Flammendes Inferno
Flammendes Inferno (Originaltitel: The Towering Inferno) ist ein Katastrophenfilm aus dem Jahr 1974 von John Guillermin mit Steve McQueen und Paul Newman in den Hauptrollen. Das Drehbuch basiert auf den beiden Romanen The Tower von Richard Martin Stern und The Glass Inferno von Thomas N. Scortia und Frank M. Robinson. Großer Wert wurde auf realistisch aussehende Spezialeffekte gelegt.
Film | |
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Titel | Flammendes Inferno |
Originaltitel | The Towering Inferno |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1974 |
Länge | Kino: 165 Minuten DVD: 158 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Regie | John Guillermin |
Drehbuch | Stirling Silliphant |
Produktion | Irwin Allen |
Musik | John Williams |
Kamera | Fred J. Koenekamp |
Schnitt | Harold F. Kress Carl Kress |
Besetzung | |
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→ Synchronisation |
Handlung
In San Francisco wird der 138 Stockwerke hohe Wolkenkratzer der Firma Duncan Enterprises eingeweiht – das höchste Gebäude der Welt. Noch vor Beginn der Feier kommt es im technischen Kontrollraum des Gebäudes zu einem Kurzschluss aufgrund mangelhafter Kabelisolierung.
Der Architekt des Hochhauses, Doug Roberts, untersucht den Vorfall und stellt zu seinem Ärger fest, dass Bauherr und Firmenbesitzer Jim Duncan und sein Schwiegersohn Roger Simmons, der für die elektrischen Installationen zuständig war, die von Roberts geforderten Standards für die Elektro-, Sicherheits- und Brandschutzsysteme auf das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß heruntergefahren haben, um Kosten einzusparen. Duncan wischt die Sicherheitsbedenken beiseite und lässt die Einweihungsparty pünktlich im Promenadenraum im 135. Stock beginnen. Unter den mehr als 300 Gästen befinden sich Bürgermeister Robert Ramsay, Senator Gary Parker, Firmenchef Duncan, dessen Tochter Patty und ihr Mann Roger Simmons sowie die Lebensgefährtin des Architekten Susan Franklin.
Zeitgleich mit dem ersten Zwischenfall kommt es in einem Lagerraum im 81. Stock ebenfalls zu einem Kurzschluss, der ein Feuer entfacht, das zunächst jedoch unbemerkt bleibt. Erst als Roberts zusammen mit seinem Mitarbeiter Will Giddings einige Verteilerkästen im Hochhaus inspiziert, wird der Brand entdeckt. Giddings erleidet durch das Feuer Verbrennungen und stirbt später an seinen Verletzungen. Die Feuerwehr wird verständigt und versucht, den Brand einzudämmen. Feuerwehrchef O’Hallorhan fordert die Gäste der Einweihungsparty vorsichtshalber auf, sich ins Erdgeschoss zu begeben, was Duncan nur widerwillig umsetzt und so Zeit verschwendet. Er scheut den Prestigeverlust für seinen Gläsernen Turm (im Original: Glass Tower). Im Büro des Architekten im 79. Stock richtet die Feuerwehr eine Kommandozentrale ein.
Der Brand weitet sich immer schneller aus. Dan Bigelow, zuständig für Duncans Öffentlichkeitsarbeit, sowie dessen Sekretärin Lorrie werden bei einem heimlichen Schäferstündchen in ihrem Büro von den Flammen eingeschlossen und kommen darin um. Ein mit Gästen nach unten fahrender Aufzug wird von den Flammen erfasst, wobei es weitere Opfer gibt. Als ein Außenfahrstuhl bei der Abfahrt durch eine Explosion aus seiner Führung gerissen wird, stürzt die reiche Witwe Lisolette Müller in den Tod. Um die restlichen Fahrgäste im Aufzug zu retten, nimmt O’Hallorhan mittels eines Helikopters die Fahrstuhlgondel an einen Haken und bringt die Überlebenden so zu Boden. Alle Fahrstühle sind inzwischen unbenutzbar. Da die Treppenhäuser blockiert sind, wird zunächst versucht, die Menschen per Helikopter vom Dach zu retten, was jedoch auf Grund von stürmischem Wind scheitert: Der Hubschrauber zerschellt. Daraufhin wird ein Seil zum gegenüberliegenden Hochhaus gespannt, um die Evakuierung der Menschen mit einer ans Seil gehängten Rettungsboje fortzusetzen. Da damit immer nur eine Person gleichzeitig befördert werden kann, lässt Duncan unter den Überlebenden Nummern verlosen, um die Reihenfolge zu regeln.
Inzwischen hat das Feuer den 135. Stock fast erreicht. Die Zeit reicht nicht mehr, alle Menschen mit der Rettungsboje rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Als es kaum noch Hoffnung gibt, die Menschen rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, fasst man einen waghalsigen Plan: Durch die Sprengung der Wassertanks auf dem Dach, die eine Million Gallonen Wasser enthalten, besteht die Chance, die Brände zu löschen, jedoch stellen die herabstürzenden Wassermassen auch eine Gefahr für die Menschen dar. Aber es bleibt keine andere Wahl mehr. Als man den Überlebenden davon erzählt, was man vorhat und dass die verbleibenden 15 Minuten nicht mehr für die Rettung aller Personen über die Rettungsboje reichen, bricht Panik aus. Eine Gruppe um Roger Simmons ignoriert die festgelegte Reihenfolge und versucht, die Rettungsboje vorzeitig zu stürmen. Als Senator Parker ihn dabei aufhalten will, stürzt er in die Tiefe, und nachdem das Seil aufgrund der Überladung reißt, folgt ihm auch Roger in den Tod. Die verbliebenen Partygäste bekommen die Weisung, sich mit Seilen festzubinden, damit sie nicht von den Wassermassen davongespült werden. Die Sprengung wird von Roberts und O’Hallorhan in die Tat umgesetzt.
Das Vorhaben ist erfolgreich, die Wasserflut löscht das Feuer. Dabei sterben nochmals einige Personen, die von herabfallenden Trümmern erschlagen oder vom Wasser aus dem Fenster gespült werden, darunter auch Bürgermeister Ramsay. Feuerwehrchef O’Hallorhan erklärt, dass man mit am Ende weniger als 200 Toten noch Glück gehabt hat und prophezeit, dass eines Tages 10.000 Menschen in einem Hochhaus sterben werden, sofern man diese in Zukunft nicht sicherer baut.
Synchronisation
Bei der Wiederveröffentlichung auf der mehrsprachigen Blu-ray Disc 2009 wurde von den deutschen Fassungen ausschließlich die Synchronfassung von 2003 auf den Datenträger aufgenommen, was von einigen Filmfans kritisiert wurde.[1]
Hintergrund
Nach dem großen Erfolg des Katastrophenfilms Die Höllenfahrt der Poseidon aus dem Jahr 1972 kaufte das Filmstudio Warner Bros. die Filmrechte am Buch „The Tower“ für 390.000 US-Dollar. Wenige Wochen später kaufte Irwin Allen für 20th Century Fox die Filmrechte am Buch „The Glass Inferno“ für 400.000 US-Dollar. Anstatt sich in den Kinos mit zwei Katastrophenfilmen mit ähnlichem Inhalt Konkurrenz zu machen, entschied man sich, für ein gemeinsames Projekt zusammenzuarbeiten und sich die Produktionskosten zu teilen. Damit wurde der Film die erste gemeinsame Produktion zwischen Warner und Fox und stellte die erste Gemeinschaftsproduktion von zwei großen Filmstudios überhaupt dar. Fox erhielt die Rechte und Einnahmen des Films in den Kinos der USA und Warner aus den Ländern außerhalb der USA.
Die Dreharbeiten in Kalifornien begannen am 9. Mai 1974 und endeten am 11. September 1974.[2] Produzent Irwin Allen wollte selbst Regie führen, was die Filmstudios ihm jedoch verweigerten und lieber auf jemanden mit mehr Regieerfahrung setzten. Er konnte jedoch durchsetzen, als Second Unit Director bei den Actionszenen Regie zu führen, was er auch bereits im Katastrophenfilm Die Höllenfahrt der Poseidon tat. Allens Ehefrau Sheila (im Abspann als Sheila Mathews erwähnt) spielt im Film Paula Ramsay, die Frau des Bürgermeisters.
Die beiden Hauptdarsteller Steve McQueen und Paul Newman erhielten jeweils die gleiche Gage: 1 Million US-Dollar, sowie 7,5 % der Einnahmen. Um McQueen und Newman bei der Nennung ihrer Namen möglichst gleichberechtigt darzustellen, hat man sich besondere Mühe gegeben: Nebeneinandergestellt würde McQueen (von links nach rechts betrachtet) vor Newman gelesen werden. Deswegen steht Newmans Namen rechts nicht auf gleicher Höhe, sondern leicht nach oben versetzt, sodass er im Abspann (der von unten nach oben läuft) dafür etwas früher als der von McQueen erscheint. Paul Newmans Sohn Scott spielt im Film einen jungen Feuerwehrmann. Da Scott vier Jahre später starb, blieb dies der einzige Spielfilm, in dem Vater und Sohn zu sehen waren. Für Jennifer Jones, Hollywood-Star der 1940er- und 1950er-Jahre, war es die letzte Filmrolle.
Die Building Owners and Managers Association (BOMA) verlangte von Produzent Irwin Allen einen Hinweis im Abspann des Films, dass eine derartige Katastrophe in einem modernen Bürogebäude nicht passieren könne. Allen wollte dies nur dann akzeptieren, falls die BOMA dann auch an allen Gebäuden, die nicht mit einer Sprinkleranlage ausgestattet sind, ein Schild mit dem Hinweis „Dieses Haus ist nicht feuersicher“ anbringen würde. Die Vereinbarung kam daraufhin nicht zustande.[3] Der fiktive Glass Tower im Film mit 138 Stockwerken und 104 Aufzügen wäre rund 1800 Fuß (etwa 550 Meter) hoch und zu der Zeit das höchste Gebäude der Welt gewesen.[4] Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Films waren die höchsten Gebäude das 1973 fertiggestellte World Trade Center (417 Meter) und der 1974 fertiggestellte Sears Tower (442 Meter).
Das von Al Kasha und Joel Hirschhorn für den Film komponierte Lied We May Never Love Like This Again wurde von Maureen McGovern gesungen. Diese hat einen kurzen Gastauftritt im Film und singt dabei den Titel während der Einweihungsfeier.
Kinostart in den USA war am 14. Dezember 1974, in der Bundesrepublik Deutschland am 6. März 1975 und in der DDR am 13. November 1981. Die Produktionskosten von rund 20 Millionen US-Dollar konnten innerhalb der ersten drei Wochen Kinolaufzeit in den USA wieder eingespielt werden.[3] Andere Quellen schätzten die Produktionskosten lediglich auf 14 Millionen US-Dollar. In den Kinos der USA spielte der Film insgesamt 116 Millionen US-Dollar ein.[5]
Rezeption
Flammendes Inferno wurde in der Filmkritik überwiegend als gutes Unterhaltungskino gesehen, bei Rotten Tomatoes fallen basierend auf 33 Kritiken insgesamt 70 % der Kritiken grundsätzlich positiv aus (Stand: November 2021).[6] Roger Ebert vergab 3 von 4 Sternen und lobte in seiner Rezension 1974 die Stunt-Koordination und Spezialeffekte, durch die die Feuerdetails real aussähen. Dass das Telefonsystem trotz des Feuers weiter funktioniere und so McQueen und Newman miteinander den Kontakt aufrechterhalten lasse, sorge für die nötige Storyentwicklung. Der Film sei bei weitem der beste der Katastrophenfilme der Mitte der 1970er Jahre.[7]
„Der Brand in einem 137 Stockwerke hohen, nur ungenügend gesicherten Hochhaus von San Francisco dient als Anlaß für die sensationsbetonte Darstellung menschlicher Bewährungsproben. In technischem Realismus perfekt ausgemaltes Katastrophen- und Rettungsspektakel, das jede Möglichkeit zu Schauwerten nutzt. Sehr publikumswirksame Unterhaltung.“
„Die von Irwin Allen mit beklemmender Perfektion inszenierten Trickaufnahmen gehören zu den besten der Filmgeschichte. Nie verliert der Betrachter die Illusion, eine absolut authentische Apokalypse mitzuerleben. Angesichts des irrwitzigen technischen Aufwands nehmen sich die zahlreichen Haupt- und Nebenhandlungen umso fader und konventioneller aus. Die unbeholfen gezeichneten Figuren erfüllen allenfalls eine Funktion als Stichwortgeber für spektakuläre Aktionen. Ein Film für Pyromanen.“
Nach dem Brand im Grenfell Tower in London 2017 wurden Parallelen zu dem Film sowohl bei den Sicherheitsmängeln als auch beim Brand- und Rettungsverlauf gezogen, da die Details dem realen Brand ähnelten.[10]
Auszeichnungen
- Bei der Oscarverleihung 1975 gewann der Film in drei Kategorien einen Preis: Beste Kamera, Bester Schnitt und Bester Original-Song (Titel: We may never love like this again). Darüber hinaus war der Film in weiteren fünf Kategorien für einen Oscar nominiert: Bester Film, Bester Nebendarsteller (Fred Astaire), Beste Filmmusik (John Williams), Bestes Szenenbild und Bester Ton.
- Bei der Verleihung des Golden Globe 1975 gewann der Film in zwei Kategorien einen Golden Globe Award: Fred Astaire als Bester Nebendarsteller und Susan Flannery als Beste Nachwuchsdarstellerin. Darüber hinaus war der Film in drei Kategorien nominiert: Bester Filmsong, Bestes Filmdrehbuch und Beste Nebendarstellerin (Jennifer Jones).
- Dem Film wurde in Deutschland für das Erreichen von 3 Millionen Kinobesuchern in 18 Monaten die Goldene Leinwand 1978 verliehen.
Weblinks
- Flammendes Inferno in der Internet Movie Database (englisch)
- Flammendes Inferno bei Rotten Tomatoes (englisch)
Einzelnachweise
- Besprechung in Pantoffel-TV von Holger Kreymeier et al., Folge 88. 1. Mai 2017
- Flammendes Inferno. (Nicht mehr online verfügbar.) In: arte.tv. Archiviert vom Original am 6. Dezember 2015; abgerufen am 15. März 2012.
- Film: Die letzten Tage der Menschheit. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1975, S. 120–126 (online – 24. Februar 1975).
- DVD-Bonusmaterial
- The Towering Inferno (1974). In: boxofficemojo.com. Abgerufen am 15. März 2012.
- The Towering Inferno bei Rotten Tomatoes. Abgerufen am 8. November 2021 (englisch).
- Roger Ebert: The Towering Inferno. 1. Januar 1974, abgerufen am 3. Juli 2017.
- Flammendes Inferno. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
- Filmtips. In: Zeit Ausgabe 11/1975. 7. März 1975, abgerufen am 15. März 2012.
- Paul Finch: Editorial: London’s towering inferno raises questions of principle beyond fire control. In: Architectural Review. 6. Juli 2017, abgerufen am 8. November 2021 (englisch).