Fritz Schellong
Fritz Makiri Schellong (* 10. September 1891 in Königsberg i. Pr.; † 18. Januar 1953 Münster) war ein deutscher Internist und Hochschullehrer in Prag und Münster.
Leben
Als Sohn des Geheimen Sanitätsrats Otto Schellong besuchte Fritz Schellong das Königsberger Wilhelms-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er ab 1911 an der Universität Jena Medizin. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Corps Guestphalia Jena. Als Inaktiver wechselte er an die heimatliche Albertus-Universität Königsberg. Als siebenter seiner Familie wurde er im Sommersemester 1912 mit Werner Contag auch im Corps Masovia aktiv.[1][2] Das Medizinstudium wurde unterbrochen durch den vierjährigen Einsatz als Feldunterarzt im Ersten Weltkrieg. Nach dem Staatsexamen wurde er 1920 bei Martin Kirschner in Königsberg zum Dr. med. promoviert.[3] Er begann seine fachärztliche Weiterbildung an der Medizinischen Klinik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bei Alfred Schittenhelm. Aus dieser Zeit stammte sein Interesse an der Herzphysiologie und der klinischen Anwendung des Elektrokardiogramms, das bei einem einjährigen Studienaufenthalt am Universitätsklinikum Würzburg bei dem Physiologen Maximilian von Frey vertieft wurde. Nach Kiel zurückgekehrt und zum Oberarzt ernannt, habilitierte er sich 1925.[4] 1929 wurde er außerplanmäßiger Professor. Ab 1933 war Schellong Leiter des Krankenhauses Speyerer Hof in Heidelberg. In dieser Zeit entwickelte er den Schellong-Test und die klinische Vektorkardiographie. 1939 folgte er dem Ruf der Deutschen Universität Prag auf ihren Lehrstuhl für Innere Medizin. Schon im nächsten Jahr wechselte er an das Universitätsklinikum Münster. Zeitweilig war er Dekan der Medizinischen Fakultät. Schellong war Mitglied der NSDAP und in der SA als Sturmbannarzt tätig[5]. 1940 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.[6] Als o. Professor starb er im 62. Lebensjahr.
Verheiratet war er seit 1924 mit der Ärztin Anneliese Schewe. Zu den vier Kindern des Paares gehörten der Mediziner Günther Schellong und der reformierte Theologe Dieter Schellong.
Leistung
Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit lagen vor allem auf dem Gebiet der Herz-Kreislauferkrankungen. In den Jahren 1922 bis 1927 beschäftigte er sich vorwiegend mit experimentellen Untersuchungen zu Fragen der Grundeigenschaften des Herzmuskels, insbesondere mit den kardialen Aktionsströme, der Erregungsüberleitung und der Elektrokardiographie. Es folgten Arbeiten über die Wirkungsweise des Zuckerstoffwechsels, kardiale Überleitungsstörungen und die Blutdruckregulation (1927–1930). Ab 1931 stand vorwiegend die Problematik der Kreislaufregulation und dessen Funktionsprüfung im Vordergrund (Schellong-Test). Er arbeitete außerdem über die Wirkung von Herzglykosiden auf die kardiale Erregungsüberleitung, die essentielle arterielle Hypertonie, die elektrokardiographische Diagnostik und die Erfahrungen der Behandlung des Diabetes mellitus mit Sojamehlprodukten als Ernährungsalternative. Auf dem Gebiet der Elektrokardiographie beschäftigte er sich zunächst mit Herzrhythmusstörungen und wandte sich später dem Studium des QRS-Komplexes zu. Schellong kann als einer der ersten betrachtet werden, der die Ergebnisse der experimentellen Elektrophysiologie der klinischen Anwendung der Elektrokardiographie zugänglich machte. 1936 führte er die Vektorkardiographie ein und stellte 1937 ein orthogonales Ableitungssystem vor.
Musik
Bereits als Kind ließ Schellong seine ungewöhnliche musikalische Begabung erkennen. Gefördert wurde sie durch umfassenden Unterricht im Klavierspiel und in Musiktheorie. Dem Wunsch seiner Eltern entsprechend, verzichtete er darauf, Musik zu studieren. Die Kompositionsversuche seiner Jugend sind nicht erhalten. Hingegen haben die Manuskripte von 27 im romantischen Stil komponierten Liedern (überwiegend aus den Jahren 1910–1916) beide Weltkriege intakt überstanden.
Schriften
- Arterielle Hypotension. Verh. Dtsch. Ges. Inn. Med. 45 (1933), S. 143
- Die Verwendung der Sojabohne in der Heilkost. Dresden 1935
- Die Regulationsprüfung des Kreislaufs. Dresden 1938
- Elektrographische Diagnostik von Herzmuskelerkrankungen. Verh. Dtsch. Ges. Inn. Med. 48 (1936), S. 288
- mit S. Heller und E. Schwingel: Das Vektordiagramm, eine Untersuchungsmethode des Herzens. In: Zeitschrift für Kreislaufforschung, 29 (1937), S. 497
- Grundzüge einer klinischen Vektordiagraphie des Herzens. Ergebn. Inn. Med. Kinderheilk. 56 (1939), S. 1657
Literatur
- E. Schütz: In memoriam Fritz Schellong. Zeitschrift für Kreislaufforschung 42 (1953), S. 321–335 Google Book Search
- W. Frey: Prof. Dr. Fritz Schellong. Dtsch. Med. Wochenschr. 78 (1953), S. 576
- G. E. Burch, N. P. DePasquale: A history of electrocardiography. Year Book, Chicago 1964, S. 93
- K. Pelzner: Personalbibliographien von Professoren und Dozenten der Inneren Medizin und der Kinderheilkunde der Deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag im ungefähren Zeitraum von 1900–1945. Dissertation, Universität Erlangen 1972
- 75 Jahre Deutsche Gesellschaft für Kardiologie [...], 2002, S. 245
Weblinks
Einzelnachweise
- Kösener Corpslisten 1930, 75/473; 89/1009
- Todesanzeige des Altherrenverbandes der Masuren, in: Ostpreußenblatt, 1. August 1953, S. 15
- Dissertation: Ein Beitrag zur Diagnose und operativen Therapie der Paraplegieen infolge Spondylitis tuberculosa (Katalogzettel, Dissertationenkatalog der Universitätsbibliothek Basel, abgerufen am 21. Juli 2016).
- Habilitationsschrift: Die physikalischen Grundlagen der Elektrokardiographie.
- Fritz Schellong. In: Kieler Gelehrtenverzeichnis der Christian-Albrecht-Universität. CAU, abgerufen am 30. September 2020.
- Mitgliedseintrag von Fritz Schellong bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 21. Juni 2016.