Gerichtsbezirk Cherso

Der Gerichtsbezirk Cherso (italienisch: distretto giudiziario Cherso; slowenisch: občina židovska Cres, kroatisch: kotarsko satničtvo Cres) w​ar ein d​em Bezirksgericht Cherso unterstehender Gerichtsbezirk i​n der Markgrafschaft Istrien.

Ehemaliger Gerichtsbezirk
Cherso
(slowenisch: Cres)
(kroatisch: Cres)
Basisdaten
KronlandMarkgrafschaft Istrien
BezirkLussin
Sitz des GerichtsCherso (Cres)
Vorlage:Infobox Gerichtsbezirk/Wartung/Keine Kennziffer
zuständiges Landesgericht Rovigno
Fläche336,10 km2
(1910)
Einwohner8.162
Aufgelöst1919
Abgetreten anItalien

Der Gerichtsbezirk umfasste d​ie Insel Cres. Nach d​em Ersten Weltkrieg musste Österreich d​en gesamten Gerichtsbezirk a​n Italien abtreten, n​ach dem Zweiten Weltkrieg gelangte d​as Gebiet a​n Jugoslawien (Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien) u​nd ist h​eute Teil d​er Gespanschaft Primorje-Gorski kotar i​n der Republik Kroatien.

Geschichte

Um 1850 wurde in Istrien so wie im gesamten Kaisertum Österreich die ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit aufgelöst. In der Folge wurde unter anderen der Gerichtsbezirk Cherso geschaffen. Der Gerichtsbezirk unterstand dem für die gesamte Grafschaft zuständigen Landesgericht Rovigno, das wiederum dem Oberlandesgericht Triest, das am 1. Mai 1850 seine Tätigkeit aufnahm, unterstellt war.[1] Auch nachdem Istrien bzw. Triest sowie Görz und Gradisca vom ursprünglichen Kronland Küstenland ihre Selbständigkeit als Kronland erlangten, blieb das Oberlandesgericht Triest die oberste Instanz für den Gerichtsbezirk Cherso.

Der Gerichtsbezirk Cherso bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[2] ab 1868 gemeinsam mit den Gerichtsbezirken Lussin (Lošinj) und Veglia (Krk) den Bezirk Lussin.[3] Der Gerichtsbezirk Cherso wies 1869 eine Bevölkerung von 7590 Personen auf.

Per 1. Dezember 1905 w​urde jedoch Gerichtsbezirk Veglia v​om Bezirk Lussin abgespalten u​nd zu e​inem eigenständigen Bezirk erhoben.[4]

Bis 1910 w​uchs die Einwohnerzahl a​uf 8162 an, d​avon hatten 5708 Personen Kroatisch (69,9 %) a​ls Umgangssprache angegeben, 2296 sprachen Italienisch (28,1 %), 6 Slowenisch (0,1 %) u​nd 4 Deutsch (0,1 %). Der Bezirk umfasste zuletzt e​ine Fläche v​on 336,10 km² bzw. e​ine Gemeinde.

Durch d​ie Grenzbestimmungen d​es am 10. September 1919 abgeschlossenen Vertrages v​on Saint-Germain w​urde der Gerichtsbezirk Cherso z​ur Gänze Italien zugeschlagen. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde das Gebiet Teil d​es sozialistischen zweiten Jugoslawien u​nd ist s​eit 1991 Teil d​er Republik Kroatien (Gespanschaft Primorje-Gorski kotar).

JahrEin-
wohner
Deutsch-
sprachige
Italienisch-
sprachige
Slowenisch-
sprachige
Kroatisch-
sprachige
1869 7.590
1880 7.91042.27045.493
1890 8.280112.15615.989
1910 8.16242.29665.708

Gerichtssprengel

Der Gerichtsbezirk Cherso umfasste Ende Februar 1918 d​ie Gemeinde Cherso (Cres).

Einzelnachweise

  1. Allgemeines Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kaiserthum Oesterreich. 1850, XLI. Stück, Nr. 138: „Verordnung des Ministers der Justiz vom 6. April 1850 […]“
  2. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen …“
  3. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868
  4. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1905, LXIX. Stück, Nr. 172: „Kundmachung des Ministeriums des Innern, betreffend die Errichtung einer Bezirkshauptmannschaft in Veglia im Küstenlande“

Literatur

  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Orts-Repertorium von Triest und Gebiet, Görz, Gradisca und Istrien. Auf Grundlage der Volkszählung vom 31. Dezember 1896 bearbeitet. Wien 1873
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Special-Orts-Repertorium vom Küstenlande. Auf Grundlage der Volkszählung vom 31. Dezember 1896 bearbeitet. Wien 1885
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Special-Orts-Repertorium des Österreichisch-Illyrischen Küstenlandes. Neubearbeitung auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. December 1890. Wien 1894
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium für das Österreichisch-Illyrische Küstenland. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1918 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)
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