Giftbeere
Die Giftbeere (Nicandra physalodes, auch Nicandra physaloides) ist eine in Südamerika heimische Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Es ist die einzige Art der monotypischen Gattung Nicandra.
Giftbeere | ||||||||||||
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Giftbeere (Nicandra physalodes) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Nicandra | ||||||||||||
Adans. | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Nicandra physalodes | ||||||||||||
(L.) Gaertn. |
Beschreibung
Die Giftbeere ist eine aufrecht wachsende, 0,5 bis 1,5 m, selten auch 2 m hohe Pflanze.
Blätter
Die Blätter sind membranartig, schmal bis breit eiförmig, besitzen einen unregelmäßig geschwungenen oder wellig gelappten Rand und werden (4) 10 bis 21 (31) Zentimeter lang und (2) 5 bis 10 (20) cm breit. Die Blattbasis ist keilförmig bis spitz zulaufend, die Blattstiele eng geflügelt und 1,5 bis 9 Zentimeter lang.
Die Oberseiten der Blätter haben teilweise gleichmäßig verteilte schwarze Stellen mit 0,1 bis 0,3 Millimetern Durchmesser, aus denen durchsichtige Zäpfchen mit einer Länge von bis zu einem Millimeter herausstehen:
- Gesamtes Blatt mit einer Länge von 36 Millimetern
- Detail unterhalb der Mittelachse
- Detail oberhalb der Mittelachse
Blüten
Die von Bienen befruchteten, radiärsymmetrischen, fünfzähligen Blüten stehen einzeln, zunächst aufrecht, später nickend. Die in der Hälfte ihrer Länge miteinander verwachsenen Kelchblätter sind 9 bis 22 mm lang. Die Kronblätter sind am Rand und der oberen Kronröhre zwischen blass pink-violett bis blass blau gefärbt und besitzen ebenso gefärbte Flecken an der Basis eines jeden Kronblattes. Die Krone ist etwa 20 bis 30 mm lang und besitzt einen Durchmesser von etwa 27 mm. Die Antheren sind 4 bis 4,5 mm lang und sind mit wenigen, einfachen und kurzen Trichomen besetzt. Die fünf Staubfäden sind an der Basis mit langen, einfachen Trichomen besetzt, an der restlichen Oberfläche sind kurze Trichome zu finden. Die Pollengröße liegt mit 35 bis 38 µm im mittleren Größenbereich. Der 3 bis 5 mm lange Griffel ist mit einigen mehrzelligen Trichomen besetzt. Die Narbe ist in etwa 1,5 mm lang. Die Blütezeit erstreckt sich von Juli bis Oktober.
- Giftbeere (Nicandra physalodes)
- Innenansicht einer Blüte
Früchte
An den sich verlängernden Blütenstängeln bilden sich die aufrecht stehenden Früchte. Der sich vergrößernde Kelch schließt sich lampionartig um die sich bildende Frucht, wird pergamentartig und weist eine deutlich sichtbare, netzartige Nervatur auf. Die Beeren haben einen Durchmesser von 10 bis 15 mm und beinhalten bräunlich-gelbe, 1,5 bis 2 mm lange, flach nierenförmige Samen mit feinen Einbuchtungen. Der Embryo ist gerollt, die Keimblätter sind kürzer als der restliche Embryo.
- Fruchtstand der Giftbeere
- Samen der Giftbeere
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl ist , wobei diploide und tetraploide Chromosomensätze gefunden wurden. Zudem gab es auch einzelne Chromosomenzählungen mit und .
Herkunft
Die Herkunft der Giftbeere sind die Anden Südamerikas, wo sie von Peru bis ins nördliche Argentinien zu finden sind. Durch die Verwendung der Pflanze als Zierpflanze ist sie heute oft auch ausgewildert in anderen Gebieten zu finden, unter anderen auf den Galapagos-Inseln, Hawaii, den USA, Indien, Mosambik, Australien und in Deutschland.[1]
Giftigkeit
Die Giftbeere ist in allen Teilen giftig, besonders aber in den Wurzeln. Dort reichern sich verschiedene Alkaloide an, die Hauptalkaloide sind Hygrin und Tropinon. Ebenfalls in der Pflanze enthalten sind diverse Withanolide, von denen u. a. Nicandrenone für eine zytotoxische Wirkung bekannt ist.
- Strukturformel von Hygrin
- Strukturformel von Tropinon
Nutzung
Die Giftbeere wird selten bis zerstreut als Zierpflanze in Sommerrabatten und Sommerblumenbeeten genutzt. Sie ist seit dem 18. Jahrhundert in Kultur. Es gibt einige Sorten, die zum Teil auch rein weiße Blüten haben.[1] Oft wird die Blaue Physalis aber auch wegen ihrer Eigenschaften angebaut, die Weiße Fliege oder Mottenschildläuse genannt, auf Distanz zu halten. Zwischen z. B. Kohl gepflanzt vertreibt die Pflanze mit ihrer Toxizität und entsprechendem Duft die Schadinsekten zwar nicht zu 100 %, reduziert aber den Befall erheblich.[2]
Literatur
- Armando T. Hunziker: The Genera of Solanaceae. A.R.G. Gantner Verlag, Ruggell, Liechtenstein 2001, ISBN 3-904144-77-4.
- Lutz Roth, Max Daunderer, Karl Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 6. überarbeitete Auflage. Nikol-Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6.
Weblinks
- Nicandra physalodes (L.) J. Gaertn., Giftbeere. FloraWeb.de
- Giftbeere. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Nicandra physalodes (L.) Gaertn. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 28. Februar 2016.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Kurze Beschreibung bei solanaceae.net
Einzelnachweise
- Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 449.
- Mein Gartenratgeber – Blaue Physalis gegen Weiße Fliege. Anbau und Verwendung