Friedrich Jähne
Friedrich Jähne (* 24. Oktober 1879 in Neuss; † 21. Dezember 1965 in München) war ein deutscher Ingenieur, Unternehmer und Wehrwirtschaftsführer.
Leben und Werk
Jähne, Sohn eines Fotografen, beendete seine Schullaufbahn in Neuss und Düsseldorf mit dem Abitur. Anschließend arbeitete er in Kiel auf der kaiserlichen Werft und war 1900 als Marinesoldat an der Niederschlagung des Boxeraufstandes beteiligt. Von 1901 bis 1905 studierte er Maschinenbau an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Während seines Studiums wurde er 1901 Mitglied der Berliner Burschenschaft Rugia.[1] Nach der Diplomprüfung arbeitete er als Betriebsingenieur bei verschiedenen Unternehmen der chemischen Industrie. Jähne nahm als Marinesoldat am Ersten Weltkrieg teil.[2]
Er trat 1921 in den Dienst der Farbenfabriken Bayer in Leverkusen, wurde 1923 Prokurist und 1928 – nach dem Beitritt von Bayer zur I.G. Farbenindustrie AG – Direktor. Am 6. Oktober 1931 wurde Jähne Chef-Ingenieur im Werk Hoechst und in der Betriebsgemeinschaft Mittelrhein der I.G. Farben und Vorsitzender der Technischen Kommission. Unter seiner Leitung begann die grundlegende Modernisierung der Infrastruktur des 1863 gegründeten Werkes, die bis 1939 dauerte. Dazu gehörte die großzügige Anlage neuer Straßen und Erweiterungsflächen, die Reorganisation des Werksbahnnetzes und der Aufbau einer zentralen Strom- und Dampfversorgung anstelle der früheren kleinen Kraftwerke und Transmissionsantriebe. Zwischen 1932 und 1939 wurden jährlich rund 10 Millionen Reichsmark investiert.
1934 wurde Jähne zum stellvertretenden Vorstandsmitglied der I.G. Farben ernannt. Nach dem Tode des Werksleiters Ludwig Hermann am 31. Mai 1938 rückte er zum ordentlichen Vorstandsmitglied der I.G. Farben und stellvertretenden Werksleiter von Hoechst auf. Kurz zuvor beantragte er zusammen mit dem neuen Werksleiter Carl Lautenschläger die Mitgliedschaft in der NSDAP, die ihn rückwirkend zum 1. Mai 1937 aufnahm. Jähne erhielt während des Zweiten Weltkrieges das Kriegsverdienstkreuz erster Klasse und wurde 1943 zum Wehrwirtschaftsführer ernannt.[2]
Jähne galt der Parteihierarchie als unzuverlässig, hatte aber offenbar keine Bedenken wegen der Verstrickung der I.G. Farben in die nationalsozialistische Kriegswirtschaft, z. B. wegen des planmäßigen Einsatzes von Zwangsarbeitern im Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz. Jähne hielt sich während des Krieges mehrfach in den Buna-Werken im Konzentrationslager auf, und auch sein Sohn arbeitete dort als Ingenieur. Von ihm erfuhr er auch von den Massenmorden im sechs Kilometer vom I.G. Farbenwerk entfernten Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.
Im I.G.-Farben-Prozess wurde Jähne am 30. Juli 1948 zu 18 Monaten Haft verurteilt.[3] Aus der Haftanstalt Landsberg wurde er am 17. Oktober desselben Jahres wieder entlassen.
Im September 1955 wurde er Aufsichtsratsvorsitzender der Farbwerke Hoechst (bis 1963). 1955 erhielt er zudem die DECHEMA-Medaille, und im Jahr 1960 wurde er mit dem Großen Verdienstorden mit Stern ausgezeichnet. Außerdem war er Träger des Bayerischen Verdienstordens (verliehen am 23. Juni 1962).[3] 1962 wurde er mit der Grashof-Denkmünze des Vereins Deutscher Ingenieure ausgezeichnet.
Literatur
- Stephan Lindner: Hoechst. Ein I.G. Farben Werk im Dritten Reich. Verlag C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52959-3.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. aktualisierte Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
- Jens Ulrich Heine: Verstand & Schicksal. Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. (1925–1945) in 161 Kurzbiographien. Chemie, Weinheim 1990, ISBN 3-527-28144-4.
- Heuchelei und Begünstigung. In: Junge Welt. 28. Juli 1948.
Weblinks
- Biografie Friedrich Jähne. In: Wollheim Memorial. Abgerufen am 7. August 2009.
- 7. Die I.G. Farben und ihre Nachfolger bis heute. Abgerufen am 7. August 2009.
- Die Manager von IG Farben. Abgerufen am 7. August 2009.
Einzelnachweise
- Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 222.
- Biografie Friedrich Jähne. In: Wollheim Memorial. Abgerufen am 7. August 2009.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. aktualisierte Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 281.