Gerhard Pohl
Gerhard Pohl (* 16. August 1937 in Guben; † 30. Mai 2012[1] bei Jessern im Schwielochsee) war ein deutscher Ingenieur und CDU-Abgeordneter in der Volkskammer der DDR. Er war von April bis August 1990 Minister für Wirtschaft der DDR.
Leben
Geboren als Sohn eines Webmeisters absolvierte Gerhard Pohl eine Lehre zum Tuchmacher. 1955 bis 1958 studierte er an der Ingenieurschule für Textiltechnik in Forst (Lausitz) mit dem Abschluss als Ingenieur für Textiltechnik. Von 1959 bis 1967 war er als Betriebsassistent, Technologe im VEB Vereinigte Feintuchwerke Forst, tätig. Ein Fernstudium an der Technischen Universität Dresden beendete er 1969 als Diplom-Ingenieurökonom. Seit 1977 als Direktor für Forschung und Erzeugnisentwicklung tätig, erfolgte 1978 seine Promotion zum Dr. oec. Von 1986 bis 1990 war Pohl erster stellvertretender Betriebsdirektor im VEB Forster Tuchfabriken.[2]
Der politische Weg Pohls begann mit dem Eintritt in die CDU der DDR im Jahre 1958. Seit 1972 gehörte Pohl dem Vorstand des CDU-Kreisverbandes Forst (Lausitz) an. 1989 gehörte er kurzzeitig dem CDU-Parteivorstand der DDR an. Von 1981 bis 1990 war Gerhard Pohl Mitglied der Volkskammer der DDR.[3]
Am 12. April 1990 wurde Pohl als Minister für Wirtschaft in den von Ministerpräsident Lothar de Maizière geleiteten Ministerrat der DDR berufen.[4]
Nachdem ihm eine Mitschuld an der wirtschaftlichen Misere in der DDR gegeben worden war, ersuchte er um seine Entlassung. Dieses Rücktrittsangebot nahm de Maizière am 22. August 1990 an.[5]
Nach der Wende war Gerhard Pohl geschäftsführender Gesellschafter einer Firma zur Entwicklung veredelter Kunststoffe in Forst/Lausitz. Außerdem war er Vorsitzender des Forster Tuchmacher e. V.
Gerhard Pohl war ein begeisterter Segler. Seit 1959 war Mitglied im Verein „Seglergemeinschaft Schwielochsee“ in Jessern. Am 30. Mai 2012 wurde er leblos im Schwielochsee gefunden.[6]
Pohl arbeitete als Inoffizieller Mitarbeiter beim Ministerium für Staatssicherheit.[7]
Einzelnachweise
- Traueranzeige (Memento vom 1. Dezember 2016 im Internet Archive) in der Lausitzer Rundschau
- Biographisches Handbuch der 10. Volkskammer der DDR (1990), Christopher Hausmann, Verlag Böhlau, Wien, Köln, Weimar 2000, ISBN 3-412-02597-6
- Gerhard Pohl im Munzinger-Archiv, abgerufen am 1. Juni 2012 (Artikelanfang frei abrufbar)
- Treuhand intern TAGEBUCH, Hrsg. Birgit Breuel, Verlag Ullstein, Berlin 1993, S. 43, ISBN 3-548-36614-7
- Ich will, dass meine Kinder nicht mehr lügen müssen, Lothar de Maizière, Verlag Herder, Freiburg 2010, ISBN 978-3-451-30355-5, S. 276
- DDR-Minister Pohl ist tot Der 74 Jahre alte frühere CDU-Politiker ertrank im Schwielochsee. In: Märkische Allgemeine. 1. Juni 2012, abgerufen am 25. März 2013.
- Die CDU führt die Stasi-Liste an. In: taz. 1. Oktober 1990, abgerufen am 12. Februar 2020.
Literatur
- Lothar de Maizière: Ich will, dass meine Kinder nicht mehr lügen müssen. Herder, Freiburg 2010, ISBN 978-3-451-30355-5, S. 155, 201, 276.
- Helmut Müller-Enbergs: Gerhard Pohl. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
- Redebeitrag von Dr. Gerhard Pohl (CDU/DA) am 12.04.1990 in der Volkskammer, abgerufen am 1. Juni 2012