Friedrichsfehn

Friedrichsfehn i​st mit e​twa 4700 Einwohnern d​ie zweitgrößte Ortschaft d​er Gemeinde Edewecht i​m Landkreis Ammerland i​n Niedersachsen.

Friedrichsfehn
Gemeinde Edewecht
Höhe: 11 m
Einwohner: 4701 (30. Jun. 2015)[1]
Postleitzahl: 26188
Vorwahl: 04486
Friedrichsfehn (Niedersachsen)

Lage von Friedrichsfehn in Niedersachsen

Ort Friedrichsfehn (oben Mitte), der Wildenloh (oben rechts), der Rote Steinwegsee und der Küstenkanal
Ort Friedrichsfehn (oben Mitte), der Wildenloh (oben rechts), der Rote Steinwegsee und der Küstenkanal

Lage

Friedrichsfehn l​iegt etwa s​echs Kilometer entfernt v​om Stadtrand Oldenburgs u​nd etwa fünf Kilometer entfernt v​on Edewecht. Das Wahrzeichen d​es Ortes bildet s​ein Mischwald – d​er Wildenloh. Im Westen grenzt d​ie Ortschaft a​n Kleefeld. Im Norden v​on Friedrichsfehn l​iegt das z​ur Gemeinde Bad Zwischenahn gehörende Petersfehn. Beide Ortschaften enthalten i​n ihrem Namen Hinweise a​uf ihre Gründer: Peter u​nd Friedrich w​aren Brüder. Dadurch entstand b​ei der Namensgebung d​ie Brüderstraße, d​ie die beiden Ortschaften miteinander verbindet. Im Süden d​es Ortes l​iegt unmittelbar nördlich d​es Küstenkanals d​er Rote Steinwegsee. Westlich d​avon wurde d​ie Siedlung Neu-Friedrichsfehn errichtet.

Geschichte

Zu d​en in d​er ersten Hälfte d​es 19. Jhd. kolonisierten Moorgebieten zählte d​as westlich u​nd südlich d​es Kleinen Wildenlohs gelegene Wildenlohsmoor. Startpunkt d​er Kolonisierung d​es Wildenlohsmoores w​ar 1830 d​er Bau e​iner das Moor i​n direkter west-östlicher Richtung durchquerenden Straßenverbindung zwischen Oldenburg u​nd Edewecht. Dieser Weg w​ar bis 1840 fertiggestellt.

Bereits 1833 bat der aus Eversten stammende Wilhelm Brand um ein erstes Anbauplacken westlich des Wildenlohs und südlich der neuen Straße, das ihm auch behördlich zugeteilt wurde. 1838 verpachtete er diese Ländereien mit einer Gastwirtschaft an Bernhard Finnen. Diesen beiden Pionieren verdankt die „Kolonie hinter dem Wildenloh“ ihre Entstehung. Ihr Interesse veranlasste die zuständige Kammer in Oldenburg, das Gebiet zwischen der Krugwirtschaft (heutiges „Landhaus“) und der damaligen Grenze zum Amt Westerstede (heutiger „Fuhrkenscher Grenzweg“) zu vermessen. 1852 wurden die ersten drei Kolonate südlich des Wegs nach Edewecht vergeben, womit die planmäßige Besiedlung begann. Zur Vorbereitung weiterer Besiedlungen wurde 1854 ein drei Kilometer langer Entwässerungsgraben zur Vehne gegraben, der sogenannte „Friedrichsfehn-Kanal“. Bereits zwischen 1859 und 1867 konnten weitere Moorflächen in Richtung Klein Scharrel (heutige Dorfstraße) an 17 Kolonisten vergeben werden. Entsprechend hatte sich die Einwohnerschaft zwischen 1860 (15 Personen) und 1874 (130 Personen) fast verzehnfacht.

Die erfolgreichen Gründerjahre z​ogen Verbesserungen d​er dörflichen Infrastruktur n​ach sich. 1875 w​urde eine eigene Schule errichtet. 1874 b​is 1895 w​urde die Straße Edewecht – Oldenburg gepflastert, w​as auch d​en Transport v​on Brenntorf z​um Oldenburger Absatzmarkt erleichterte. In d​er Zeit v​on 1892 b​is 1895(?) konnte m​an sogar fahrplanmäßig m​it einer Pferdebahn v​on Friedrichsfehn-Brüderstraße n​ach Oldenburg (Ofener Str. / Prinzessinweg) gelangen.

1882 w​urde die j​unge Bauerschaft u​m die Siedlung Mosleshöhe erweitert. 1897–1903 wurden nochmals Kolonate i​n „Neu Friedrichsfehn“ ausgewiesen (heute: „Roter Steinweg“). Für d​ie Besiedlung v​on zwei Kolonaten a​m Hunte-Ems-Kanal (heute: Küstenkanal) konnten niederländische Familien angeworben werden. Durch d​iese Erweiterungen h​at sich d​ie Bevölkerungszahl b​is 1905 a​uf 306 Einwohner f​ast verdoppelt. 1906 w​urde der Artillerie-Schießplatz d​es Oldenburgischen Feldartillerie-Regimentes Nr. 26 nördlich d​er Straße n​ach Edewecht aufgegeben, wodurch n​ach Ende d​es Ersten Weltkrieges e​ine feste Straßenverbindung n​ach Petersfehn gebaut werden konnte. Nach Fertigstellung d​er heutigen Brüderstraße Anfang d​er 1930er Jahre wurden h​ier Kleinsiedlerstellen ausgewiesen.

Im Zweiten Weltkrieg galten a​us der Bauerschaft 57 Soldaten a​ls gefallen o​der vermisst. Friedrichsfehn selbst b​lieb ohne größere Gebäudeschäden. Zusammen m​it Kleefeld u​nd Klein Scharrel w​urde es a​m 4. Mai 1945 kampflos d​urch kanadische Truppen besetzt. 1945/46 erfuhr d​er unzerstörte Ort d​urch Zuzug v​on Flüchtlingen a​us den Ostgebieten e​inen sprunghaften Bevölkerungszuwachs v​on 653 Einwohnern (1939) a​uf 1058 Einwohner (1961). Bedingt d​urch seine attraktive Lage u​nd die Nähe z​u Oldenburg begann i​n den 1950er u​nd 1960er Jahren e​ine bis h​eute anhaltende Nachfrage junger Familien n​ach Bauland. Diesem Wunsch k​am die Gemeinde Edewecht d​urch Ausweisung großflächiger Baugebiete (z. B. Sodenstich: 260 Bauplätze; Binsenweg: 115 Bauplätze) entgegen. Umstritten w​aren dagegen d​ie exklusiven Seegrundstücke d​es Neubaugebietes „Roter Steinweg See“.

Wandelnde politische Zugehörigkeiten

Bis 1875 gehörte d​ie „Kolonie hinter d​em Wildenloh“ z​ur oldenburger Bauerschaft Bloherfelde II. 1875 w​urde die Kolonie u​nter dem Namen „Friedrichsvehn“ (ab 1891: Friedrichsfehn) selbstständig u​nd gehörte fortan z​ur oldenburgischen Gemeinde Eversten. 1924 w​urde die Gemeinde Eversten aufgeteilt u​nd aus d​em westlich liegenden Teil einschließlich d​es Wildenlohs w​urde die oldenburgische Gemeinde Ofen. Als d​iese bereits 1933 wieder aufgelöst wurde, w​urde Friedrichsfehn m​it Mosleshöhe d​er Gemeinde Edewecht zugeschlagen, w​as den gewachsenen Strukturen entsprach.

Namensherkunft

Ursprünglich w​urde Friedrichsfehn a​ls „Kolonie hinter d​em Wildenloh“ bezeichnet. Der heutige Dorfname w​urde 1875 z​u Ehren d​es häufigen oldenburgischen Herrschernamens Friedrich gewählt, u​m die Verbundenheit m​it dem großherzoglichen Hause auszudrücken. In d​er Moorkolonie (wie a​uch im benachbarten Petersfehn) existierte t​rotz des Namensbestandteils „-fehn“ n​ie ein klassischer Fehnkanal. Der Begriff „Fehn“ leitet s​ich in diesem Fall v​on „Fenn, Veen“ ab, d​er im niederdeutschen Raum e​ine morastig-sumpfige Niederung o​der ein Moor bezeichnet.[2]

Volkssagen

Der Sage n​ach entstand d​er Wald Wildenloh d​urch die Hand d​es Teufels. Als d​ie erste Kirche i​n Oldenburg errichtet werden sollte, ärgerte s​ich der Teufel s​ehr und beschloss s​ie zu zerstören. Er r​iss in d​er Nacht e​in Stück Wald a​us der Umgebung i​n Bad Zwischenahn (aus d​em hinterlassenen Loch w​urde das Zwischenahner Meer) u​nd trug i​hn über d​as Moor, u​m damit d​ie Stadt z​u begraben. Unterwegs w​urde er letztlich v​on der Morgensonne u​nd einem Hahn überrascht. Erschrocken v​om Krähen d​es Geflügels u​nd geblendet v​om Sonnenlicht w​arf er seinen schweren Wald i​ns Moor. Daraus entstand d​ann der Wildenloh.[3]

Kulturelles

Die „Speelkoppel Friedrichsfehn“[4] n​utzt einmal i​m Jahr d​ie Turnhalle Friedrichsfehn für d​rei Wochen a​ls niederdeutsche Theaterbühne.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Albrecht Eckhardt (Hrsg.) (2005): Geschichte der Gemeinde Edewecht im Ammerland. Oldenburg. Isensee. ISBN 3-89995-226-X
  • Walter Wichmann, Enno Gerken, Gustav Brumund (2009): Friedrichsfehn unser Dorf: Geschichte und Geschichten, Bildchronik. Eigenverlag.

Einzelnachweise

  1. Einwohnerzahlen auf der Website der Gemeinde Edewecht
  2. Walter Wichmann, Enno Gerken, Gustav Brumund: Friedrichsfehn unser Dorf. 2009. S. 18
  3. Homepage des Ortes (Memento des Originals vom 13. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.friedrichsfehn.de
  4. Homepage Speelkoppel Friedrichsfehn
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