung
Nick und Amy Dunne scheinen nach außen hin eine perfekte Ehe zu führen. Amy besitzt mehrere Auszeichnungen von Elite-Universitäten; ihre Eltern vermarkteten sie einst erfolgreich als Wunderkind und Kinderbuchfigur „Amazing Amy“. Als anfangs erfolgreiche Journalisten in New York wurden Nick und Amy durch die Krise der Printmedien jedoch arbeitslos und zogen in Nicks Heimat, die Kleinstadt North Carthage in Missouri, um Nicks Zwillingsschwester Margo bei der Pflege ihrer krebskranken Mutter zu helfen. Nach deren Tod betreibt Nick mit Margo eine kleine Bar in der Stadt; Amy ist nun eine kinderlose Hausfrau.
Am fünften Hochzeitstag verschwindet Amy spurlos. Als die Polizei unter Detective Rhonda Boney ermittelt, sieht es zunächst nach einer Entführung aus, und sowohl Nick als auch Amys Eltern rufen zur Suche nach Amy auf. Während der Ermittlung gerät Nick jedoch zunehmend unter Verdacht, der sich durch das Bekanntwerden seiner Affäre mit der Studentin Andie Fitzgerald und den Fund von Amys Tagebuch erhärtet. Zudem finden die Ermittler Kreditkartenschulden, mit denen sich Nick offenbar teure Hobbys finanziert hat, während er gleichzeitig Amys Lebensversicherung erhöht hat. Schließlich gehen sowohl Polizei als auch Medien von einem Mord aus, den Nick verübt habe. Aufgrund Amys früherer Bekanntheit weckt der Fall eine hohe Medienaufmerksamkeit. Dabei schürt die Fernsehmoderatorin Ellen Abbott eine aggressive Hetzkampagne gegen Nick.
Währenddessen findet Nick heraus, dass Amy ihre eigene Ermordung Punkt für Punkt vorgetäuscht hat, um ihn als Mörder dastehen zu lassen, da sie wegen seiner Affäre und der langsam zerbrechenden Ehe enorm wütend auf ihn war. Die tief gekränkte und auf Rache sinnende Frau schrieb falsche Tagebucheinträge über die angeblich gewalttätige Veranlagung ihres Mannes, inszenierte eine Erhöhung ihrer Lebensversicherung und überzog die Kreditkarte mit seinem Namen. Sie täuschte eine Schwangerschaft vor und zapfte sich Blut für Spuren am „Tatort“ ab. Margo nimmt gemeinsam mit Nick und dem Staranwalt Tanner Bolt den Kampf gegen Amys Täuschungen auf, um ihn vor dem drohenden Todesurteil zu bewahren. Nick findet einen ehemaligen Freund Amys, Tommy O’Hara, dem sie vor vielen Jahren mit ebenfalls inszenierten Indizien eine Verurteilung wegen sexueller Nötigung einbrockte.
Amy ist unterdessen in einem heimlich gekauften Auto unterwegs. Mit Hinweisen an Nick und die Polizei lenkt sie die Ermittlungen in die gewünschte Richtung. Sie plant zunächst, sich zu ertränken, entscheidet sich dann aber, ein neues Leben zu beginnen. In einem Motel wird ihr von einem jungen Paar, das sich mit ihr angefreundet hat, das gesamte Geld geraubt. Ihr bleibt keine andere Wahl, als ihren früheren Freund Desi Collings um Hilfe zu bitten. Dieser bringt sie daraufhin in sein luxuriöses Seehaus und versucht, sich ihr wieder anzunähern. Derweil überzeugt Nick Dunne die Öffentlichkeit in einem Fernsehinterview bei Sharon Schieber von seiner Unschuld, indem er Liebe zu Amy heuchelt und betont, man müsse Amy finden. Von Nicks Liebesschwüren im TV beeindruckt, plant sie Desis Tod, um zu Nick zurückkehren zu können. Sie fügt sich falsche Spuren von Vergewaltigung und Fesselung zu, hängt die „Entführung“ Desi an und beteuert, in Notwehr gehandelt zu haben, als sie ihm mit einem Teppichmesser die Kehle durchschnitt. Nick stellt ihr gegenüber klar, dass er sie sofort verlassen werde, sobald das Interesse der Presse abgeflacht ist. Als Amy dann aber auch noch mit Nicks eingefrorenem Sperma eine Schwangerschaft initiiert und Nick weiß, wozu sie imstande ist, sieht er, zum Schrecken seiner Schwester Margo, keine andere Möglichkeit mehr, als den Schein der glücklichen Ehe weiter aufrechtzuerhalten und sein künftiges Kind zu schützen.
Hintergrund
Kurz nach dem Erscheinen der Romanvorlage im Jahr 2012 wurde bekannt, dass Reese Witherspoon mit ihrer Firma Pacific Standard den Film produzieren würde. Der Roman der bis dahin wenig bekannten Autorin Gillian Flynn entwickelte sich schnell zu einem Überraschungserfolg.[5] Reese Witherspoon war gemeinsam mit zahlreichen Kolleginnen wie Natalie Portman, Charlize Theron und Emily Blunt im Gespräch, die Hauptrolle der Amy Dunne zu übernehmen. Schließlich entschied man sich jedoch für Rosamund Pike.[6] Die Dreharbeiten begannen am 11. September 2013 in Cape Girardeau (Missouri).[7]
In den USA spielte der Film am Startwochenende 38 Millionen US-Dollar ein. Bis Mitte Februar 2015 lagen die Einnahmen bei knapp 368 Millionen US-Dollar, wovon 167 Millionen aus den USA kamen.[8] In Deutschland sahen 215.000 Kinobesucher den Film am Startwochenende.
Rezeption
Kritik
Gone Girl – Das perfekte Opfer wurde überwiegend positiv aufgenommen. In der Internet Movie Database erhielt der Film 8,1 von 10 möglichen Sternen.[9]
David Steinitz von der Süddeutschen Zeitung resümiert: „[Fincher] macht aus seinem Thriller einen fiesen Horrortrip über die Untiefen einer modernen Paarbeziehung, in der es gar nicht mehr um Schuldzuweisungen geht, sondern darum, wer im Alltag der tüchtigere Soziopath ist.“ Der Film sei ein „brillanter Thriller“.[10]
Kino.de sieht es ähnlich: „David Fincher […] zeigt sich wieder als Meister seines Fachs: Wenige können so packend inszenieren, dass man vor Spannung alles um sich herum vergisst.“ Dazu würden auch die „grandiosen schauspielerischen Leistungen […] Ben Afflecks und Rosamunde [sic] Pikes“ beitragen.[11]
Moviepilot.de hingegen sieht in dem Film gemeinsam mit Panic Room den schwächsten Film des Regisseurs. Die Story sei „nicht weiter bemerkenswert“ und weder sei er einfallsreich inszeniert, noch äußerst packend oder enthalte ikonische Bilder. An den Verwicklungen der Akteure habe man schon nach kurzer Zeit nur noch wenig Interesse.[12]
Empire-Redakteur Ian Freer urteilt: „Stylish, gewagt und voller Wendungen ist ‚Gone Girl‘ ein Date Movie à la David Fincher: düster, smart und gefährlich. Auch wenn das Finale nicht liefert, was vorher versprochen wurde, kann einem von den Wendungen, Überraschungen und der konsequenten Darstellung moralischer Verdorbenheit schwindlig werden.“ Er vergibt 4 von 5 möglichen Sternen.[13]
Die Zeit lobt in ihrer Rezension vor allem die darstellerischen Fähigkeiten Ben Afflecks, der in seiner Rolle als untreuer Ehemann, Mordverdächtiger und schließlich Opfer eines hysterischen Medienmobs „der ganz große Wurf“ in der Besetzung sei. Die „bräsige, leicht unterbelichtete, amerikanische Mittelmäßigkeit“, die er zum Ausdruck bringe, sei „nie […] faszinierender zu begutachten“ gewesen. Ebenso wird die gelungene luxuriöse Inszenierung David Finchers herausgestellt, der die Gebrauchsprosa der Buchvorlage mit „sich wohldosiert verausgabenden Darstellern“ veredele, die „ihre Charaktere […] gerade seriös genug verkörpern, um deren Selbstdemontage nicht zu augenscheinlich zu forcieren“.[14]
Ähnlich hebt der Spiegel in seiner Filmbesprechung die Regieleistung Finchers hervor, der mit seinem Film „großes Kino“ schaffe, in dem „Ironie und Grausamkeit, Zärtlichkeit und Terror brillant ins Verhältnis“ gesetzt würden, wie man „es so noch nicht im Kino gesehen“ habe. Affleck bleibe in seiner Darstellung zwar das „Abziehbild eines Bier trinkenden Testosteronmännchens“, lasse jedoch eben auf diese Weise Raum für das Spiel von Rosamund Pike, die jede Tonlage „zwischen tragisch verzagter Hipsterin und fröhlich aggressiver Manipulatorin“ perfekt beherrsche.[15]
Die Welt sieht in ihrer Kritik in Finchers dramaturgisch verschlankter Verfilmung der Romanvorlage „eine Reise direkt ins Herz der Finsternis menschlichen Zusammenlebens“, die sich auf den Spuren von Hitchcocks Verdacht bewege. Fincher zerlege die Ehe mit klinischer Präzision und balanciere „auf dem schmalen Grat zwischen Glück und Elend“; der schöne Schein, der nach außen aufrechterhalten wird, werde mit „absurder Konsequenz“ aufgezeigt. Mit zynischer Klarsicht zeige Fincher, dass man „nie die ganze Wahrheit“ über seinen Lebensgefährten, dem man vermeintlich alles anvertrauen kann, wissen wird und auch „besser gar nicht wissen sollte“. Fincher habe so einen Film geschaffen, den auch Alfred Hitchcock und Ingmar Bergman gemeinsam gedreht haben könnten. Kritisiert wird allerdings die Behandlung des Romansujets, die „über weite Strecken unklar“ bleibe, da Gone Girl sich mehrere Male verwandele, „von einem Mordthriller in eine Rachefantasie und schließlich zum Grand-Guignol-Kasperletheater“.[16]
Auszeichnungen
- Nominierung in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin für Rosamund Pike
- Nominierung in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch für Gillian Flynn
- Nominierung in der Kategorie Beste Regie für David Fincher
- Nominierung in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Drama für Rosamund Pike
- Nominierung in der Kategorie Bestes Filmdrehbuch für Gillian Flynn
- Nominierung in der Kategorie Beste Filmmusik für Trent Reznor & Atticus Ross
- Auszeichnung als einer der Top-Ten-Filme
- Nominierung in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin für Rosamund Pike
- Nominierung in der Kategorie Bester Film
- Nominierung in der Kategorie Beste Regie für David Fincher
- Nominierung in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin für Rosamund Pike
- Nominierung in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch für Gillian Flynn
- Nominierung in der Kategorie Beste Filmmusik für Trent Reznor & Atticus Ross
- Nominierung in der Kategorie Beste Kamera für Jeff Cronenweth
- Nominierung in der Kategorie Bester Tonschnitt für Ren Klyce & Steve Cantamessa
- Auszeichnung in der Kategorie Bester Thriller
- Auszeichnung in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin für Rosamund Pike
- Nominierung in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin für Rosamund Pike
Weblinks
- Offizielle Seite zum Film
- Gone Girl – Das perfekte Opfer in der Internet Movie Database (englisch)
- Gone Girl – Das perfekte Opfer bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Gone Girl – Das perfekte Opfer bei Metacritic (englisch)
- Gone Girl – Das perfekte Opfer in der Online-Filmdatenbank
- Gone Girl – Das perfekte Opfer in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Gone Girl – Das perfekte Opfer. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, September 2014 (PDF; Prüfnummer: 147 149 K).
- Alterskennzeichnung für Gone Girl – Das perfekte Opfer. Jugendmedienkommission.
- Megan Gibson: Gillian Flynn Wrote A Different Ending For The Gone Girl Movie. In: Time Magazine. 10. Januar 2014. Abgerufen am 5. März 2014.
- Gone Girl. In: Moviepilot. Abgerufen am 5. März 2014.
- Stefanie Cohen: A Surprise Hit Spawns a Movie Deal. In: The Wall Street Journal, 19. Juli 2013. Abgerufen am 5. März 2014.
- Tatiana Siegel: Rosamund Pike Emerges as Front-Runner to Star in David Fincher’s ’Gone Girl’ (Exclusive). In: The Hollywood Reporter. Abgerufen am 5. März 2014.
- ’Gone Girl’ starts filming in Cape Girardeau. In: KFVS 12. Abgerufen am 5. März 2014.
- "Box Office Mojo Gone Girl" auf boxofficemojo.com, abgerufen am 13. Februar 2015
- Gone Girl – Das perfekte Opfer (2014) auf imdb.com, abgerufen am 10. Dezember 2016.
- David Steinitz: Szenen einer Ehe auf sueddeutsche.de, abgerufen am 1. Oktober 2014.
- Filmkritik zu Gone Girl – Das perfekte Opfer auf kino.de, abgerufen am 1. Oktober 2014.
- http://www.moviepilot.de/news/gone-girl-kritik-und-analyse-136818
- A Matter Of Wife And Death auf empireonline.com, abgerufen am 1. Oktober 2014.
- Die faszinierende Bräsigkeit des American Boy. In: Die Zeit, 2. Oktober 2014. Abgerufen am 26. November 2014.
- Fincher-Thriller "Gone Girl": House of Hass. In: Der Spiegel, 29. September 2014. Abgerufen am 26. November 2014.
- Szenen einer Psycho-Ehe unter Reichen. In: Die Welt, 2. Oktober 2014. Abgerufen am 27. November 2014.
- National Board of Review Announces 2014 Award Winners. In: NationalBoardofReview.org. Abgerufen am 14. Dezember 2014.