Georgenfelder Hochmoor
Das Georgenfelder Hochmoor ist ein Hochmoor im Erzgebirge unweit von Zinnwald-Georgenfeld. Es ist Teil eines größeren Moorkomplexes, der sich südlich, vor allem jenseits der Staatsgrenze in Tschechien befindet und seit alters her als „Die See“ bezeichnet wird. Das Georgenfelder Hochmoor ist eines der ältesten Naturschutzgebiete in Sachsen.
Naturschutzgebiet Georgenfelder Hochmoor
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Eingang zum Naturschutzgebiet | ||
Lage | Sachsen, Deutschland | |
Fläche | 11 ha | |
Kennung | D 46 | |
WDPA-ID | 9363 | |
Geographische Lage | 50° 44′ N, 13° 45′ O | |
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Einrichtungsdatum | 1961 |
Geografie
Lage
Das unmittelbar an der deutsch-tschechischen Grenze gelegene Zinnwald-Georgenfeld befindet sich etwa 45 Kilometer südlich von Dresden und vier Kilometer südlich von Altenberg. Die auf der Kammhochfläche des Osterzgebirges in 780 bis 880 m ü. NN liegende Streusiedlung ist der höchstgelegene Ort im östlichen Erzgebirge. Das Georgenfelder Hochmoor ist ein Teil dieser Gemeinde.
Das Naturschutzgebiet umfasst etwa 11 ha und befindet sich in einer Höhenlage von 875 m über NN. Es ist nur der kleine Westzipfel eines ausgedehnten Moorgebietes zwischen den deutschen und tschechischen Lugsteinen.
- Naturschutzgebiet Georgenfelder Hochmoor
- Bohlenweg im Georgenfelder Hochmoor, unmittelbar rechts vom Weg verläuft die deutsch-tschechische Staatsgrenze
- Stillgewässer im Georgenfelder Hochmoor, im Hintergrund ist der Sendeturm auf dem Lugstein zu sehen
- Stillgewässer im Naturschutzgebiet Georgenfelder Hochmoor
- Offene Wiesenfläche mit Wollgräsern
Entstehung, Alter und Profil
Die Entstehung des Hochmoores reicht bis in die Elstereiszeit zurück. Die maximale Ausdehnung der Inlandvergletscherung erstreckte sich damals bis zur Feuersteinlinie, die im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge etwa von Tharandt – Rabenau – Freital – Kreischa – Weesenstein – Cottaer Spitzberg verläuft.
Der hiesige Gebirgskamm trug eine dauerhafte Firnschneekappe. Bei dem Abschmelzen dieser Kappe bildeten sich in den Mulden kleine Seen, welche keine Abflüsse hatten. In der Wärmeperiode, welche der Eiszeit folgte, bildete sich der Pflanzenwuchs am Rande dieser Gewässer. Die Schilf und Schachtelhalme bildeten den ersten Humus und leiteten die Moorbildung ein. In dem Wasser sammelte sich herabfallendes Laub, Pollen und angewehtes Gras. Die im Flachmoor eingeschlossenen Pollen lassen, nach tausenden Jahren, noch eine genaue Bestimmung der damals vorherrschenden Vegetation und des Klimas zu.
Die anschließend folgende trockene und warme Klimaperiode ließ diese Schilfmoore austrocknen. Einzelne Bäume, vor allem Birken siedelten sich in diesen nährstoffreichen Gebieten an. Nach dieser Periode folgte eine sonnenarme, kühle und feuchte Zeit. Die enormen Niederschläge erhöhten den Wasserhaushalt immens, weshalb sich sehr schnell Torfmoos-Gattungen ansiedelten, welche durch ihren schnellen Wuchs die Bäume verdrängten und schließlich ganz unterdrückten. Die abgestorbenen Bäume wurden unter dem Moos luftdicht verschlossen. Diese Schicht wird heute auch als alter Waldtorf bezeichnet. Das Torfmoos stirbt von unten her ab und wächst dabei nach oben unbegrenzt weiter. Dadurch bildete sich eine starke Torfschicht. Die Oberfläche dieses Bewuchses ist zu derer Mitte hin stark gewölbt, weshalb es als Hochmoor bezeichnet wird. Die geografische Lage dieses Moores hat also mit dem Begriff Hochmoor nichts gemein, da es auch im Flachland Hochmoore gibt.
Die anschließende gemäßigt-trockene Klimaperiode sorgte für einen erneuten Baumbewuchs des Gebietes. Es siedelte sich die Moorkiefer an. Die vertorften Moose bildeten den älteren Moostorf. Im Anschluss wurde es wieder kühl und feucht, die Moose verdrängten wieder den Baumwuchs. Diese abgestorbenen Gehölze werden heute als die jüngere Waldtorfschicht bezeichnet.
In unserem jetzigen gemäßigt-trockenen Klima siedelten sich abermals Gehölze wie die Moorkiefer an.
Auf den abgetragenen Hochflächen des Erzgebirgskammes haben sich im Laufe der Zeit mehrere Moore gebildet. Diese bilden meist auch die Wasserscheiden.
Halbreifer Moostorf bildet in 100 Jahren eine Schicht von 8 cm. Reifer Moostorf bildet in dieser Zeit eine Schicht von zwei bis drei Zentimetern. Das Georgenfelder Hochmoor hat eine Stärke von etwa 5 Meter, somit ist sein Alter auf etwa 10.000 Jahre anzunehmen.
Ein weiteres Moorgebiet in der unmittelbaren Nähe ist das NSG Fürstenauer Heide.
Heutige Vegetation
Durch den intensiven Torfstich wurde der Wasserhaushalt des Gebietes gestört, was das Absterben einiger Pflanzengattungen zur Folge hatte. Heute siedelt noch die aus der nordeuropäischen Tundra stammenden Moosbeere und Trunkelbeere. Vorherrschend ist die Moorkiefer, aber auch einige Weißbirken und Fichten haben sich angesiedelt. Die Moorkiefer stammt von der im Hochgebirge ansässigen Bergkiefer ab. Im Georgenfelder Hochmoor ist sie meist als kniehoher Strauch, als Latsche oder als Krummholzkiefer anzutreffen, sie hat sich mit diesen Wuchsformen perfekt an das raue Klima dieses Gebirgszuges angepasst. Heidelbeeren, Heidekraut und Preiselbeeren sind auf den ausgetrockneten Stellen zu finden. Das Scheidenwollgras hingegen hat die feuchten Stellen besiedelt.
Weiterhin sind im Naturschutzgebiet folgende Pflanzen anzutreffen: Seggen, Torfmoos, Wollgras, Sonnentau und das Fettkraut.
Geschützte Pflanzen
(tschechisch), Latein
- Sumpfkiefer[1] Pinus uncinata
- Moorbirke[2] Betula pubescens
- Zwergbirke (Bříza zakrsla)
- Torfmoos Sphagnidae
- Heidelbeere (borůvka černá)
- Sumpfporst Rhododendron tomentosum
- Schneidiges Wollgras (suchopýr pochvatý)
- Schmalblättriges Wollgras (suchopýr úzkolistý)
- Rundblättriger Sonnentau (rosnatka okrouhlistá)
- Geflecktes Knabenkraut
- Preiselbeere (brusinka)
- Rauschbeere oder Trunkelbeere
- Moosbeere
- Heidekraut
- Sumpf-Veilchen, Viola palustris
- Pfeifengras
- Europäischer Siebenstern
- Armblütiges Segge
Bedeutung
Das Moor erfüllt die gleiche Aufgabe wie die Gletscher der Hochgebirge, es nimmt das reichliche Wasser der Schneeschmelze und starker Regengüsse auf und gibt es während der trockenen Zeit langsam wieder ab. Das Georgenfelder Hochmoor ist in der Lage 1300 Liter Wasser pro Quadratmeter aufzunehmen. Es speist nach Nordwesten hin den Warmbach. In der Blütezeit des Bergbaus wurden viele kilometerlange Kunstgräben zu den Mooren gelegt, um den immens steigenden Wasserbedarf zu decken. Der künstlich angelegte Galgenteich in Altenberg wurde auf einem dem Georgenfelder Hochmoor sehr ähnlichen Moor angelegt. Durch den intensiven Torfstich zur Brennstoffgewinnung sind große Moorgebiete ausgetrocknet und haben sich in Heidegebiete umgewandelt.
Erschließung und Schutzstellung
Auf eine Initiative des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz wurde das Gebiet 1926 angekauft und zum Naturschutzgebiet erklärt. Besonders hervorgehoben hat sich bei diesem Ankauf und der botanischen Erforschung, der Oberlehrer Marschner. Auch der sächsische Botaniker Hofrat A. Naumann, außerordentlicher Professor der Botanik an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden[3] unternahm intensive Forschungen im Georgenfelder Hochmoor. Das Moor wurde durch die Anlage eines weitreichenden Bohlenwegs begehbar gemacht.
Das Georgenfelder Hochmoor ist heute das Kerngebiet eines insgesamt 35 Hektar großen Areals, das als Natura 2000-Gebiet geschützt ist. Das Moor selbst in einem Umfang von 12,45 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Schutzstellung beruht auf der Tatsache, dass das Georgenfelder Hochmoor das einzige größere Kammhochmoor im Osterzgebirge ist und den Lebensraum für zahlreiche gefährdeter Tier- und Pflanzenarten bildet.
Die Bewirtschaftung des Moores erfolgt durch eine gemeinnützige GmbH im Auftrag der Stadt Altenberg. Dabei ist die Anlage zwischen Ostern und Oktober geöffnet (Stand 2014). Im Jahr 2014 zählte das Georgenfelder Hochmoor 17.500 Besucher (2013: 15.000 Besucher).[4]
Literatur
- Grüne Liga Osterzgebirge: NSG Georgenfelder Hochmoor. Reihe Naturschutzgebiete des Ost-Erzgebirges, Dippoldiswalde 2015 (Digitalisat)
- A. Naumann: Aus der Geschichte unserer Moore. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Heft 1/2, 1927.
- Karl Tröger: Schutz unserem Georgenfelder Hochmoor. Kreiskommission Natur- und Heimatfreunde im Deutschen Kulturbund, Kreis Dippoldiswalde.
- Günter Weise: Das Georgenfelder Hochmoor. Ein Streifzug durch seine Pflanzenwelt. In: Heimatkundliche Blätter des Bezirkes Dresden. 1956.
Weblinks
Einzelnachweise
- Borovice blatka in der tschechischsprachigen Wikipedia
- Bříza pýřitá in der tschechischsprachigen Wikipedia
- A. Naumann (PDF)
- Mehr Besucher im Hochmoor. In: Sächsische Zeitung. (Ausgabe Dippoldiswalde) vom 26. November 2014.