Fritz-Behrens-Stiftung
Die Fritz-Behrens-Stiftung[2] ist eine deutsche gemeinnützige Stiftung[3] zur Förderung von Kunst, Denkmalschutz, Wissenschaft und Wohltätigkeit.[2] Sie wurde nach dem Tod des Braunkohlenindustriellen Friedrich Eduard Behrens (1836–1920) mit Mitteln aus seinem Nachlass errichtet[2] mit Sitz Hannover.
Fritz-Behrens-Stiftung | |
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Rechtsform: | rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts |
Zweck: | Förderung von Kunst, Denkmalschutz, Wissenschaft und Wohltätigkeit |
Vorsitz: | Matthias Fontaine (Vorstandsvorsitzender)[1] |
Bestehen: | seit 1923[1] |
Stifter: | Friedrich Eduard Behrens |
Sitz: | Hannover |
Geschichte
Die Stiftung hat vor allem größere Projekte finanziert. Seit den 1920er und 1930er Jahren wurden beispielsweise mehr als ein Dutzend Skulpturen in Hannover als Kunst im öffentlichen Raum aufgestellt, etwa am Maschsee, in der Eilenriede, im Stadtpark oder im Tiergarten. Andere angekaufte Kunstwerke wurden als Dauerleihgaben an verschiedene Museen insbesondere in Hannover ausgeliehen.[4]
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Fritz-Behrens-Stiftung ihren Sitz in der Gneisenaustraße 45 in Hannover hatte,[5] wuchs das Stiftungskapital durch Zustiftungen, Spenden von Privatpersonen[2] und testamentarisch verfügte Zuwendungen.[4] Langjähriger Kurator der Stiftung war der hannoversche Oberbürgermeister Arthur Menge († 1965).[6]
Bisher geförderte Projekte
(unvollständig)
Großprojekte
- Seenotrettungsboot Fritz Behrens (1977) und Seenotrettungskreuzer Fritz Behrens (1981)
(Spenden an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger)[4]
- Teilfinanzierung der Internationalen Musikakademie für Solisten,[4] deren neuntägigen Meisterkurse nach der Gründung 1978 erst in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel stattfanden, seit 1988 im Schloss Bückeburg.[7]
- Namhafte finanzielle Unterstützung beim Ankauf des Evangeliars Heinrichs des Löwen[4]
- Finanzielle Unterstützung der Renovierung der Casa di Goethe in Rom[4]
- Kauf einer 1745 von Guadagnini gebauten, wertvollen Geige, „die als Preis hochtalentierten Violinisten jeweils auf Zeit zur Verfügung gestellt wird“.[4]
- Beteiligung an der Umbau-Finanzierung des ehemaligen Goseriedebades für die Kestnergesellschaft[4]
- finanzielle Förderung
- des Kinderschutzbundes[4]
- des Literarischen Salons[4]
- des Hannoverschen Künstlervereins[4]
- des Neuen Theaters[4]
Kunst im Öffentlichen Raum
Am Maschsee:
- Menschenpaar von Georg Kolbe[4]
- Der auf einem Fisch reitende Knabe[4] (auch: Fisch mit Putte) von Hermann Scheuernstuhl[8]
- Löwenpaar von Arno Breker, aufgestellt auf der Löwenbastion gegenüber dem Stadtfriedhof Engesohde[9]
- Rosenjunge von Ludwig Vierthaler[4]
- Golfspielerin von Constantin Starck[10]
An oder in der Eilenriede:
- Die von Karl Constantin Starck geschaffene Figur Tennisspielerin wurde als Schenkung der Fritz-Behrens-Stiftung schon 1935 auf dem Gelände des „Deutschen Tennisvereins“ auf dessen Gelände am (heutigen) Theodor-Heuss-Platz aufgestellt.[11]
- Am 27. Juni 1961 wurde der von Vierthaler geschaffene Pelikan-Brunnen am Ende der Fritz-Beindorff-Allee der Stadt Hannover geschenkt.[12]
- 1964 schuf Ludwig Vierthaler im Auftrag der Stiftung den Arthur-Menge-Brunnen am Vierthalerweg zwischen der Eilenriede und dem Maschsee,[6] auf der Bastion am Döhrener Turm.[12]
Im Straßenbild Hannovers:
Dauerleihgaben an Museen
In verschiedenen hannoverschen Museen finden sich als Dauerleihgabe der Stiftung unter anderem Werke von Bernardo Bellotto, Francesco Guardi, Emil Nolde oder Max Ernst.[4]
Im Kestner-Museum:
- Darstellung des „ägyptischen Sonnenkönigs Amun“[4]
In der ständigen Ausstellung der Leibniz Universität Hannover
- die 2014 nach Gottfried Wilhelm Leibniz' Plänen erstmals gebaute Chiffrier-/Dechiffriermaschine (Machina deciphratoria)
Förderung des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs
Junge, besonders talentierte Teilnehmer am Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerb der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover erhalten als Leihgabe eine „Geige, die ca. 1765 in Parma von Giovanni Battista Guadagnini gebaut wurde“.[14]
Wissenschaftspreis
Zur Förderung der Wissenschaft vergibt die Stiftung seit 2010 an Einzelpersonen den mit 30.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis der Fritz-Behrens-Stiftung.[14] In Kooperation mit der VolkswagenStiftung soll für die zentralen Zukunftsthemen Bildung, Wissenschaft und Forschung der „Fokus gezielt auf den Wissenschaftsstandort Hannover“ gelenkt und voraussichtlich alle 2 Jahre vergeben werden.[1]
Preisträger
- 2010
- Angelika Neuwirth, Koranforscherin, die sich an der Freien Universität Berlin als „Künstlerin der Vernetzung [...] für eine an den historischen Quellen orientierte Übersetzung des Korans einsetzt,“ das Werk so für eine breitere Leserschaft verständlich machen und so zum Dialog der Kulturen beitragen will;[1]
- Kurosch Rezwan, Materialwissenschaftler an der Universität Bremen, beschäftigt sich mit neuartigen Materialien aus Biokeramik;[1]
- 2012
- Naika Foroutan, Sozialwissenschaftlerin, die sich mit dem Forschungsprojekt „Hybride europäisch-muslimische Identitätsmodelle“ (Heymat) beschäftigt.[15]
- Stefan Hell, Physiker, Direktor und Leiter der Abteilung NanoBiophotonik am Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, für seine bahnbrechenden Entwicklungen in der Lichtmikroskopie[16]
- 2014
- Axel Haverich, Mediziner an der MH Hannover, arbeitet an Organen aus dem 3D-Drucker
- Nivedita Mani, Psychologin an der Universität Göttingen, forscht zum Spracherwerb bei Kleinkindern[17]
- 2016[18]
- Karsten Danzmann, Physiker, Hannover, arbeitet an Detektoren für Gravitationswellen
- Kai Sina, Literaturwissenschaftler, Göttingen
Gebäude
Die Verwaltung residiert in der Hannoverschen Bristoler Straße 6,[4] die als Baudenkmal ausgewiesene ehemalige Hindenburgvilla im Stadtteil Zoo,[19][20] ehemals zeitweiliger Wohnsitz des Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg.[21]
Das Gebäude kann „für Konzerte, Lesungen, Podiumsdiskussionen und andere hochkarätige Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden.“[4]
Förderanträge
Mit Hilfe von Spenden, Zustiftungen oder testamentarischen Zuwendungen kann die Stiftung auch individuelle Förderungswünsche auf Dauer erfüllen, die der einzelne Geldgeber frei bestimmen und auch mit seinem Namen in Verbindung bringen kann. Ansprechpartner ist der Rechtsanwalt und Notar Matthias Fontaine.[4][22]
Literatur
- Theda Minthe: Fritz-Behrens-Stiftung. In: stiften. fördern. gestalten. Wegweiser zu Stiftungen in Hannover, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Büro Oberbürgermeister – Grundsatzangelegenheiten, in Zusammenarbeit mit der Stiftungsinitiative Hannover, aktualisierte Neuauflage, Hannover: Landeshauptstadt Hannover, November 2007, S. 56
- Helmut Zimmermann: Die Fritz-Behrens-Stiftung. In: Kurt Kreuser: Stiftungen aus Vergangenheit und Gegenwart, Band 5, hrsg. vom Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. und dem Verband Deutscher Wohltätigkeitsstiftungen e.V., Bonn: Bundesverband Deutscher Stiftungen, 1993
- Waldemar R. Röhrbein: Fritz-Behrens-Stiftung. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 196.
- Ralph Ludwig (Konz., Text, Interview), Matthias Fontaine, Thomas Himstedt, Jan Philipp Poppelbaum (Red.): 90 Jahre Fritz Behrens Stiftung, 1. Auflage, Hannover: Fritz Behrens Stiftung, 2013
Weblinks
- Fritz-Behrens-Stiftung auf der Seite freiwilligenserver.de
- Engagement auf der Seite sprengel-museum.de
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Juliane Kaune: Fritz-Behrens-Stiftung / Zwei wichtige Forscherpreise aus Hannover, auch online in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom 13. Oktober 2010, zuletzt abgerufen am 1. März 2013
- Waldemar R. Röhrbein: Fritz-Behrens-Stiftung (siehe Literatur)
- Waldemar R. Röhrbein: Behrens, (2) Friedrich Eduard. In: Stadtlexikon Hannover, S. 55
- Theda Minthe: Fritz-Behrens-Stiftung (siehe Literatur)
- Reinhard Renger (Hrsg.): Die Organisation des Versicherungswesens in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und in der Deutschen Demokratischen Republik von 1945 bis 1989, S. 245; online über Google-Bücher
- Klaus Mlynek: MENGE, Arthur. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 250f; online über Google-Bücher
- Veit Pagel (1. Vorsitzender): Informationen zur IMAS / Weltklasse in Niedersachsen auf der Seite imas-meisterkurse.de, zuletzt abgerufen am 23. Februar 2013
- Gerd von der Osten: Hermann Scheuernstuhl, Fisch mit Putte .... In: Bildwerke aus drei Jahrhunderten in Hannover, mit Fotos von Hildegard Müller, München: Verlag F. Bruckmann, 1957, S. 122f.
- Karljosef Kreter: Der Maschsee. Bebauung und Skulpturen aus der Zeit des Nationalsozialismus, Faltblatt des Projektes Erinnerungskultur in Zusammenarbeit mit der Stadt Hannover, der Oberbürgermeister, Fachbereich Bildung und Qualifizierung, sowie dem Stadtbezirksrat Südstadt-Bult, Stadt Hannover, Februar 2012; herunterladbar als PDF-Dokument
- Vergleiche diese Foto-Dokumentation
- Ludwig Zerull: Karl Constantin Starck. In: Kunst ohne Dach. Skulpturen und Objekte im Stadtbild Hannovers, Hannover: Edition Libri Artis, Schäfer, 1992, ISBN 3-88746-278-5, S. 56
- Fritz-Behrens-Stiftung in Hannover Chronik, passim, teilweise online über Google-Bücher
- Vergleiche diese Bilddokumentation über die Prinzenstraße
- Stiftung Niedersachsen: Fritz-Behnsen-Stiftung (siehe Literatur)
- Karl-Ludwig Baader (Interviewer): Integration / Foroutan: „Integration ist schwer zu messen“ auf der Seite haz.de der HAZ vom 10. Oktober 2012, zuletzt abgerufen am 23. Februar 2013
- Wissenschaftspreis 2012 der Fritz Behrens-Stiftung geht an Stefan Hell beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online); abgerufen am 17. Oktober 2012
- Göttinger Psychologin erhält Wissenschaftspreis der Fritz Behrens Stiftung. Pressemitteilung vom 17. Juni 2014 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de)
- Wissenschaftspreise für Karsten Danzmann und Kai Sina: Fritz Behrens Stiftung bedenkt Forscher mit je 30.000 Euro: VolkswagenStiftung. (Nicht mehr online verfügbar.) In: volkswagenstiftung.de. 14. September 2015, archiviert vom Original am 1. Dezember 2016; abgerufen am 30. November 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Wolfgang Neß: Villenviertel am Zoologischen Garten. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, [Bd.] 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, ISBN 3-528-06203-7, S. 152ff., hier: S. 154; sowie Anlage Zoo. In: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege, S. 10f.
- Anmerkung: Das auf der Seite der Stiftung Niedersachsen: Fritz-Behnsen-Stiftung angegebene „Erbbaurecht an dem denkmalgeschützten Haus in Hannover-Wülfel, das die Stiftung für ihre Zwecke nutzt“, ist vermutlich ein Übermittlungsfehler hinsichtlich des Sitzes der Stiftung; vergleiche die Foto-Dokumentation bei Commons (siehe im Abschnitt Weblinks)
- Klaus Mlynek: HINDENBURG, Paul von Beneckendorff und. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 169.
- Matthias Fontaine (Memento des Originals vom 17. November 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Seite fontaine-goetze.de, zuletzt abgerufen am 14. Oktober 2018