Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie
Das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) ist ein Forschungsinstitut der Fraunhofer-Gesellschaft. Das Institut erforscht und entwickelt spezielle Problemlösungen an den Schnittstellen von Medizin, Biowissenschaften und Ingenieurswissenschaften. Eine der Hauptaufgaben besteht dabei in der Auftragsforschung für biotechnologische, pharmazeutische und medizintechnische Unternehmen, Kliniken, Diagnostische Labore sowie Forschungseinrichtungen. Innerhalb der Bereiche Wirkstoffe, Zelltherapie, Diagnostik und Biobanken entwickelt, optimiert und validiert das Fraunhofer IZI Verfahren und Materialien. Im Forschungsmittelpunkt stehen dabei die Indikationsbereiche Onkologie, immunologische Erkrankungen, Infektionserkrankungen sowie neurodegenerative Erkrankungen. Das Institut ist kliniknah orientiert und übernimmt Qualitätsprüfungen sowie die GMP-konforme Herstellung von klinischen Prüfmustern.
Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie | |
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Standort in Leipzig | |
Kategorie: | Forschungseinrichtung |
Träger: | Fraunhofer-Gesellschaft |
Rechtsform des Trägers: | Eingetragener Verein |
Sitz des Trägers: | München |
Mitgliedschaft: | Verbund Life Sciences |
Standort der Einrichtung: | Leipzig (Perlickstraße 1) |
Außenstellen: | Rostock (Schillingallee 68), Halle (Saale) (Weinbergweg 22), Potsdam-Golm (Am Mühlenberg 13), Erfurt (Herman-Hollerith-Straße 3), Hannover (Feodor-Lynen-Straße 21) |
Art der Forschung: | Angewandte Forschung |
Fächer: | Naturwissenschaften |
Fachgebiete: | Biologie, Immunologie, Biotechnologie, Regenerative Medizin |
Grundfinanzierung: | Bund (90 %), Länder (10 %) |
Leitung: | Ulrike Köhl[1] |
Mitarbeiter: | 638 (Stand Dezember 2018) |
Homepage: | www.izi.fraunhofer.de |
Geschichte
Die Gründung des Instituts erfolgte am 29. April 2005. Im Oktober 2005 wurden die ersten Labore in der Bio City Leipzig angemietet, im Juni 2006 die erste GMP-Anlage in Betrieb genommen. Die Grundsteinlegung für das neue Institutsgebäude erfolgte am 22. September 2006. Eröffnet wurde das heutige Hauptgebäude am 27. Juni 2008. Im Januar 2013 wurde der erste Erweiterungsbau in Betrieb genommen. Der zweite Erweiterungsbau wurde im April 2015 eröffnet. Im April 2010 wurde das Fraunhofer IZI durch eine Kommission renommierter Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik positiv evaluiert. Zum 1. Januar 2011 ging das Institut daraufhin aus der Anschubfinanzierung durch die EU und den Freistaat Sachsen in den regulären Finanzierungsmodus der Fraunhofer-Gesellschaft über. Seit März 2011 unterhält das Institut eine Projektgruppe in Rostock. Die Gruppe entwickelt gemeinsam mit der Universität Rostock neue Verfahren zur Blutreinigung und zum Organersatz. Im Oktober 2013 wurde eine zweite externe Projektgruppe, inzwischen Abteilung, »Molekulare Wirkstoffbiochemie und Therapieentwicklung« in Halle (Saale) gegründet. Im Mittelpunkt der Forschung stehen neurodegenerative und entzündliche Erkrankungen, wie Altersdemenz oder Multiple Sklerose und die Entwicklung entsprechender Therapie-Konzepte. Im Juli 2014 wurde dem Fraunhofer IZI der Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse in Potsdam-Golm angegliedert. Die Schwerpunkte am Standort sind Biotechnologie, Bioproduktion, Bioanalytik und Automatisierung. Im Oktober 2018 wurde das Fraunhofer-Projektzentrum „Mikroelektronische und Optische System für die Biomedizin“ in Erfurt eröffnet. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme (IPMS) und dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF) forscht das Fraunhofer IZI hier an neuen biomedizinischen Anwendungen für mikroelektronische und optische Technologien. Seit 2018 unterhält das Institut zudem eine Außenstelle in Hannover, die im Bereich der präklinischen Entwicklung zellbasierter Krebsmedikament eng mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zusammenarbeitet.
Das Fraunhofer IZI ist Mitglied im Fraunhofer-Verbund Life Sciences. Außerdem gehören dazu das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT), das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB), das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME), das Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM), das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) sowie die Fraunhofer-Einrichtung für Maritime Biotechnologie (EMB).
Forschung und Entwicklung
Der wissenschaftliche Fokus des Instituts liegt in der Erforschung und Entwicklung innovativer diagnostischer und therapeutischer Verfahren zur Behandlung immunologischer, onkologischer und degenerativer Erkrankungen. Dabei gliedert sich das Institut in vier Forschungsbereiche.
Wirkstoffe
Die Entwicklung neuer Wirkstoffe ist ein zeit- und kostenintensiver Prozess. Dabei kommt es oft zu einer Lücke bei der Überführung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. Das Fraunhofer IZI schließt diese Lücke durch besonderes Know-how im Bereich der präklinischen Entwicklung. Dies beinhaltet Wirkstoffcharakterisierung, -optimierung und präklinische Prüfungen bis hin zur klinischen Studie. Besondere Schwerpunkte liegen dabei auf der Entwicklung von Wirkstoffen in den Bereichen Onkologie, autoimmune, neurodegenerative und entzündliche Erkrankungen sowie Infektionskrankheiten.
Zell- und Gentherapie
Der Bereich Zell- und Gentherapie umfasst Entwicklungsaktivitäten und Auftragsforschungsvorhaben zur Entwicklung innovativer zell- und gentherapeutischer Therapiekonzepte sowie deren Validierung, Testung und Herstellung nach GLP- und GMP-Standards. Eigene Entwicklungen widmen sich verstärkt dem Bereich der Tumorimmunologie. Der Leistungsbereich Herstellung und Qualitätskontrolle bearbeitet aktuell hauptsächlich Ansätze zur Krebsbekämpfung und zur Behandlung von Herz- und Kreislauferkrankungen, ist jedoch generell indikationsübergreifend.
Diagnostik
Für die Entwicklung optimaler Therapiestrategien sind innovative diagnostische Methoden notwendig. Das Fraunhofer IZI entwickelt und validiert neue und adaptierte diagnostische Verfahren und Biomarker. So entwickelt das Institut z. B. neue Biomarker für die Onkologie sowie innovative Verfahren zur Diagnostik von Infektionskrankheiten (z. B. Sepsis). Mit innovativen Verfahren und neuen Biomarkerklassen (z. B. ncRNA) ist das Institut bestrebt, sensiblere, schnellere und kostengünstigere Verfahren zu entwickeln und in den klinischen Einsatz zu überführen.
Biosystemtechnik
Der Bereich Biosystemtechnik verbindet biomedizinische, ingenieurs- und verfahrenstechnische Expertise zur Entwicklung von Systemlösungen im Bereich von fortgeschrittenen Herstellungsverfahren sowie der Medizintechnik und Diagnostik. Darüber hinaus liegt ein weiterer Fokus auf der Automatisierung von Herstellungs- und Analyseprozessen sowie der, Entwicklung und Optimierung von Gerätemodulen und deren Integration.
Infrastruktur
Es sind etwa 638 Mitarbeiter (Stand Dezember 2018) beschäftigt, darunter wissenschaftliche Mitarbeiter, technische Assistenten, Technik- und Verwaltungspersonal sowie zahlreiche Doktoranden und internationale Gastwissenschaftler. Der Frauenanteil liegt bei etwa 63 % (Stand Dezember 2018). 2017 betrug der Betriebshaushalt knapp 35,8 Mio. Euro. Die drei Institutsgebäude auf dem Gelände der Alten Messe Leipzig bieten mit etwa 8800 m² Nutzfläche Platz für etwa 428 Mitarbeiter. Das Fraunhofer IZI betreibt drei hochmoderne GMP-Reinraumanlagen mit einer Gesamtfläche von ca. 900 m² sowie entsprechende Qualitätskontrolllabore, die ausschließlich auf Anwendungen im Bereich der Regenerativen Medizin spezialisiert sind. Fokus ist die Prozessentwicklung, Herstellung und Qualitätskontrolle von klinischen Prüfpräparaten im Bereich der Arzneimittel für neuartige Therapien (ATMP), zu denen u. a. Tissue Engineering Produkte, somatische Zelltherapeutika und Gentherapeutika gehören.
In direkter Nachbarschaft zum Fraunhofer IZI befinden sich die Bio City Leipzig, das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, die Veterinärmedizinische Fakultät sowie die Deutsche Nationalbibliothek. Nur wenige Gehminuten entfernt befinden sich die Universitätskliniken, die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig sowie weitere Hochschulen und Forschungsinstitute.
Fraunhofer Life Science Symposium
Seit 2006 organisiert das Fraunhofer IZI verschiedene wissenschaftliche Tagungen. Darunter das jährlich stattfindende Fraunhofer Life Science Symposium. Die Veranstaltung adressiert jeweils ein spezielles Thema aus dem Forschungsspektrum des Instituts und bringt international renommierte Wissenschaftler, Unternehmen sowie Nachwuchswissenschaftler zusammen, die sich zu den aktuellsten Entwicklungen des Fachbereichs austauschen.
Weblinks
Fußnoten