Forst (Weihenzell)

Forst () (umgangssprachlich: əscht[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Weihenzell im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).

Forst
Gemeinde Weihenzell
Höhe: 430 m ü. NHN
Einwohner: 22 (1. Jan. 2017)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 91629
Vorwahl: 09802
St. Stephanus
Ehemaliges Jagdschlösschen

Geografie

Südöstlich des Kirchdorfs grenzt das Waldgebiet Kohlschlag an, im Westen liegt das Dünnholz und 0,5 km nordöstlich liegt der Schleißwald. Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Frankendorf (0,6 km südlich) und Neubruck (1,5 km östlich) jeweils zur Kreisstraße AN 10 und nach Petersdorf (1,4 km nordwestlich).[3] Durch den Ort verläuft der Fränkische Marienweg.

Geschichte

1291 wurde der Ort als „Forst“ erstmals urkundlich erwähnt.[2] Gegründet wurde er wohl auf einer gerodeten Gebietsfläche im 10. bis 13. Jahrhundert. Bereits 1309 hatte der Ort eine eigene Pfarrei mit dazugehöriger Kirche, die dem hl. Stephan geweiht war. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde Forst schwer in Mitleidenschaft gezogen; seine ursprüngliche Größe erreichte der Ort nicht mehr.[4]

Im 16-Punkte-Bericht des Fürstentums Ansbach von 1684 wurden für Forst 2 Mannschaften verzeichnet: Das eine Anwesen unterstand dem Hofkastenamt Ansbach, das andere Anwesen der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung der Reichsstadt Nürnberg. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-ansbachische Hofkastenamt Ansbach aus.[5]

Auch gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Forst 2 Anwesen (1 Hof, 1 Tafernwirtschaft). Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte weiterhin das Hofkastenamt Ansbach aus. Die beiden Anwesen unterstanden der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung der Reichsstadt Nürnberg. Neben den Anwesen gab es noch kirchliche Gebäude (Kirche, Kaplaneihaus) und kommunale Gebäude (Schulhaus).[6] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Ansbach.[7]

Im Jahre 1806 kam Forst an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Forst dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Bruckberg und der 1811 gegründeten Ruralgemeinde Bruckberg zugeordnet.[8] Am 13. August 1827 wurde den Bewohnern der Orte Forst, Frankendorf, Petersdorf und der Fessenmühle die Bildung der Gemeinde Forst genehmigt.[9] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Ansbach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Ansbach (1919 in Finanzamt Ansbach umbenannt). Ab 1862 gehörte Forst zum Bezirksamt Ansbach (1939 in Landkreis Ansbach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb bis 1870 beim Landgericht Ansbach, von 1870 bis 1879 war das Stadt- und Landgericht Ansbach zuständig, seit 1880 ist es das Amtsgericht Ansbach.[7] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 7,490 km².[10]

Der Schulbetrieb wurde in den 1960er Jahren eingestellt. 1967 wurde das Schulgebäude abgerissen.

Im Zuge der Gebietsreform wurde die Gemeinde Forst am 1. Juli 1971 nach Weihenzell eingemeindet.[11]

Baudenkmäler

  • Ev.-luth. Filialkirche St. Stephanus: gotischer Westturm, Kirche selbst 1756 vollendet
  • Haus Nr. 1 (ehemaliges Jagdschlösschen): zweigeschossiger Bau mit Ecklisenen und Mansarddach aus der Mitte des 18. Jahrhunderts; im Obergeschoss Zimmer mit Rahmenstuck, eingeschossige Scheune, bezeichnet 1755, mit Satteldach
  • Haus Nr. 2 (ehemalige Brauerei): zweigeschossiger Massivbau des 18. Jahrhunderts mit Walmdach
  • Haus Nr. 4 (ehemaliges Schul- und Mesnerhaus): zweigeschossiger Bau des 18. Jahrhunderts mit Krüppelwalm[12]

Bodendenkmäler

In der Gemarkung Forst gibt es mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde im Bereich der Kirche St. Stephanus.

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Forst

Jahr 18401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner 250278280284266268266274261251257250258282286260251238355377313259246
Häuser[13] 45424744464547
Quelle [14][15][15][16][17][18][19][20][21][15][15][22][15][15][15][23][15][15][15][24][15][10][25]

Ort Forst

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987001999002011002017
Einwohner 1830414538364390503237392422
Häuser[13] 3687871010
Quelle [26][14][16][18][21][22][23][24][10][25][27][28][1]

Religion

Der Ort ist seit der Reformation protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Stephanus (Forst) gepfarrt. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession waren früher nach Christ König (Ansbach) gepfarrt, jetzt nach St. Bonifatius (Dietenhofen).

Personen

  • Hans Großmann (1895–1973), Mediziner und Hygieniker, wurde in Forst geboren

Literatur

Commons: Forst (Weihenzell) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. www.weihenzell.de
  2. E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 77.
  3. Forst im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. K. Rosenhauer: Der Landkreis Ansbach, S. 138f.
  5. Staatsarchiv Nürnberg, Ansbacher Salbuch 127, 1127. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 683.
  6. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 855.
    Nach Johann Bernhard Fischer: Forst. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 18 (Digitalisat). (= J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 2, Sp. 160) war eines von den zwei Anwesen ansbachisch.
  7. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 989.
  8. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Ansbach 1808–17. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 961.
  9. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 947.
  10. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 754 (Digitalisat).
  11. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 420.
  12. G. P. Fehring: Stadt und Landkreis Ansbach, S. 95. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
  13. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  14. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 39 (Digitalisat). Im Original: 369 Einwohner für die Gesamtgemeinde. Der Fehler beruht auf falschen Angaben der Einwohnerzahl für Frankendorf und Petersdorf. Die korrekte Einwohnerzahl der Gemeinde wurde dem Historischen Gemeindeverzeichnis entnommen.
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 164, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  16. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 984, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  17. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 152 (Digitalisat).
  18. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1148, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, S. 60 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, S. 172 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1088 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1152 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1189 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1025 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 167 (Digitalisat).
  26. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 26 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 332 (Digitalisat).
  28. Günther Roesner: Weihenzell, S. 152.
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