Georg von Bayern
Georg Franz Josef Luitpold Maria von Bayern (* 2. April 1880 in München; † 31. Mai 1943 in Rom) war ein Prinz von Bayern, später katholischer Priester und Kurienprälat in Rom.
Leben
Prinz und Soldat
Georg von Bayern war ein Prinz aus dem bayerischen Königshaus Wittelsbach, Sohn von Prinz Leopold von Bayern, dem Bruder des letzten bayerischen Königs, und Gisela von Österreich, der Tochter von Kaiser Franz Joseph von Österreich. Prinz Georg von Bayern war somit der Enkel Kaiser Franz Josephs und seiner Frau Elisabeth von Österreich, genannt „Sisi“, ebenso wie von Prinzregent Luitpold von Bayern.
Am 1. April 1897 (der Tag vor seinem 17. Geburtstag) trat Prinz Georg als Leutnant beim Bayerischen Infanterie-Leib-Regiment in die Armee ein. Zum 8. Februar 1903 wurde er Oberleutnant und wechselte ins 1. Schwere Reiter Regiment, um auch die Kavallerie kennenzulernen. Hier avancierte er am 27. Oktober 1905 zum Rittmeister, am 26. Oktober 1906 zum Major. Ab 1908 war der Prinz auch ehrenhalber österreichischer Rittmeister bzw. Major im Mährischen Dragoner Regiment Nr. 11. Es wird überdies berichtet, dass Georg von Bayern während seiner Militärzeit ein begeisterter Boxsportler gewesen sei.
Er heiratete die Erzherzogin Isabella von Österreich-Teschen, Tochter von Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen und Prinzessin Isabella von Croy, am 11. Februar 1912 auf Schloss Schönbrunn in Wien. Das Paar verbrachte die Flitterwochen in Wales, Paris und Algier, trennte sich aber aus privaten Gründen noch während der Hochzeitsreise. Nach weniger als einem Jahr bestätigte der Oberste Bayerische Gerichtshof am 17. Januar 1913 die Scheidung, der Hl. Stuhl in Rom erklärte die Ehe mit Datum vom 5. März desselben Jahres als annulliert,[1] da sie nach übereinstimmenden Angaben beider Partner nicht vollzogen wurde.
Im Ersten Weltkrieg stand Prinz Georg von Bayern als Offizier an der West- und der Ostfront, erhielt das Eiserne Kreuz I. Klasse sowie andere Auszeichnungen und erreichte den Rang eines Obersts.
Seine ehemalige Gattin Erzherzogin Isabella betätigte sich während dieser Zeit als Krankenschwester in der Österreichischen Armee, habe sich dabei in den Chirurgen Paul Albrecht (1873–1928) verliebt und sich sogar mit ihm verlobt. Der Kaiser habe jedoch die Ehe mit dem bürgerlichen Arzt verboten (Habsburger Hausgesetze), und die Prinzessin heiratete bis zu ihrem Tod am 6. Dezember 1973 in La Tour-de-Peilz, Schweiz, nicht mehr.
Gerüchten zufolge hatte Prinz Georg schon seit 1896 eine Verbindung mit einem gleichaltrigen Mädchen aus Wien, der Tochter eines wohlhabenden Händlers, das er jedoch infolge der Standesunterschiede nicht heiraten durfte. Wegen dieser unerfüllten Liebe sei auch die Ehe des Prinzen in die Brüche gegangen. Nach dem Ersten Weltkrieg habe er mit dieser Frau – die inzwischen mit dem Offizier Jan Zapletal verehelicht war – einen Sohn namens Franz Hans Leopold Maria Wittelsbach (1919–1999) gezeugt und seine Jugendliebe nun endlich heiraten wollen, was ihm jedoch erneut von der Familie untersagt worden sei. Daraufhin habe Prinz Georg die Heimat und die bayerische Königsfamilie verlassen und ein Theologiestudium begonnen. Inwieweit diese Geschichte den Tatsachen entspricht, kann ohne Einsicht in Akten im Wittelsbacher Hausarchiv – das nicht frei zugänglich ist – kaum mehr geklärt werden.
Priester und Prälat
Georg begann 1919 in Innsbruck ein Theologiestudium und wurde am 21. März 1921 zum Priester geweiht. Er promovierte anschließend in Innsbruck in Kirchenrecht und ging nach Rom, wo er seine Studien fortsetzte und 1925 an der Päpstlichen Akademie graduiert wurde. Papst Pius XI. ernannte ihn am 18. November 1926 zum Päpstlichen Hausprälaten mit der Anrede „Monsignore“, 1930 zum Domherrn von St. Peter. Pius XII. beförderte ihn mit Datum vom 12. November 1941 zum Apostolischen Protonotar, einem der höchsten päpstlichen Ehrentitel. In Rom war der Wittelsbacher bekannt und beliebt unter dem Kosenamen „Monsignore Georgio“. Er war sehr aktiv unter den dort ansässigen Deutschen, besonders den Bayern, und verfügte im Vatikan über beste Kontakte. Er fungierte inoffiziell als Mittelsmann des Hochadels in den Vatikan und des Hl. Stuhls in die Hochadelskreise. Mit römischen Besuchern seiner eigenen Familie pflegte Prinz Georg stets Kontakte, besonders mit seinem Cousin Kronprinz Rupprecht von Bayern, der 1939 vor den Nationalsozialisten nach Rom geflüchtet war. Ebenso blieb er ständig in Verbindung mit dem anderen dort ansässigen oder zu Besuch weilenden Hochadel, der oftmals zu seiner Verwandtschaft zählte. Er nahm u. a. 1930 an der Hochzeit des späteren italienischen Königs Umberto II. und seiner Frau Marie José von Belgien teil; ebenso 1935 an der Trauung des spanischen Infanten Jaime de Borbón. 1938 arrangierte er die Überführung des im bayerischen Exil verstorbenen Königspaares Franz II. von Sizilien und seiner Frau Marie geb. Prinzessin in Bayern, die eine Schwester seiner Großmutter war. Die beiden Toten wurden in der römischen Kirche „Santo Spirito in Sassia“ beigesetzt.
Während seiner römischen Zeit lebte Prinz Georg in der Villa San Francesco mit den dortigen Waldbreitbacher Franziskanerbrüdern (Regularterziaren), die sich der Krankenpflege verschrieben haben.
Georg von Bayern starb mit 63 Jahren in Rom und ist beigesetzt auf dem deutschen Friedhof Campo Santo Teutonico, nahe der Peterskirche. Er gehörte seit 1929 der dortigen „Erzbruderschaft zur schmerzhaften Muttergottes der Deutschen und Flamen“ an. Prinz Georg soll sich – ähnlich dem Ordensgründer der Waldbreitbacher Franziskanerbrüder, Peter Wirth – bei der Pflege von Kranken mit Tuberkulose angesteckt haben und verstarb laut Meldung des „Osservatore Romano“ vom 2. Juni 1943, nach längerer Krankheit. Testamentarisch hinterließ er Geld für neue Bronzetore der Peterskirche. Von seiner Stiftung wurde u. a. das „Tor des Todes“[2] von Giacomo Manzù und das „Tor der Sakramente“[3] von Venanzo Crocetti finanziert.
Der deutsche Künstler Arno Breker schuf 1933 eine Büste des Prälaten.
Literatur
- Albrecht Weiland: Der Campo Santo Teutonico in Rom und Seine Grabdenkmäler, Herder, Freiburg 1988, S. 185.
- Martha Schad: Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter. Langen Müller, München 1998, ISBN 3-7844-2665-4.
Einzelnachweise und Fußnoten
- Amtlicher Teil – (Die Ehe Ihrer k. und K. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Isabelle Marie; Prinzen Georg von Bayern). In: Wiener Zeitung, 26. April 1913, S. 1 (online bei ANNO).
- Peterskirche, Tor der Toten
- Peterskirche, Tor der Sakramente