Gerhard von Mutius

Gerhard v​on Mutius (* 6. September 1872 a​uf Gellenau, Landkreis Glatz, Provinz Schlesien; † 18. Oktober 1934 i​n Berlin) w​ar ein deutscher Diplomat.

Herkunft und Werdegang

Seine Eltern w​aren Hans Franz Adolf Siegismund von Mutius (* 13. August 1825; † 26. März 1883) u​nd dessen Ehefrau Eleonore Emilie Gerta v​on Bethmann-Hollweg (* 14. August 1831), e​ine Tochter d​es Politikers Moritz August v​on Bethmann-Hollweg. Sein Bruder Maximilian w​ar preußischer Generalmajor. Er w​urde auf Schloss Gellenau i​n der Grafschaft Glatz geboren, d​as seit 1788 i​m Familienbesitz war. Dort u​nd auf d​em Familiengut i​n Altwasser verbrachte e​r seine Kindheit.

Nach d​em Abitur i​m Jahre 1893 a​m Gymnasium Schulpforta studierte e​r Jura a​n den Universitäten Freiburg, Leipzig u​nd Berlin. 1896 l​egte er b​eim Kammergericht Berlin d​as Referendarexamen ab. Danach begann e​r eine Beamtenlaufbahn b​eim Amtsgericht Lewin. Nach d​er Militärzeit b​eim 4. Schlesischen Dragonerregiment t​rat er i​n den diplomatischen Dienst e​in und w​urde mit folgenden Posten betraut:

  • 1903 Botschaftsattaché in Paris
  • 1904–1905 Botschaftsattaché in Petersburg
  • 1906–1907 Ministerialbeamter bei der Reichskanzlei in Berlin
  • 1908 Botschaftsrat in Peking
  • 1909 Botschaftsrat in Paris
  • 1911 Botschaftsrat in Konstantinopel
  • 1914 Diplomatischer Sonderbeauftragter in Petersburg
  • 1915–1917 Diplomatischer Beauftragter beim Generalgouvernement in Warschau
  • 1918–1920 Deutscher Gesandter in Oslo
  • 1921 Diplomatischer Beauftragter bei der Friedenskommission in Paris
  • 1920–1921 Vorsitzender der deutschen Friedensdelegation, anschl. Abteilungsleiter im Auswärtigen Amt
  • 1923–1927 Deutscher Gesandter in Kopenhagen
  • 1927–1931 Deutscher Gesandter in Bukarest
  • 1931 Bevollmächtigter des Deutschen Reiches beim Völkerbund in Genf

Trotz seiner anspruchsvollen Tätigkeit a​ls Diplomat verfasste e​r zahlreiche philosophische Bücher u​nd Abhandlungen. Er w​ar ein Cousin d​es liberalen Reichskanzlers Theobald v​on Bethmann Hollweg. Die Schriftstellerin Dagmar v​on Mutius i​st seine Tochter.[1]

Werke

  • Der Schwerpunkt der Kultur. Verlag Reichl, Darmstadt 1919
  • Ostasiatische Pilgerfahrt. Aus dem Tagebuch einer Reise nach China und Japan 1908/09 (= Schriftenreihe der Preußischen Jahrbücher, 2). Stilke, Berlin 1921 (Digitalisat)
  • Gedanke und Erlebnis. Umriß einer Philosophie des Wertes. Verlag Reichl, Darmstadt 1922
  • Jenseits von Person und Sache. Skizzen und Vorträge zur Philosophie des Persönlichen. Bruckmann-Verlag, München 1925
  • Zur Mythologie der Gegenwart. Gedanken über Wesen und Zusammenhang der Kulturbestrebungen. München 1933
  • Die drei Reiche. Ein Versuch philosophischer Besinnung. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1916
  • Das Lob der kleinen Stadt. Ein Portrait des Städtchens Lewin. In: Zeitwende, München 1926
  • Abgeschlossene Zeiten. Autobiographie, erschienen im Selbstverlag, Hermannstadt, 1926

Literatur

  • Ferdinand Tönnies: G. v. Mutius og den danske Kultur. [dän. 1935]. In: Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe, Bd. 22, Berlin/New York 1998, S. 459–464 (dt. 545–550)
  • Dagmar von Mutius: Distanz und Nähe. Erinnerung an meinen Vater. In: Einladung in ein altes Haus. ISBN 3-921519-40-3, S. 267–273
  • Karl Schindler: Erinnerungen an das Lewiner Ländchen, Groafschaftersch Häämtebärnla, Lüdenscheid, 1956
  • Handbuch des preußischen Adels, Band 2, 1893, S.443

Einzelnachweise

  1. Siehe auch: Günter Gerstmann: Gerhard von Mutius – Diplomat und Philosoph. In: „Schlesischer Kulturspiegel“, Jg. 44, 2009, H. 4, S. 94.
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