Franz Hartwig
Leben
Franz Hartwig machte seine ersten Bühnenerfahrungen in der Jugendschauspielgruppe des Theaters Junge Generation in Dresden. Nach dem Abitur wollte er zunächst Bühnenmeister werden und arbeitete, nach einem zunächst nur für drei Monate geplanten Praktikum, insgesamt etwa ein Jahr in dieser Funktion an einem kleinen Privattheater in Berlin. Seine Schauspielausbildung absolvierte er ab 2006 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin.[2][3] 2010 schloss er dort sein Studium mit dem Schauspieldiplom ab.[2] Hartwig erhielt außerdem eine Ausbildung in Pantomime und Operngesang (Tenor).
Während der Ausbildung spielte er bereits einige große Theaterrollen. 2008 trat er am bat-Studiotheater in Berlin als Franz Biberkopf in einer Bühnenfassung von Berlin Alexanderplatz auf. Außerdem gastierte er 2008 am Maxim Gorki Theater als Laertes in Hamlet in einer Inszenierung von Tilmann Köhler. Auch trat er 2008 in den Rollen Laertes/Rosenkranz in Hamlet an der Schaubühne Berlin auf (Regie: Thomas Ostermeier; Umbesetzung und Rollenübernahme).[3]
Von 2009 bis 2014 war Hartwig anschließend festes Ensemblemitglied an der Schaubühne Berlin.[3] Er spielte dort a. Giselher in Die Nibelungen (2009; Regie: Marius von Mayenburg), Colin in Gerettet von Edward Bond (2010; Regie: Benedict Andrews), Acaste in Der Menschenfeind (2010; Regie: Ivo van Hove), die Rollen Ein Aufseher/Bruder Thomas in Maß für Maß (2011; Regie: Thomas Ostermeier), Tybalt in Romeo und Julia (2013; Regie: Lars Eidinger) und Damis in Tartuffe (2013; Regie: Michael Thalheimer)
Außerdem arbeitete er an der Schaubühne mit den Regisseuren Patrick Wengenroth, David Marton, Friedrike Heller, Falk Richter und Àlex Rigola.[3] 2011 spielte er an der Schaubühne in der Uraufführung des Stücks Regen in Neukölln von Paul Brodowsky.[3] 2011 wurde mit dem Preis der „Best Performance“ beim Kontrapunkt-Festival in Polen für seine Rolle in Die Heimkehr des Odysseus (2011; Regie: David Marton) ausgezeichnet.[3]
Am TAK-Theater Aufbau Kreuzberg spielte Hartwig im März 2016 unter der musikalischen Leitung von Vincent Sebastian Andreas die Titelrolle in der Chor-Oper Hamlet.[4]
Neben seiner Tätigkeit als Theaterschauspieler wirkte Hartwig auch in Fernseh- und Filmproduktionen mit. Er war in kleineren Rollen u. a. in den Kinofilmen Männerherzen … und die ganz ganz große Liebe (2011; Regie: Simon Verhoeven) und A Most Wanted Man (2014; Regie: Anton Corbijn) zu sehen. 2014 verkörperte er den französischen Stummfilmschauspieler Gaston Modot in dem Kurzfilmprojekt Deep Gold von Julian Rosefeldt.
Im Januar 2016 war Hartwig im Saarbrücker Tatort-Krimi Totenstille zu sehen.[5] Er spielte den unangenehmen, ehemaligen Fremdenlegionär Marc Reichert, der seine gehörlose Schwester hasst. Seine Rolle war als „Bad Guy“ mit Familientrauma angelegt; Hartwig spielte die Rolle mit gelegentlichen Anklängen an Klaus Kinski.[6][7][8] Im Februar 2016 war Hartwig in der ZDF-Krimiserie SOKO Stuttgart in einer Episodenhauptrolle als Inhaber eines Comic-Ladens zu sehen.
Im Tatort: Auf einen Schlag, dem ersten Fall der Dresdner Ermittler Sieland, Gorniak, Mohr und Schnabel, der im März 2016 erstausgestrahlt wurde, spielte er Ole Herzog, den Freund der Oberkommissarin Henni Sieland (Alwara Höfels), mit der er in einer On-Off-Beziehung lebt. Diese Rolle spielte er bis November 2017 auch in den drei folgenden Fällen des Dresdner Ermittlerteams.
Im Oktober 2016 war Hartwig außerdem in der ZDF-Fernsehkomödie Zwei verlorene Schafe, an der Seite von Andrea Sawatzki, zu sehen. Er spielte Thaddäus Gerlach, einen jungen evangelischen Pfarrer und Sohn des Bischofs Gerlach (Oliver Breite).[9] In dem ZDF-Fernsehkrimi Die Toten vom Bodensee – Die Braut (Erstausstrahlung: Mai 2017) spielte er den frischvermählten Bräutigam Christian Höflinger, dessen Braut nach der traditionellen Brautentführung erschlagen aufgefunden wird. In der 12. Staffel der ZDF-Serie Notruf Hafenkante (November 2017) hatte Hartwig eine Episodenrolle als Disponent einer Hamburger Speditionsfirma, der in einem Kühlcontainer eingeschlossen wird und fast an Unterkühlung stirbt. Im März 2018 folgte eine Episodenrolle in der ZDF-Krimiserie Der Alte als Mitgründer und Tüftler eines Start-up-Unternehmens, das in die Insolvenz ging.[10]
In dem TV-Dokudrama Kaisersturz (2018) verkörperte er Kurt Hahn, den Berater und engsten Vertrauten des letzten Reichskanzlers Max von Baden.[11] In der deutsch-österreichischen TV-Serie Der Pass (2019) spielte er „mit einer unglaublichen Präsenz als böse schwarze Sonne im Zentrum“ den psychopathischen, „irren“ Serienkiller Gregor Ansbach.[12] In Heinrich Breloers zweiteiligem TV-Dokudrama Brecht (2019) spielte Hartwig, an der Seite von Tom Schilling, Brechts Jugendfreund, den Maler und Bühnenbildner Caspar Neher.[13] In dem TV-Dreiteiler Unsere wunderbaren Jahre, der im März 2020 auf Das Erste ausgestrahlt wurde, verkörperte Hartwig den jungen Benno, der der schüchternen Fabrikantentochter Gundel Wolf (Vanessa Loibl) den Hof macht.[14][15] In der 7. Staffel der TV-Serie Morden im Norden (2020) übernahm Hartwig eine dramatische Episodenhauptrolle als scheinbar liebevoller, aber psychopathischer Betreuer des autistischen Sohnes einer tatverdächtigen, alleinerziehenden Mutter.[16] In dem zweiteiligen TV-Projekt Ferdinand von Schirach: Feinde nach Motiven von Ferdinand von Schirach, das im Januar 2021 erstausgestrahlt wurde, verkörperte er den vermeintlichen Entführer Georg Kelz, der mittels eines Waterboarding zum Folteropfer wird.[17][18] In der 3. Staffel der TV-Serie Charité (2021) übernimmt Hartwig als „rebellischer, freiheitsliebender“ Chirurg Dr. Curt Bruncken eine der Hauptrollen.[19][20]
Hartwig wirkte auch in Hörspielen des rbb und von Deutschlandradio mit.[3] Er lebt in Berlin.[2]
Filmografie (Auswahl)
- 2011: Männerherzen … und die ganz ganz große Liebe (Kinofilm)
- 2012: Bella Australia (Fernsehfilm)
- 2012: SOKO Wismar (Fernsehserie; Folge: Außenborder)
- 2014: A Most Wanted Man (Kinofilm)
- 2014: Deep Gold (Kurzfilm)
- 2016: Tatort: Totenstille (Fernsehreihe)
- 2016: SOKO Stuttgart (Fernsehserie; Folge: Major Mimis Ende)
- 2016: Tatort: Auf einen Schlag (Fernsehreihe)
- 2016: Tatort: Der König der Gosse (Fernsehreihe)
- 2016: Zwei verlorene Schafe (Fernsehfilm)
- 2016: Tödliche Geheimnisse (Fernsehfilm)
- 2017: Die Toten vom Bodensee – Die Braut (Fernsehreihe)
- 2017: Tatort – Level X
- 2017: Notruf Hafenkante (Fernsehserie; Folge: Notwehr)
- 2017: Tatort – Auge um Auge (Fernsehreihe)
- 2017: Dark (Fernsehserie; Folge: Crossroads)
- 2018: Der Alte (Fernsehserie; Folge: Die Kunst des Scheiterns)
- 2018: Kaisersturz (Fernsehfilm)
- 2019: Der Pass (Fernsehserie)
- 2019: Brecht (Fernsehfilm)
- 2020: Kroymann (Satiresendung, eine Folge)
- 2020: Unsere wunderbaren Jahre (Fernsehfilm)
- 2020: Morden im Norden (Fernsehserie; Folge: Bilder des Todes)
- 2020: Dark (Fernsehserie; Folge: The Survivors)
- 2021: Ferdinand von Schirach: Feinde (Fernsehfilm)
- 2021: Charité (Fernsehserie)
- 2021: Der große Fake – Die Wirecard-Story (Fernsehfilm)
- 2021: Wild Republic (MagentaTV-Serie, 8 Folgen)
- 2022: Nazijäger – Reise in die Finsternis (Fernsehserie)
Weblinks
- Franz Hartwig in der Internet Movie Database (englisch)
- Franz Hartwig bei filmportal.de
- Franz Hartwig bei crew united
- Franz Hartwig – Vita; Schaubühne Berlin
- Franz Hartwig bei der Agentur Hoerstermann
- Claudia Tieschky: Franz Hartwig im Porträt: Beiläufig bedeutend; Süddeutsche Zeitung vom 1. Mai 2019
Einzelnachweise
- Franz Hartwig. In: schauspielervideos.de. Abgerufen am 28. Februar 2016.
- Franz Hartwig Profil bei e-TALENTA. Abgerufen am 28. Februar 2016
- Franz Hartwig – Vita; Schaubühne Berlin. Abgerufen am 28. Februar 2016.
- 21.03.2016 - Hamlet. In: tak - Theater Aufbau Kreuzberg. Abgerufen am 2. Februar 2021.
- Tatort „Totenstille“: Er hört nichts, hat aber alles vernommen. Kritik; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24. Januar 2016. Abgerufen am 28. Februar 2016
- "Tatort" aus Saarbrücken: Gehörlos heißt nicht harmlos Kritik; in: Tagesspiegel vom 24. Januar 2016. Abgerufen am 28. Februar 2016
- Der Saarbrücken-„Tatort“ im Check: Bitte Schluss mit lustig: Stellbrinks fünfter Fall ist wieder unteres Niveau. Kritik; in: FOCUS vom 24. Januar 2016. Abgerufen am 28. Februar 2016
- Tatort: Totenstille. Kritik bei Filmstarts.de. Abgerufen am 28. Februar 2016
- ZDF-Film: Komödie „Zwei verlorene Schafe“ ist Sport für Lachmuskeln. Fernsehkritik. In: DerWesten vom 22. Oktober 2016. Abgerufen am 23. Oktober 2016.
- Der Alte, Matula, Tatort, ...Krimi-Tipps am Freitag. In: Abendzeitung vom 30. März 2018. Abgerufen am 31. März 2018.
- Kaisersturz. Offizielle Internetpräsenz des ZDF. Abgerufen am 2. November 2018.
- Warum "Der Pass" die perfekte Krimi-Serie ist. TV-Kritik. In: Süddeutsche Zeitung vom 26. Januar 2019. Abgerufen am 1. Dezember 2019.
- Franz Hartwig als Caspar Neher (1916-1933). Abgerufen am 24. März 2019.
- Mehrteiler „Unsere wunderbaren Jahre“. TV-Kritik bei tittelbach.tv. Abgerufen am 13. März 2020
- "Unsere wunderbaren Jahre": Aufbruch in die Freiheit. GoldeneKamera.de vom 12. März 2020. Abgerufen am 13. März 2020.
- Morden im Norden: Bilder des Todes. Handlung, Besetzung und Bildergalerie. Offizielle Internetpräsenz Das Erste. Abgerufen am 16. November 2020.
- Statement von Franz Hartwig. Offizielle Internetpräsenz Das Erste. Abgerufen am 5. Januar 2021.
- Franz Hartwig im Schirach-Eventfilm "Feinde": Monster mit weichem Gesicht. Tag24.de vom 2. Januar 2021. Abgerufen am 5. Januar 2021.
- Dritte "Charité"-Staffel im Dreh. Abgerufen am 5. Januar 2021.
- Franz Hartwig als Dr. Curt Bruncken. Offizielle Internetpräsenz Das Erste. Abgerufen am 5. Januar 2021.