Franz Stelzhamer
Franz Stelzhamer (* 29. November 1802[1] in Großpiesenham, Oberösterreich; † 14. Juli 1874[2] in Henndorf am Wallersee) war ein österreichischer Dichter und Novellist.
Leben und Wirken
Als Sohn eines Kleinbauern besuchte er das Akademische Gymnasium in Salzburg und studierte danach Rechtswissenschaft in Graz und Wien, schloss sein Studium aber nicht ab. Bis 1824 führte er ein unstetes Wanderleben als Schauspieler, Vortragskünstler und Schriftsteller. 1837 erlebte er seinen Durchbruch mit den Liedern in obderenns’scher Volksmundart. Als Journalist war Stelzhamer bis 1842 in Wien, Oberösterreich, Salzburg und Deutschland tätig. Das Land Oberösterreich ermöglichte ihm mit einem Ehrensold ein gesichertes Leben.
Stelzhamer gilt als bedeutendster Vertreter oberösterreichischer Mundartdichtung des ländlich-bäuerlichen Milieus, seine hochdeutschen Schriften werden demgegenüber heute kaum beachtet.
Stelzhamer ist der Textdichter der oberösterreichischen Landeshymne, des Hoamatgsangs.
Antisemitismus
Besonders das Kapitel „Jude“ in seinem 1852 im Selbstverlag erschienenen Text Das bunte Buch wird von Germanisten wie Ludwig Laher oder Armin Eidherr als von antisemitischen Tiraden durchsetzter Text kritisiert.[3] So beschreibt Stelzhamer auf Seite 256 das Volk der Juden als „Riesenbandwurm [geschlungen] um die Ernährungsorgane eines jeden kultivierten Staatskörpers“, den man immer nur teilweise, aber nie vollständig abtreiben kann.
Gedenken
1882 wurde in Wien der Stelzhamer-Bund gegründet. 1900 erschien Hermann Bahrs Theaterstück Der Franzl, das in fünf Bildern aus dem Leben Franz Stelzhamers erzählt.
Im Jahr 1907 wurde in Wien-Landstraße (3. Bezirk) die Stelzhamergasse nach ihm benannt.
1952 wurde vom Land Oberösterreich die Auszeichnung Stelzhamer-Plakette gestiftet, die für „Verdienste um Oberösterreichs Mundart und Volkstum“ verliehen wird.
Am 6. Jänner 2003 wurde der Asteroid (24916) Stelzhamer nach ihm benannt.
Seit 2009 gibt das Kulturhaus Stelzhamermuseum Pramet durch eine Dauerausstellung einen Einblick in Leben und Werk des Dichters. Das „Muadástüberl“ samt Mobiliar kann besichtigt werden.[4]
Werke
- Lyrik
- Lieder in obderenns’scher Volksmundart, 1837 ALO
- Neue Gesänge in obderenns’scher Volksmundart, 1841 ALO
- Lieder in obderenns’scher Volksmundart. Zweite vermehrte Ausgabe, 1844 ALO
- Gedichte in obderenns’scher Volksmundart, 4 Bände, 1844–68 ALO IALO IIALO IIIALO IV
- Volkslust. Auswahl älterer und neuerer Lieder in obderenns’scher Volksmundart, 1847 ALO
- Politische Volkslieder, 1848 ALO
- Gedichte, 1855 ALO
- Liebesgürtel, 1876 (online – Internet Archive)
- Prosa
- Prosa, 3 Bände, 1845 ALO IALO IIALO III
- Jugend-Novellen, 1847 ALO
- Heimgarten, 1847 ALO IALO II
- Das bunte Buch, 1852 ALO
- Gambrinus, 1853 ALO
- Aus meiner Studienzeit, 1875
- Die Dorfschule, 1876
- Epos
- D’Ahnl, 1851 ALO
- Ausgaben
- Ausgewählte Dichtungen, 4 Bände, hrsg. v. Peter Rosegger, 1884.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Stelzhamer, Franz. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 38. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1879, S. 178–191 (Digitalisat).
- Anton Schlossar: Stelzhamer, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 37–39.
- Hermann Bahr: Stelzhamer. (Geboren am 29. November 1802, gestorben am 14. Juli 1874). In: Neues Wiener Tagblatt. Band 36, Nr. 319, 21. November 1902, S. 1–3. PDF bzw. in: Buch der Jugend. H. Hellerm, Wien/ Leipzig 1908, S. 37–44. (Neusatz)
- Richard Plattensteiner: Franz Stelzhamer zu seinem hundertsten Geburtstag. Eine biographische und literarische Würdigung. Hartleben, Wien u. a. 1903.
- Hans Commenda jun.: Franz Stelzhamer. Leben und Werk. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1953.
- H. C. Artmann: Franz Stelzhamer Lieder und Gedicht. Josef Heindl, Schärding 1981, ISBN 3-900328-07-2.
- Franz Braumann: Franz Stelzhamer. Leben und Dichtung. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1973, ISBN 3-85214-104-4.
- Silvia Bengesser: Eine Rezeptionsgeschichte der Mundartgedichte Franz Stelzhamers von 1837 bis 1982. Univ. Diss., Salzburg 1987.
- Silvia Bengesser: Franz Stelzhamer. Zwischen Legende und Wahrheit. Materialien zur Rezeption seiner Mundartdichtung 1837–1982. Bibliothek der Provinz, Weitra 1996, ISBN 3-85252-059-2.
- Christine Nobis: Die Darstellung ländlichen Lebens im epischen Werk Franz Stelzhamers. In: Ostbairische Grenzmarken. Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde. Band 38, Verlag des Vereins für Ostbairische Heimatforschung, Passau 1996, ISSN 0078-6845, S. 167–177.
- Karl Pömer: Kotzengrob und bázwoach. Franz Stelzhamer. Leben und Werk. Moserbauer, Ried i. Innkreis 2002, ISBN 3-902121-15-7.
- Freimut Rosenauer: Gedichte aus dem Innviertel. 4. Auflage. Verlag Hammerer, Ried i. I. 2005, ISBN 3-900963-23-1. (Gedichte und Biographien von Franz Stelzhamer und Hans Schatzdorfer)
- S. Bengesser: Stelzhamer Franz Xav.. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 13, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010, ISBN 978-3-7001-6963-5, S. 205 f. (Direktlinks auf S. 205, S. 206).
Weblinks
- Literatur von und über Franz Stelzhamer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Franz Stelzhamer im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Werke von Franz Stelzhamer im Projekt Gutenberg-DE
- Franz-Stelzhamer-Homepage. Abgerufen am 24. März 2013.
- Verbund Oberösterreichischer Museen - Stelzhamerhaus. Abgerufen am 24. März 2013.
- Franz Stelzhamers Werke in Erstausgaben 1841–1868. – Digitalisate bei Austrian Literature Online (ALO). Abgerufen am 24. März 2013.
Quellen
- Taufbuch 02 (1B) - 101/02 | Schildorn | Linz, rk. Diözese (Oberösterreich) | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 24. Oktober 2018.
- Sterbebuch - STBVII | Henndorf am Wallersee | Salzburg, rk. Diözese | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 24. Oktober 2018.
- Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“ (PDF; 4,2 MB), S. 81, Forschungsprojektendbericht, Wien, Juli 2013.
- Kulturhaus Stelzhamermuseum Pramet -. Abgerufen am 24. August 2019.